Fleur Maxwell: Zwischen Schule und Olympia

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Als Schülerin hat Fleur Maxwell an den Olympischen Winterspielen 2006 von Turin teilgenommen – als einzige Olympionikin aus Luxemburg.

Als Schülerin hat Fleur Maxwell an den Olympischen Winterspielen 2006 von Turin teilgenommen. In Italien war die Eiskunstläuferin die einzige Olympionikin aus Luxemburg. Einer weiteren Olympia-Teilnahme standen jedoch einige Verletzungen im Weg.

Von Pascal Gillen

„Ich erinnere mich noch sehr gut. Die Fahne war relativ schwer und ich war ziemlich nervös. Es war sehr emotional und ich war so stolz, die Flagge meines Landes in das Stadion zu tragen, aber es ging alles so schnell. Trotzdem war es der schönste Moment meiner Karriere“, so Fleur Maxwell.

Bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin war die damals 17-Jährige die einzige Olympionikin aus dem Großherzogtum und somit automatisch die Fahnenträgerin. „Ich war auf vielen internationalen Turnieren, aber dieses Erlebnis war unvergleichbar. Es war überwältigend. Man hat wirklich was vom olympischen Spirit gefühlt. Vor allem bei der Eröffnungsfeier und im Athleten-Dorf“.

Schon als kleines Kind träumte die Eiskunstläuferin von den Olympischen Spielen. ,,Ich erinnere mich, dass ich Nagano ’88 im Fernsehen gesehen hatte und mir dachte, dass ich eines Tages auch unbedingt zu Olympia will.“

„Erst“ mit neun angefangen

Der Weg nach Turin war für die Eiskunstläuferin allerdings alles andere als einfach: Relativ spät begann Maxwell mit ihrem Sport. Mit neun Jahren wurde sie zu einem Geburtstag auf Kockelscheuer eingeladen, bei dem ihre Mutter sie kaum mehr vom Eis holen konnte. 1997 fing sie mit dem Sport an und 2005 startete sie schon bei Welt- und Europameisterschaften, wo sie den 29. und 14. Platz machte.

„Es war sehr schwer. Da waren die besten Eiskunstläufer der Welt, die ganz andere Trainingssysteme hatten. Ich kam aus Luxemburg, hatte nicht dieselben Standards zum Trainieren und das meiste musste ich selbst entdecken.“

2006 schaffte sie es dennoch, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, was kaum jemand von ihr erwartet hatte. In Turin erreichte sie den 24. Platz. „Ich war nicht zufrieden mit meiner Leistung, es hätte viel besser sein können. Aber meine Vorbereitung war wirklich sehr schwer. Es gab in dieser Saison keine Eisbahn in Luxemburg und es war mein letztes Jahr in der Schule“.

Lange Reisen

Gerade das Pauken bereitete der jungen Düdelingerin damals Probleme. Von montags bis mittwochs ging Fleur damals zur Schule und wurde für die restlichen zwei Tage freigestellt, musste das Versäumte aber selbstständig nachholen. Mittwochs und donnerstags ging es zum Training ins rund 140 Kilometer entfernte Charleville-Mézières. Die Nächte verbrachte Maxwell damals alleine in einem Hotel, freitagmorgens nahm sie dann den Zug nach Paris, um dort umzusteigen und Richtung Champigny-sur-Marne zu fahren. Dort konnte sie dann von freitags bis sonntags trainieren. ,,Sonntags bin ich mit meiner Mutter spät wieder nach Luxemburg gefahren und dann hat das Ganze wieder von vorne begonnen. Es war definitiv keine optimale Situation.“

Nach Turin legte die Athletin ihre Karriere auf Eis. „Ich wollte mich auf mein Abitur konzentrieren, ich hatte viel verpasst. Ich war aber auch sehr unzufrieden mit meiner Leistung in Turin und brauchte eine Pause.“ Nach dem erfolgreichen Abitur 2009 schnürte Maxwell wieder ihre Schlittschuhe. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele von 2010 war aber schon im September. Dieser Termin kam für Maxwell zu früh.

Aktuell ist Fleur Maxwell wieder aktiv, konnte sich aber nicht für die Spiele von Pyeongchang qualifizieren, da sie lange Zeit mit einer Verletzung an der Hüfte zu kämpfen hatte. „Am 1. Februar dieses Jahres habe ich mich in New Jersey operieren lassen, aber die Genesung verlief nicht so gut wie erwartet. Ich war sechs Monate nicht auf dem Eis und hatte jeden Tag drei bis vier Stunden Reha.“

Karriere trotz langwieriger Genesung

Alltägliche Dinge fielen der Luxemburgerin nach der Operation schwer. „Es war mir nicht bewusst, wie viel ich wieder zu erlernen hatte. Gehen, aus dem Auto steigen oder auf einem Bein stehen haben mir Probleme bereitet. Ich hatte Glück, dass ich meine Karriere überhaupt fortsetzen konnte.“

Den Traum von einer zweiten olympischen Teilnahme musste Fleur dennoch vorzeitig begraben. „Ich hatte aber ein tolles Team in New Jersey und wir haben alles Mögliche getan, damit ich so schnell wie möglich wieder auf dem Eis stehen kann. Im August konnte ich erst wieder anfangen zu springen.“

Die Trainings waren aber stets mit Schmerzen verbunden. Mitte September traf sie dann die Entscheidung, nicht in Oberstdorf bei der Olympia-Qualifikation zu starten. „Ich habe so lange für eine weitere Teilnahme an Olympischen Spielen gearbeitet, und das jetzt alles zu beenden, war sehr schwer. Ich musste einen Traum loslassen, der mich seit Jahren motivierte.“

Erfahrung, die keiner mehr nehmen kann

Dennoch ist Fleur Maxwell stolz auf das, was sie bis jetzt erreicht hat. ,,Luxemburg bei Olympischen Spielen zu repräsentieren, war einfach eine Ehre. Ich wünschte, ich hätte es besser gemacht, doch diese Erfahrung nimmt mir keiner mehr.“

Momentan trainiert und lebt sie zusammen mit ihrem Verlobten in New Jersey und hofft, in dieser Saison an den Welt- und Europameisterschaften teilnehmen zu können. Öfter kommt sie noch nach Luxemburg, um ihre Familie zu besuchen. „Was die Zukunft bringt, weiß ich noch nicht. Ich gehe Tag für Tag an und versuche vor allem, gesund und verletzungsfrei zu bleiben.‘