„Frauen generell mehr fördern“: Ehemalige Rennfahrerin Susie Wolff im Gespräch

„Frauen generell mehr fördern“: Ehemalige Rennfahrerin Susie Wolff im Gespräch

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Das Thema Frauen im Motorsport wird immer aktueller. In den 70er und 80er Jahren gab es Lella Lombardi, die in der Formel 1 an den Start ging, Janet Guthrie, die in Amerika das Indy 500 bestritt, und Michèle Mouton, die fast Rallye-Weltmeisterin wurde. Heute gibt es kaum ein Team im internationalen Motorsport, bei dem keine Frau mit an Bord ist.

Von unseren Korrespondenten Norbert Nickels und Fernande Nickels (Text und Fotos)

Auch wenn sie nicht unbedingt am Steuer sitzen, so sieht man immer häufiger Frauen als Mechaniker, Ingenieur oder in Strategie-Jobs. Seit diesem Jahr gibt es sogar eine eigene Formelserie, nur für Frauen: die W-Series, die unter anderem vom früheren Formel-1-Piloten David Coulthard stark unterstützt wird und die ihre Rennen im Vorprogramm der DTM austrägt. Es gibt aber auch Teams, die von einer Frau geleitet werden, so z.B. das monegassische Formel-E-Team von Venturi. Hier sitzt keine Geringere am Kommandostand als die 36-jährige Schottin Susie Wolff.

Susie, die Ehefrau von Toto Wolff, dem Mercedes-Formel-1-Teamchef, fuhr unter ihrem Mädchennamen Susie Stoddard von 2006 bis 2012 bei Mercedes in der DTM. Von 2012 bis 2015 war sie Testpilotin bei Williams in der Formel 1. Seit Anfang dieser Saison leitet sie das Venturi Formula E Team mit den Piloten Felipe Massa und Edo Mortara. Mit ihrer Initiative „Dare to be different“ setzt auch sie sich dafür ein, dass den Frauen der Weg zum Motorsport erleichtert wird. Das Tageblatt unterhielt sich mit Susie Wolff in Monaco beim E-Prix, genau dem Rennen, bei dem Felipe Massa sein erstes Formel-E-Podium gelang.

Tageblatt: Frau Wolff, Sie waren selbst Rennfahrerin, nun sind Sie Team-Principal. Ist diese Erfahrung ein Vorteil in Ihrem neuen Job?

Susie Wolff: Daran besteht gar kein Zweifel, denn ich kenne die Perspektive des Fahrers und weiß, was und wie er denkt. Da ich mein ganzes Leben lang nur Rennen gefahren bin, musste ich mich umso mehr in meinen neuen Manager-Job einarbeiten. Ich hatte aber den Vorteil, dass ich meinem Mann jahrelang über die Schulter schauen konnte und somit habe ich von Anfang an gewusst, welche Aufgaben auf mich zukommen. Ich mache meinen neuen Job in der Formel E mit großer Leidenschaft!

Sie haben Ihren Ehemann Toto bereits erwähnt. Tauschen Sie Ihre Erfahrungen als Team-Principals oft untereinander aus?

Das würde ich so nicht sagen. Er verfügt natürlich über eine unheimliche Erfahrung und ich kann viel von ihm lernen. Er ist in Sachen Business eine große Inspiration für mich. In unserem Privatleben sind wir aber ein ganz normales Paar und sprechen beim Abendessen nicht permanent über unsere Jobs.

Was ist in Ihrem neuen Job als Team-Principal die größte Herausforderung?

Oh, das ist eine wirklich gute Frage … Es gibt keine spezielle Sparte, die da heraussticht. Wir sind ein kleines und effizientes Team und somit ist der Arbeitsaufwand natürlich groß. Ich muss mich in viele Bereiche einarbeiten und ich war mir von Anfang an bewusst, dass es eine Arbeit von mehr als drei Jahren sein wird, um unser Team zu einem Siegerteam zu machen und es so zu strukturieren, wie ich es mir vorstelle. Alles ist sehr zeitraubend. Vielleicht ist das Wichtigste, die richtigen Leute an den richtigen Platz im Team zu bekommen.

Sprechen wir über Frauen im Motorsport. Wie wurden Sie als Rennfahrerin von Ihren männlichen Kollegen wahrgenommen?

Ich kann Ihnen schlecht sagen, wie meine männlichen Konkurrenten mich sahen. Das hat mich aber auch nie interessiert. Ich habe mich auf die Rennfahrerei konzentriert und nicht auf das, was andere über mich denken. Ich war rennsportbegeistert und habe immer nur aufs Racing geschaut, weil es das war, was ich über alles liebte.

Was halten Sie eigentlich von der neuen Formel W?

Ich finde es schon positiv, dass in dieser neuen Rennserie 18 junge Pilotinnen gegeneinander antreten. Was aber fehlt, ist die Langzeitsicht. Motorsport kann man nicht nach Geschlechtern teilen. Man kann nicht eine Rennkategorie aus einem globalen Geflecht herausnehmen und sagen, dass diese nur für Frauen sei. Was macht denn die Gesamtsiegerin am Ende der Saison?

Wenn sie eine Rennfahrerkarriere machen möchte, dann muss sie auch gegen männliche Piloten antreten. Ich möchte absolut nicht gegen die Formel-W-Initiative sprechen. Es ist eine gute Initiative und ich wünsche allen Beteiligten nur das Beste, aber persönlich bin ich der Meinung, dass man die Frauen generell in den verschiedenen Motorsportkategorien (in denen Männer und Frauen gegeneinander antreten, d. Red.) mehr fördern müsste. Ich glaube, das wäre der richtige Weg für die Zukunft.

Mit Edo Mortara haben Sie bei Venturi einen Fahrer, der aus dem Tourenwagensport kommt und bereits etliche Formel-E-Rennen bestritten hat. Felipe Massa hat langjährige Formel-1-Erfahrung. Ist dies die ideale Fahrerpaarung für Venturi?

Ja, ich finde schon. Ich bin sehr stolz auf unsere beiden Piloten, die auch in der nächsten Saison für uns an den Start gehen werden. Wie Sie sagten, der eine hat eine ganz lange Karriere auf höchstem Motorsportniveau und der andere kennt die Formel E bereits länger. Dies sind ideale Voraussetzungen, um unser Team weiter nach vorn zu bringen.

Sie kennen die DTM, Sie kennen die Formel 1, wie sehen Sie die Formel E im Vergleich zu den „traditionellen“ Motorsportserien?

Man sollte die Formel E nicht mit der Formel 1 vergleichen, es sind zwei ganz verschiedene Rennserien. Formel E hat ein neues Konzept gebracht (nahe am Zuschauer, in den Städten, d. Red.) und die Tatsache, dass so viele große Sponsoren und so viele Automarken dabei sind, zeigt, dass die Serie sich in die richtige Richtung bewegt. Wir müssen uns einfach weiterhin positiv entwickeln, dann brauchen wir nicht den Vergleich zur Formel 1 und zu anderen Serien zu scheuen.

Oft wird gesagt, dass die Formel E zu unvorhersehbar sei. In 13 Rennen gab es neun verschiedene Sieger und auch neun verschiedene Pole-Sitter. Was sagen Sie dazu?

Da es in unserem Sport so viele Variablen gibt, sei es das etwas spezielle Qualifying-System, die Gelbphasen oder die roten Flaggen, ist es nicht immer der schnellste Fahrer, der als Rennsieger hervorgeht. Somit sind wir vielleicht von einem rein sportlichen Aspekt her nicht ganz im Gleichgewicht, aber das Rennspektakel ist in der Formel E einfach das Wichtigste.

Haben Sie denn schon einmal einen Formel-E-Renner getestet?

Nein, das habe ich noch nicht. Ich habe genügend Arbeit, um mich nicht auch noch um das Fahren zu kümmern. Es wäre vielleicht interessant, aber es ist momentan keine Priorität für mich. Eigentlich habe ich mein Rennfahrerkapitel abgeschlossen. Wir haben ja schließlich zwei Piloten, die gut dafür bezahlt werden, damit sie unsere Autos fahren.

In Teheran...
24. August 2019 - 13.09

...verbieten die Alten der Jugend alles was Freude macht, wir sind dabei in die andere Richtung.

Jacques Zeyen
23. August 2019 - 17.47

...und unsere Jugend sagt uns wir sollen nur einmal zur Fouer gehen um das Klima zu retten. Ich mache mir Gedanken wenn ich meinen alten Diesel starte und gleichzeitig sollen Frauen gefördert werden um einen Formel1 Bolliden stundenlang im Kreis zu fahren. Verrückte Welt.