Abtritt mit Gold

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Viermal Gold und zweimal Silber - auch in London waren es wieder Phelps-Spiele. Zwar wurde der Außerirdische durch Niederlagen geerdet, aber auch so trat er an der Spitze ab. 22 Medaillen, 18 davon in Gold - er ist Ober-Olympionike! Vielleicht für die Ewigkeit.

Ein Schwimm-Liebling der Herzen war Michael Phelps beim Giganten-Auftritt von Peking nicht, aber als solcher wurde der Rekordmann in London verabschiedet. Gerührt erhoben sich die Fans im Aquatics Centre von ihren Sitzen, klatschten dem 18-maligen Olympiasieger minutenlang Beifall. Fans und Kollegen genossen die letzte Ehrenrunde des 22-maligen Medaillengewinners bei Sommerspielen, viele Journalisten zückten ihre Handy-Kameras. Und der Rekord-Olympionike selbst brachte den für ihn glorreichen Abend auf den Punkt: „I did it!“

Gold im letzten Einzelrennen über 100 Meter Schmetterling am Freitag, Gold mit der Lagen-Staffel im letzten Wettkampf-Einsatz überhaupt. „Die Erinnerungen der vergangenen paar Tage werden niemals weggehen, und eines Tages werde ich sie in ein Tagebuch schreiben“, erklärte ein bewegter Phelps. In den ersten Tagen von London musste er aber auch Ungewohntes verkraften: olympische Niederlagen. Rang vier über 400 Meter Lagen, Platz zwei über 200 Meter Schmetterling.

Revanche

Im zweiten Lagen-Duell mit US-Rivale Ryan Lochte schlug er dann ebenso zurück wie in der Schmetterlings-Revanche gegen den Südafrikaner Chad le Clos. Dazu gab es zwei emotionale Staffel-Siege. Bei den letzten Armzügen und Beinschlägen seiner einzigartigen Laufbahn war er wieder die Nummer 1.

„Ich beende meine Karriere, wie ich es wollte“, betonte der Mann, der vor der sowjetischen Turnerin Larissa Latynina (1956 bis 1964/18 Medaillen) die Nummer 1 der olympischen Bestenliste ist. Ob die neue Bestmarke unerreichbar sei, wurde Phelps in London gefragt. „Nichts ist unerreichbar“, antwortete er.

Phelps Verdienst

An den 30 Medaillen der USA als erfolgreichster Schwimm-Nation für China hatte Phelps großen Anteil. Beste Dame im Team war die 17-jährige Missy Franklin mit vier Siegen und einmal Bronze. „Michael persönlich kennengelernt zu haben und miterlebt zu haben, wie er der beste Olympionike aller Zeiten wird, das war für mich unglaublich inspirierend“, gestand Franklin.

Bewegt waren sie alle von Franklin bis Trainer Bob Bowman, der laut Phelps beklagte, dass der Schwimmer im Gegensatz zu ihm die Tränen hinter der Schwimm-Brille verbergen konnte.

In Peking wollte Phelps nach seinem Nerven zehrenden Triumphzug mit achtmal Gold nur noch zu seiner Mama, als alles vorbei war. Mit offenen Armen und tränenüberströmtem Gesicht wartete Debbie Phelps damals auf ihren Michael. Auch in London führte der erste Weg nach der letzten Siegerehrung zur Mutter. Sie bekam den kleinen Blumenstrauß von der Zeremonie, er eine kleine USA-Fahne. Und damit ging es auf die letzte olympische Ehrenrunde.