/ Ohne König Ole
Mit Ole Einar Bjørndalen wird eine Wintersport-Legende in Pyeongchang fehlen. Die Konkurrenz schläft jedoch nicht. Grund genug, auf die Karriere des Norwegers zurückzuschauen und einen Blick auf die möglichen Thronfolger zu werfen.
Von Pascal Gillen
17 Pfund Brot, 17 Pfund Fleisch und zehn Liter Wein soll der erfolgreichste Olympionike der Antike zu sich genommen haben. Milon von Kroton hatte gar so viel Kraft, dass er einen Ochsen auf die Schultern nahm und ihn mit einem Schlag tötete. Zugleich machte ihn das zum erfolgreichsten Ringer und zum erfolgreichsten Olympioniken der antiken Spiele.
Olympische Winterspiele gab es damals noch nicht. Seit den ersten Winterspielen 1924 dominieren vor allem die Deutschen, die Russen und die Norweger den Medaillenspiegel. Dass der erfolgreichste Winter-Olympionike ähnliche Anlagen wie Milon von Kroton aufweisen kann, ist wohl ausgeschlossen. Ole Einar Bjørndalen gilt in der heutigen Zeit dennoch als Ausnahmeathlet.
Fühlt sich nicht mal halb so alt
,,Ich fühle mich wie ein 20-Jähriger“, erzählte der Biathlet nach Olympia 2014. Dass er mehr als doppelt so alt ist, interessiert ihn recht wenig. Sechs olympische Teilnahmen, darunter acht Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille, kann er sich um den Hals hängen. 43 Jahre ist der Norweger alt, denkt aber trotz der Nicht-Nominierung für die Olympischen Winterspiele nicht über einen Rücktritt nach.
Bjørndalens erste Spiele fanden 1994 in Lillehammer statt. Bei seinen Heimspielen in Norwegen konnte der damals 20-Jährige allerdings noch kein Edelmetall gewinnen. Über seine ersten beiden Medaillen konnte sich der Biathlet erst vier Jahre später in Nagano freuen. Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung waren der Anfang einer außergewöhnlichen Karriere.
Die erfolgreichsten Spiele folgten dann gleich auf Nagano. 2002 in Salt Lake City konnte Bjørndalen in allen vier Rennen Gold gewinnen. Im Sprint, in der Verfolgung, im Einzel und auch in der Staffel konnten ihm weder der Franzose Raphaël Poirée noch der Deutsche Sven Fischer, die damals seine größten Konkurrenten waren, Paroli bieten. Dass er den Massenstart und die Mixed-Staffel nicht gewann, lag daran, dass Ersterer 2006 und Letztere 2014 ins olympische Programm aufgenommen wurden.
Die Olympischen Spiele von 2006 verliefen für den Rekord-Biathleten allerdings nicht wie erwartet. Nach zwei Gesamtweltcupsiegen in Folge und vier Goldmedaillen bei den Weltmeisterschaften in Hochfilzen ein Jahr zuvor war Bjørndalen der überragende Sportler. Zweimal lag er auf Goldkurs, verlor im Verfolgungsrennen den Zielsprint gegen den Franzosen Vincent Defrasne und im Massenstart war der Norweger bis zum letzten Schießen souverän in Führung, schoss aber zwei Fehler.
Einmal Silber und einmal Bronze lautete die Bilanz in Turin. 2010 in Vancouver sammelte Bjørndalen Silber im Einzel und Gold in der Staffel, bevor er vier Jahre später mit 40 Jahren dann offiziell zum erfolgreichsten Winter-Olympioniken aller Zeiten gekürt wurde. Im Sprint und in der Mixed-Staffel gewann er Gold und überholte seinen Landsmann Bjørn Dæhlie, der von 1992 bis 1998 ebenfalls acht goldene, vier silberne, aber keine bronzene Medaille im Langlauf gewann.
Leicht exzenztrischer Perfektionist
Dass der norwegische Verband den Ausnahmeathleten nicht für Olympia nominierte, enttäuscht ihn. ,,Ich glaube, ich hätte bis Olympia in Form kommen können. Es ist blöd, dass ich nicht dabei sein kann‘‘, verrät er in einem Interview mit dem Fernsehsender TV2. Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass der Tag irgendwann kommen musste.
Die Biathlon-Legende gilt auch außerhalb der Rennen als extremer Perfektionist. „Alles, was die Leistung mindern kann, muss man ausschalten.“ Damit meint der Norweger allerdings nicht nur Alkohol oder ungesundes Essen, sondern auch Bakterien. „Staubsauger sind wichtig für mich“, erzählt er in einem Interview mit der FAZ.
Weil Böden in Hotels oft nicht bakterienfrei sind, beschloss er, Böden und Teppiche in Hotels immer mit Plastik zu überdecken. Diese Idee wurde dann auch von anderen Sportlern übernommen: Mittlerweile ist der komplette Untergrund in Hotels der norwegischen Biathlon- und Langlauf-Teams durchgehend mit Plastik bedeckt.
Alkoholverzicht – mit zwölf Jahren
Als Zwölfjähriger beschloss der Norweger aber auch, keinen Tropfen Alkohol mehr zu konsumieren. „Mit zwölf habe ich mich entschieden, keinen Alkohol mehr zu trinken. Vorher war ich schon ein paar Mal besoffen. Das macht jeder bei uns in Norwegen. Wenn ich Alkohol weglasse, erreiche ich meine Ziele schneller.“ Nach keinem seiner Olympia- oder Weltmeistertitel trank der Norweger auch nur einen Tropfen Alkohol.
Eine Sportlerin, die nun an Bjørndalen herankommen könnte, ist die Norwegerin Marit Bjørgen, die zurzeit auf Rang drei der erfolgreichsten Winter-Olympioniken liegt (sechsmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze). Für die 37-jährige Langläuferin bsind die Spiele in Pyeongchang die fünfte Teilnahme an Olympia.
Ein ernst zu nehmender Konkurrent ist ebenfalls der russische Shorttracker Wiktor Anh. Sechs Mal Gold und zwei Mal Bronze zählt er zu seinem Repertoire, 2014 war er in Sotschi der erfolgreichste Athlet mit drei goldenen und einer bronzenen Medaille. Nachdem Anh 2006 schon drei Mal in Turin Gold geholt hatte, verletzte sich der gebürtige Südkoreaner vor den Spielen 2010 so schwer, dass eine Teilnahme unmöglich war. Der südkoreanische Verband nominierte ihn daraufhin nicht mehr für Rennen, so dass er 2011 die russische Staatsbürgerschaft übernahm.
Auch die Niederländerin Ireen Wüst schlägt sich in diesem Ranking nicht schlecht. Auf dem 15. Platz befindet sich die Eisschnellläuferin mit viermal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze.
Wenn man die Olympischen Sommerspiele miteinbezieht, waren nur fünf Sportler besser als Bjørndalen, darunter der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten, Michael Phelps.
Die stärkste olympische Nation ist dennoch nicht Norwegen, sondern Deutschland. Mit 136 Goldmedaillen liegen die Deutschen auf Rang eins des ewigen Medaillenspiegels, gefolgt von Russland, das auch 136 Goldmedaillen, aber 40 Silbermedaillen weniger hat.
Luxemburg ist in diesem Ranking auf Rang 35 zu finden. Zwei Silbermedaillen steuerte der luxemburgische Skifahrer Marc Girardelli 1992 in Albertville bei.
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