Kopf des Tages: Niki Lauda lebte immer auf der Überholspur

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Die rote Baseballkappe war sein Markenzeichen. Sie verdeckte die Brandwunden, die sich Niki Lauda 1976 bei seinem Feuer-Unfall auf dem Nürburgring zugezogen hatte. Der gebürtige Wiener war ein Stehaufmännchen, als Formel-1-Rennfahrer wie auch als Luftfahrtunternehmer. 43 Jahre nachdem ihm ein Pfarrer nach dem Rennunfall die letzte Ölung gegeben hatte, ist Lauda mit 70 Jahren in der Nacht zum gestrigen Dienstag gestorben.

Im Sommer vergangenen Jahres musste er sich einer Lungentransplantation unterziehen, wohl eine Spätfolge der Verätzungen, die er sich zuzog, als sein Ferrari auf der Formel-1-Strecke in der Eifel in Flammen aufging. Richtig erholt hatte sich „Niki Nazionale“, wie ihn die Österreicher nennen, von der Operation nicht mehr.

Nur 42 Tage nach dem Crash war Lauda, bandagiert und mit kaum verheilten Verbrennungen, wieder ins Cockpit seines Boliden gestiegen – auch, um seine Angst zu überwinden, wie er später zugab. Die Kappe, mit der er seine verbrannte Kopfhaut schützte, verkaufte er auch als Werbefläche. Ein Jahr danach holte er zum zweiten Mal den Weltmeistertitel, 1979 hängte er den Rennsport mit den Worten „Ich will nicht mehr im Kreis fahren“ an den Nagel – nur um sich zwei Jahre später von McLaren zum Comeback überreden zu lassen und 1984 seinen dritten Formel-1-Titel zu holen. Seine zahllosen Pokale, die er „hässlich und für mich nutzlos“ fand, überließ er einem Tankstellenbesitzer – und handelte sich dafür lebenslang kostenlose Autowäschen heraus. Schon während seiner ersten Auszeit widmete sich der Sohn einer wohlhabenden Wiener Familie seiner zweiten Leidenschaft, der Fliegerei. Er gründete seine eigene Fluggesellschaft Lauda Air.

Auch hier erlebte der Rennfahrer, der seine Flugzeuge zur Überraschung der Passagiere immer wieder selbst flog, einen Tiefschlag. 1991 stürzte eine Lauda-Air-Maschine wegen eines technischen Defekts in Thailand ab; alle 223 Passagiere kamen ums Leben. Lauda bezeichnete den Absturz als „das Schlimmste, was ich je erlebt habe“ – schlimmer als sein Beinahe-Tod auf dem Nürburgring. Letztlich stellte sich heraus, dass der Hersteller Boeing schuld war.

Wirtschaftlich war die vorwiegend im Chartergeschäft tätige Lauda Air wenig erfolgreich. Lauda verkaufte sie nach und nach an die damals staatliche Austrian Airlines (AUA), die heute zur Lufthansa gehört. Doch das war längst nicht das Ende seiner Leidenschaft als Luftfahrtunternehmer. 2003 machte er aus der insolventen Aero Lloyd die Fluggesellschaft Niki. Dort holte er Air Berlin als Miteigentümer an Bord. 2011 stieg er vorerst aus. Doch die Pleite von Air Berlin rief Lauda erneut auf den Plan, obwohl er schon von Krankheiten geplagt war: Er schnappte Niki in einer aufsehenerregenden Aktion der British-Airways-Mutter IAG vor der Nase weg, benannte sie in Laudamotion um – nur um wenig später den irischen Billigflieger Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot zu holen. Die Zwillinge aus seiner zweiten Ehe mit Birgit sind inzwischen neun Jahre alt. Aus seiner ersten Ehe hatte er zwei erwachsene Söhne. red