Allgemeine Doping-Mentalität

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Der deutsche Doping-Experte erklärt im Tageblatt-Interview, dass sich dem Sport nur sehr wenige Chancen bieten, das Doping-Problem in den Griff zu bekommen.

Am Freitag sollen die Ergebnisse der physiologischen Tests von Toursieger Chris Froome veröffentlicht werden. Während der Tour war mehr über seine „überirdischen“ Leistungsdaten gesprochen worden als über seinen Sieg.

Das Tageblatt hat beim renommierten deutschen Doping-Experten Perikles Simon nachgefragt, ob Leistungsdaten überhaupt ein probates Mittel im Anti-Doping-Kampf sind. Schnell entwickelte sich eine Diskussion über das allgemeine Doping-Problem im Sport.

Mittlerweile meinen einige bereits den Anti-Doping-Kampf bereits mit der Stoppuhr vom Sofa aus führen zu können. Dabei erklärt Perikles Simon, dass es sogar schwierig ist im Labor verlässliche Daten zu sammeln und bei Leistungswerten Abweichungen von bis zu fünf Prozent zustande kommen. Fünf Prozent entscheiden bei der Tour ob man im hinteren Drittel oder ganz vorne mitfährt. Auf dem Terrain können diese locker mal 20 Prozent betragen.

Dennoch kann die Leistungsentwicklung der 20, 30, oder besser noch 100 besten Sportler einer Sportart im Anti-Doping-Kampf sehr sinnvoll sein, wie Simon erklärt. „Wenn dann aufgrund dieser Statistiken größere Leistungssprünge zu beobachten sind, wie dies zum Beispiel bei der Markteinführung von EPO festzustellen war, wo ein ganzes Feld schneller geradelt oder auch gelaufen ist, dann kann man nur schwer plausibel behaupten, es habe etwas mit genetischer Veranlagung zu tun.“

Simon spricht von einer Doping-Mentalität die sämtliche Sportarten betrifft. „Es gibt keinen Unterschied. Ob Sie Billard spielen, ob Sie Eisstock schießen oder ob Sie Tour de France fahren, wir sprechen über ein und dasselbe Phänomen.
Wir sprechen darüber, dass dort Athleten antreten, die zu den Allerbesten der Welt gehören wollen und wir sprechen darüber, dass es medizinische Möglichkeiten gibt, die man nicht nachweisen kann und die die Leistung in all diesen Bereichen deutlich verbessern.“

Für den Molekularbiologen gibt es nur eine Möglichkeit das Dopingproblem im Sport zu bekämpfen. Als das EPO-Nachweisverfahren eingeführt wurde, hätte man 10.000 Sportler auf einmal testen und 7.000 dann sperren müssen.
Ein solches Vorgehen ist die einzige Chance, die der Sport hat. Nutzt er diese nicht und testet erst einmal nur sieben Sportler mit einem neuen Nachweisverfahren, dann ist es aus. Dann sollten wir den Anti-Doping-Kampf besser lassen.“

Wieso man sich auch über das „Nein“ zu den Olympischen Spielen 2024 in Hamburg freuen kann, lesen Sie im kompletten Interview mit Prof. Dr. Dr. Perikles Simon in der Freitagsausgabe des Tageblatt sowie als epaper.