Euro Meet: So läuft die Organisation

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Wenn am Freitag der erste Startschuss zum 20. Euro Meet fällt, dann haben die Organisatoren die meiste Arbeit erledigt. Was bei so einer Mammut-Veranstaltung anfällt, verrät der Technische Direktor des Verbandes, Christian Hansmann.

Von unserem Korrespondenten Marc Biwer

Tageblatt: Ab wann laufen die Vorbereitungen zum Euro Meet auf Hochtouren?
Christian Hansmann: Das Euro Meet ist quasi eine Ganzjahresaufgabe. Begonnen wird zwei Wochen nach der vorangegangenen Auflage. Dann wird das Meeting abgeschlossen, mit Rückzahlungen, Mails beantworten usw. Das 15-köpfige Organisationsteam setzt sich dann zu einem Debriefing zusammen und analysiert, was gut war und was es zu verbessern gibt. Danach wird es etwas ruhiger, bis Ende Mai am neuen Euro Meet gearbeitet wird. Das Kernteam besteht aus acht Leuten. In einem ersten Schritt werden Kontakte aufgenommen, Hotelzimmer reserviert und die Logistik wird in Angriff genommen. Der normale Betrieb bleibt während dieser Zeit nicht stehen. Unsere Schwimmer müssen ebenfalls umsorgt werden und ihre internationalen Einsätze geplant und erledigt werden. Bei diesen Veranstaltungen sprechen wir andere Schwimmer, ihre Trainer, Betreuer und Begleiter auf das Euro Meet an. Wenn die ersten Anmeldungen dann eintrudeln, steigert sich das Arbeitspensum. Es müssen Flüge und Hotels organisiert werden, man muss mit den Teams in Kontakt treten und Verträge aushandeln. Seit Ende letzter Woche läuft es auf Hochtouren. Das Euro Meet 2018 zählt über 3.000 Einsätze. Diese Zahlen gehen an unsere Grenzen, deshalb mussten wir 400 Meldungen streichen. Dass das nicht alle zufriedenstellt, ist normal. Es ist uns aber gelungen, alle Probleme zu lösen. Mittlerweile stapeln sich auch die Kisten in unseren Büros. Ab Donnerstag fahren wir einen letzten Gang hoch und werden die Coque Euro-Meet-fähig gestalten. An den drei Wettkampftagen werden 16 Leute Tag und Nacht beschäftigt sein.

Wir kommen den Stars mit Unterstützungen bei der Anreise, dem Aufenthalt oder der Logistik entgegen

Wie schwierig ist es, Olympiasieger wie Katinka Hosszu, Adam Peaty und andere für das Euro Meet zu gewinnen?
Glücklicherweise hat sich das Euro Meet seit 3 bis 4 Jahren international so stark etabliert, dass die Schwimmer an uns herantreten. Die Athleten fühlen sich sehr wohl in Luxemburg, sie freuen sich über eine reibungslose Organisation und eine starke Konkurrenz. Und so nebenbei können sie sich ein paar Pfennig dazuverdienen. Bei 4 bis 5 Podiumsplätzen kommt ein ordentliches Taschengeld zusammen.

Hand aufs Herz. Bekommen die prominenten Schwimmer nicht ein paar Zuschüsse?
Das ist jetzt nicht unbedingt meine Baustelle. Ich will es aber so formulieren: Es sind keine Zuschüsse, sondern Zugeständnisse. Wir kommen den Stars mit Unterstützungen bei der Anreise, dem Aufenthalt oder der Logistik entgegen.

Die Stars für die 20. Auflage sind fast identisch zu denen von 2017. Hätte man für die 20. Jubiläumsauflage einen Knaller bieten können?
Noch mehr Knaller. Unser Teilnehmerfeld ist gespickt mit Olympiasiegern, Welt- und Europameistern und Weltrekordhaltern. Wir hatten allerdings versucht, Chad le Clos für das Meeting zu gewinnen. Wir standen in einem sehr guten Kontakt mit dem Südafrikaner, am Ende hat es leider nicht geklappt. An amerikanische Schwimmer heranzutreten, ist indes utopisch. Auch wenn man sie finanziell hierherlocken könnte, wäre es nicht umsetzbar. Zum einen würden sie die lange Reise nicht für einen einzigen Wettkampf antreten, zum anderen laufen in den Staaten andere große Veranstaltungen oder die Sportler sind schon bei College-Wettbewerben eingeschrieben.

Welchen Stellenwert genießt das Euro Meet international?
Ohne unbescheiden klingen zu wollen: einen sehr großen. In Europa darf man das Meeting in die Top drei einordnen. Aber auch nach Übersee ist das gute Renommee übergeschwappt. In diesem Jahr können wir sehr starke Schwimmer aus Brasilien und Japan begrüßen.

Auf welche Summe beläuft sich das Gesamtbudget für das Euro Meet 2018?
Wenn man alle Ausgaben zusammenrechnet, dann kommt ein hübsches Sümmchen beisammen. Wir rechnen mit einem Gesamtbetrag von rund 140.000 Euro.

Aber die Preisgelder für Gold, Silber und Bronze sind mit 300, 200 und 100 Euro die gleichen wie bei der ersten Auflage 1999. Wäre es nicht an der Zeit, die Summen anzupassen?
Wir müssen alle Ausgaben kalkulieren. Die Schwimmer können sich mit einem Meet-Rekord (300 Euro) viel Geld dazuverdienen. Ich erinnere mich ungern an 2016, als wir 27 Rekorde auszahlen mussten. 2009 war es noch schlimmer, als 32 Rekorde gebrochen wurden. Richtig teuer wird es, wenn jemand Welt- (3.000 Euro) oder Europarekord (2.000 Euro) schwimmen würde. Aber zum Glück findet das Meeting in Januar in einer Aufbauphase statt. Aber ich traue dem 17-jährigen Russen Kliment Kolesnikov zu, dass er als Erster einen solchen Preis einstecken könnte.

Apropos Januar. Ist das nicht ein schlechtes Datum für eine Veranstaltung?
Eigentlich schon. Aber das Meeting hat sich international auf dieses Datum eingependelt und die Schwimmer nehmen das Euro Meet als Jahresauftakt mit der ersten Standortbestimmung wahr.

Zurück zum finanziellen Teil. Es ist bestimmt nicht leicht, Sponsoren aufzutreiben …
Mitnichten. Schwimmen ist in Luxemburg nicht so populär wie Fußball oder Radsport. Und viele Sportarten reißen sich darum, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Wir haben das Glück, uns auf drei Arten von Sponsoren verlassen zu können. Zum einen sind das die Verbands-Sponsoren, die uns das ganze Jahr über unterstützen und auch beim Meeting anpacken. Dann haben wir Sponsoren nur für das Euro Meet, die einen cash, die anderen beliefern uns mit Material. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass uns die Cactus-Gruppe sehr stark unter die Arme greift. Rosport beliefert uns mit Wasser und Novotel stellt Betten zur Verfügung. Was uns noch fehlt, wäre ein finanzkräftiger Titelsponsor.

Wie hält man die vielen Mitarbeiter bei der Stange?
Wir sind eine ganz große Familie. Beim Euro Meet werden rund 60 Freiwillige während der drei Tage zur Verfügung stehen. Als Belohnung erhalten sie ein T-Shirt, sie werden zu unserer „Journée des récompenses“ eingeladen und wir veranstalten einen Grillabend, an dem wir das Meeting noch einmal Revue passieren lassen.

Und wie gewinnt man Zuschauer? Schwimmen ist ja, wie sie sagen, nicht sehr populär …
Im letzten Jahr waren wir an zwei Tagen ausverkauft, nur am Freitag nicht ganz. Ich hoffe, dass wir diesen Zuspruch erneut erlangen können, zumal der Eintrittspreis sehr moderat ist. Aber auch aus dem Ausland reisen viel mehr Gäste an. Ein ungarischer Fanklub hat sich angesagt, die werden für Stimmung zu sorgen. Mit regelmäßigen Ankündigungen von Topathleten in der Presse haben wir versucht, noch mehr Zuschauer zu begeistern.

Welche Schwimmer sind angenehm und welche weniger?
Ich kann nicht behaupten, dass bisher irgendein Schwimmer unangenehm aufgefallen ist. Die Stars sind sehr pflegeleicht. Laszlo Czeh ist beispielsweise für alles dankbar, für alles zu haben, ob Pressekonferenz oder Autogramme, und er lächelt den ganzen Tag. Auch Adam Peaty oder Sarah Sjöström sind sehr entgegenkommend. Eigentlich alle. Lediglich der Mann, Trainer und Manager von Katinka Hosszu ist etwas extrovertiert.

Wer war Ihr Lieblingsschwimmer, der in Luxemburg zu Gast war?
Zum einen Ian Thorpe. Er gehört zu den ganz Großen im Schwimmsport und es war eine Freude, ihm beim Schwimmen zuzuschauen und ihm persönlich zu begegnen. Auf Laszlo Czeh trifft das ebenfalls zu, auch weil ich noch gegen ihn geschwommen bin, als er am Anfang seiner Karriere stand. Ein ganz großer Moment für mich war auch 2012, als Laurent Carnol Landesrekord und Olympianorm geschwommen war. Das war Gänsehaut pur.

Ich kann nicht behaupten, dass bisher irgendein Schwimmer unangenehm aufgefallen ist. Die Stars sind sehr pflegeleicht

Wie bringt man so viele Übernachtungen unter einen Hut?
In diesem Jahr war das sehr schwierig. Die Coque war schnell gefüllt, Novotel, Ibis und Budget in Bettemburg ebenso. Wir mussten auf ein weiteres Hotel und die Jugendherberge zurückgreifen. Insgesamt haben wir 1.600 Zimmer belegt.

Werden Extrawünsche erfüllt?
Bis auf das Essen gibt es keine. Einige Athleten möchten laktose- oder glutenfreie Speisen. Nur eines ist Pflicht: Wi-Fi. Aber das ist mittlerweile Standard. Ansonsten bekommen die Gäste nicht viel mit von Luxemburg: Schlafen, Essen, Schwimmen, mehr steht nicht auf dem Programm.

Gab es bisher irgendwelche Pannen?
Ich bin seit 2011 dabei und es gab nur zwei Zwischenfälle. Vor ein paar Jahren gab es am Sonntagabend eine Strompanne. Sowohl Licht als auch Anzeigetafel fielen komplett aus. Das war spannend, weil es schwierig war, einen Techniker aufzutreiben. Nach einer Viertelstunde war der Schaden behoben. In einem anderen Jahr, in einem kalten Winter, waren die Busse eingefroren. Die Delegationen waren immobil. Wir konnten das Problem schnell mit Minibussen lösen.

Haben Sie als Ausrichter für die Zukunft Änderungen eingeplant?
Natürlich darf man nicht in Stillstand verfallen. Schon für die Auflage 2019 haben wir vorgesehen, schnelle und langsame Vorläufe einzuführen. Das greift international immer mehr um sich. Damit haben die Topschwimmer, die eigentlich ins Finale vorstoßen sollten, mehr Zeit zur Erholung. Außerdem wollen wir die Siegerehrung straffen. In weiterer Zukunft wollen wir vermehrt Show- und Lichteffekte einführen. Aber dafür muss die Coque umgerüstet werden.

Wie lange wird es das Euro Meet noch geben?
Ich hoffe noch sehr lange. Ich bin mir ganz sicher, dass wir eine 30. Auflage feiern werden können. Ich denke sogar eine 40. Natürlich wünschen wir uns auch einen 50. Geburtstag.

Und was wünscht man sich als Organisator für das Wochenende?
Einen reibungslosen Ablauf. Den Sportlern sollen die bestmöglichen Bedingungen geboten werden. Dann hoffe ich, dass mit dem Transport, der Infrastruktur und dem Zeitplan alles klappt. Man wünscht sich auch immer wieder, dass alle Topstars den Weg letztendlich nach Luxemburg finden werden. Dass keine Pannen eintreten werden. Und natürlich, dass die luxemburgischen Schwimmer Bestzeiten schwimmen werden.