„Hot Race“ auf der Mosel: „So regen wir die Ruder und stemmen uns gegen den Strom“

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„Weil der Mensch zu faul war zu rudern, erfand er das Dampfschiff“, hat der deutsche Schriftsteller Manfred Hausmann einmal treffend bemerkt. Dieser Ausspruch konnte jedoch am Sonntag bei der „3. Wäistrosss-Ruderregatta“, veranstaltet vom Luxembourg International Rowing Club (LIRC) und der „Fédération luxembourgeoise des sociétés d’aviron“ (FLSA), nicht angewendet werden. 35 Boote mit 110 Rudersportlern aus vier Nationen waren am Start über die 5.000 Meter lange „Road to hell“ von Schwebsingen bis nach Schengen.

Heiß war es am Sonntagvormittag nicht an der Luxemburger Mosel, aber heiß her ging es auf dem Wasser. Während viele sich im Freibad oder an der Esplanade vergnügten oder chillten, floss bei den Teilnehmern der dritten Auflage der „Wäistrooss-Ruderregatta“ der Schweiß in Strömen.

Faszination „Rudern“

5.000 harte Meter gegen den Strom galt es zu bewältigen zwischen der Marina in Schwebsingen und der Ziellinie am Dreiländereck in Schengen. 35 Boote, vom Einer bis zum Achter, waren bei diesem sogenannten Handicaprennen am Start. Hier rudern alle Boote gegeneinander. Nach einem komplizierten Zeitschlüssel, den die international besetzte Jury vorgegeben hat, gibt es Zeitgutschriften für personell schwächer besetzte Boote, da ein Achter oder Vierer einen anderen Schub aufs Wasser bringt als ein Skuller oder ein Zweier.

Was macht die Faszination „Rudern“ aus, möchte das Tageblatt vor dem Start gerne in Erfahrung bringen und trifft auf den Ü40-Achter der Rudervereinigung Treviris 1921 Trier mit Steuerfrau Ute Recker-Hamm. „Der Rudersport ist ein Natur- und zugleich ein Mannschaftserlebnis“, lässt sie uns wissen. „Er bringt einen idealen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag, man ist sportlich aktiv, genießt das gemeinschaftliche Erlebnis, die Natur und das Element Wasser. Unser Boot ist international besetzt mit Sportlern aus Deutschland, Italien, Kroatien und aus Neuseeland und wir absolvieren schon rund 600 Trainingskilometer in einer Saison. Wir waren unlängst auch erfolgreich bei der populären Regatta ’Head of the River Amstel‘ in Amsterdam und rechnen uns auch heute einige Chancen aus.“

Schub bekommen

Rund eine Tonne bringt der nur 100 kg leichte und 18 m lange Achter mit Besatzung auf die Waage. Das bedarf dann schon eines enormen Kraftaufwands, um den erforderlichen Schub zu bekommen. „Wir streben eine Einlaufzeit von unter 20 Minuten an“, meint die Steuerfrau. „Da haben wir unterwegs schon einmal einen Maximalspeed von 28-30 km/h.“ Faszinierend für den Außenstehenden: Das Boot hat unterseits am Heck lediglich eine kleine, festinstallierte Flosse, die für die Balance des Bootes auf dem Wasser sorgt. Das daneben angebrachte Ruder, welches die Steuerfrau über einen innenliegenden Seilzug bedient, ist nicht größer als ein Smartphone.

Ganze 16:40 Minuten braucht das Siegerboot des gesamten Race, der Achter des UNL aus Belgien, für die 5.000 m, vor dem Vierer ohne Steuermann des RV Treviris Trier und dem Zweier der RG Trier 1883. Bestes Luxemburger Boot auf Rang 13 wird der Damen-Dreier vom LIRC. Ute Recker-Hamm und ihre Mannen dürfen sich am Ende über einen respektablen sechsten Gesamtplatz in einer Zeit von 18:39 Minuten freuen.
Bei der anschließenden Siegerehrung in Schwebsingen werden die siegreichen Besatzungen von einem mehr als zufriedenen FLSA-Präsidenten Stéphane Cesari ausgezeichnet.

Von unserem Korrespondenten Herbert Becker