„Wir sind gut aufgestellt“

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Die Gemeinde Redingen/Attert nimmt ihre Rolle als regionales Zentrum ernst.

Redingen/Attert wird im Landesplanungsgesetz als sogenanntes „centre de développement et d‘attraction“ (CDA) ausgezeichnet. Das Tageblatt sprach in diesem Zusammenhang mit Bürgermeister Henri Gerekens über den Ist-Zustand und die Zukunft der Gemeinde.

Tageblatt: Wie definieren Sie ein CDA?

Bürgermeister Henri Gerekens, Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Henri Gerekens: Dabei handelt es sich um einen Ort der Entwicklung und der Anziehung. Während sich die anderen Dörfer „normal“ entwickeln, soll dies in Redingen schneller vonstattengehen. In der Gemeinde wird die Rolle als CDA jedoch nicht richtig wahrgenommen. Das Statut beeinflusst aber etliche Dinge wie den allgemeinen Bebauungsplan (PAG). Wir sind eine ländliche Gemeinde, in der sich noch viele Grundstücke in den Händen von Landwirten befinden. Diese Gelände stehen also nicht zur Verfügung für den Wohnungsbau oder wirtschaftliche Aktivitäten. Eine Möglichkeit, genug Platz für die demografische und wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen, ist die Erweiterung des PAG. Aber auch hier stoßen wir durch die Natura-2000-Zonen an unsere Grenzen.

Was muss Ihrer Meinung nach ein CDA haben?

„De Réidener Kanton“

Das Gemeindesyndikat „De Réidener Kanton“ wurde 1990 ins Leben gerufen. Alle Gemeinden des Kantons (Beckerich, Ell, Grosbous, Préizerdaul, Rambrouch, Redingen/Attert, Saeul, Useldingen, Vichten, Wahl) sind darin vertreten. Der Sitz des Syndikats liegt in Redingen, genauer in der Maison Worré (11, Grand-rue). Die Verbesserung der Lebensqualität, die Förderung der handwerklichen, geschäftlichen und landwirtschaftlichen Aktivitäten sowie die Weiterentwicklung der Region in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Kultur, Erziehung, Tourismus und Umwelt sind die Hauptaufgaben des Syndikats.

Es muss mehrere regionale Aufgaben übernehmen. Wir tun das u.a. durch das Lyzeum, das Steuerbüro, das Postbüro, das Polizeirevier, eine Filiale der nationalen Gesundheitskasse (CNS), die Gewerbezone, die Präsenz von Geschäften, die Schaffung eines neuen Einsatzzentrums für die Rettungsdienste usw. Im Ort gibt es quasi alle Einrichtungen, die ein CDA benötigt, wie ein medizinisches Zentrum, einen Notar, Physiotherapeuten, Behinderteneinrichtungen, Banken, ein Recyclingzentrum, Sportzentren, Betreuungseinrichtungen für Kinder („Maison relais“, Kinderkrippen …) und für Senioren (Altersheim), Supermärkte und andere Geschäfte, Restaurants, Architekten, Tankstellen, Immobilienagenturen, einen Stadtpark usw.

Vieles wurde aber nur durch die Zusammenarbeit mit dem interkommunalen Syndikat „De Réidener Kanton“ ermöglicht.

Redingen erfüllt also alle Kriterien eines CDA?

Ja und nein. Leider haben wir in Redingen z.B. kein „Enregistrement“. Das „Inouï“ war die einzige Kulturinstitution des Ortes. Es hat aber seine Türen geschlossen. Das bedauern wir. Kulturell besteht deshalb sicherlich noch Handlungsbedarf. Aber das ist nicht einfach. In puncto Demografie entwickeln wir uns aber in die richtige Richtung.

Die Geschäftswelt spielt für die Beliebtheit eines Ortes eine wichtige Rolle. Was wird getan, um Redingen als Ort zum Einkaufen zu fördern?

Eine große Herausforderung, der wir uns stellen müssen, ist der Parkplatzmangel, besonders im Zentrum der Ortschaft. Hier werden wir eine genaue Analyse der verfügbaren und der möglichen Plätze durchführen. Parallel werden wir weiter Werbung für den Geschäftsstandort machen, u.a. in Publikationen wie der Kropemann Zeitung. Events wie eben das Kropemann-Fest oder der Wanterlaf tragen dazu bei, Redingen bekannter zu machen. Durch die Entwicklung der Gewerbezone und die Förderung des Wohnungsbaus werden mehr Menschen hier arbeiten, leben – und auch einkaufen.

Die geplante Schaffung eines „Shared Space“-Bereichs in der Grand-rue soll ebenfalls die Attraktivität von Redingen als Geschäftsstandort erhöhen. Mit dem Cactus besitzen wir hier einen der größten Supermärkte des Landes. Er ist groß genug für die Region. Ein Ausbau ist nicht geplant. Des Weiteren schreibt das Gemeindereglement vor, dass zwischen den Hausnummern 42 und 78 bzw. 21 und 61 in der Grand-rue die Erdgeschosse für Büro- und Geschäftsflächen reserviert bleiben müssen.

Der Tourismus spielt in diesem Zusammenhang auch eine bedeutende Rolle …

Ja, natürlich. In Redingen selbst gibt es kein Hotel. In Reichelingen ist an der Kreuzung aber der Bau eines Motels mit einem Restaurant vorgesehen. Auf dem ehemaligen Busparkplatz neben der Schwimmhalle wurde ein Wohnmobil-Parkplatz geschaffen, der gut besucht ist. Wir arbeiten zudem eng mit unseren Nachbargemeinden zusammen. In Hüttingen (Gemeinde Beckerich) z.B. soll ein Reiterhof entstehen, mit vier Gästezimmern. Und in Useldingen wird bald ein Restaurant mit 30 Touristenunterkünften seine Türen im ehemaligen Gemeindehaus öffnen. Im Tourismusbereich arbeitet die gesamte Region im Rahmen des „Réidener Kanton“ zusammen.

Welche Rolle spielt das Lyzeum bei der Entwicklung der Gemeinde?

Ein Lyzeum mit über 1.200 Schülern ist schon etwas Besonderes. Der Bau wäre ohne die Hilfe des „Réidener Kanton“ nicht möglich gewesen. Die Jugendlichen und Lehrer gehen zu Mittag etwas essen, ihre Eltern kaufen oft im nahe gelegenen Supermarkt ein. Das alles belebt Redingen. Das Lyzeum ist zudem eine „offene“ Anstalt. Die regionale Musikschule mit ihren 800 Schülern ist dort beheimatet. Der örtliche Schwimmclub trainiert in den Becken des Lyzeums, der Tischtennisverein hält dort ebenfalls sein Training ab. Es finden regelmäßig Konzerte und Theaterveranstaltungen in der Schule statt. Vor dem Lyzeum befindet sich der Busbahnhof, von wo aus man in alle umliegenden Orte und Städte gelangt. Neben dem Lyzeum hat aber auch die Badeanstalt eine regionale Bestimmung. Menschen aus der Umgebung und sogar aus Belgien besuchen regelmäßig das Schwimmbad.

Eine Gemeinde wächst mit der Einwohnerzahl. Wie sieht die Zukunft in Sachen Wohnungsbau aus?

Der letzte allgemeine Bebauungsplan wurde 2014 ausgearbeitet. Er ging von einer Einwohnerzahl von 3.356 Personen in der Gemeinde aus. Der Plan muss 2020 überarbeitet werden. Dann sollen 4.746 Einwohner in Redingen leben. Die Zahl der Haushalte steigt von 1.460 auf 2.062. Bis 2020 soll die Bevölkerung hier also um satte 30 Prozent wachsen. Etwa die Hälfte der Einwohner der Gemeinde leben im Hauptort.

Es ist im Augenblick noch genug Bauland da, um neuen Wohnraum zu schaffen. Vor allem in der Umgebung des Lyzeums und des Einkaufszentrums in Richtung Ospern ist noch viel Platz. Dort sind auch bereits mehrere Projekte in Planung. Idem auf dem Gelände des ehemaligen Cactus, beim Schwimmbad. Auch dort sollen in absehbarer Zeit Wohnungen entstehen.

Neuer Wohnraum benötigt auch mehr öffentliche Einrichtungen …

Korrekt. Wir sind hier aber gut aufgestellt. Die Aufnahmekapazität der aktuellen Grundschule reicht aus. Trotzdem ist der Bau einer neuen Schule auf dem ehemaligen Busbahnhof, zwischen dem Fußballplatz und dem ehemaligen Cactus, vorgesehen. Das ist aber Zukunftsmusik. Auch in den Kindertagesstätten ist noch genug Platz. Das Altersheim der Franziskaner hier in Redingen wird um 20 Betten erweitert. In Sachen öffentliche Einrichtungen kooperieren wir mit anderen Gemeinden. In diesem Zusammenhang ist in Rambruch ein neues Altersheim vorgesehen.

Sie ersetzen Henri Mausen auf dem Bürgermeisterstuhl. Welche neuen Akzente werden Sie für die kommende Legislaturperiode setzen?

Ich bin schon seit fast 20 Jahren in der Gemeindepolitik, die letzten Jahre als Schöffe. Zu den großen Projekten zählt sicherlich der Bau eines neuen Zentrums für die Rettungsdienste und eines neuen Ateliers für den technischen Dienst. Die Finanzierung des „Pompjeesbau“ wird zu 100 Prozent vom Staat übernommen. Beim Bau des Ateliers bekommen wir staatliche Zuschüsse.

Es wurde schon mit dem Bau der neuen Infrastruktur begonnen. Die ersten Rechnungen kommen rein. Wir haben aber die staatliche Hilfe noch nicht bekommen. Die Folge: Unser Finanzrahmen ist begrenzt, zumindest in den nächsten zwei Jahren.

Die Kanalisation, das Wassernetz, die Bürgersteige, die öffentliche Beleuchtung, die Straßen werden aber natürlich trotzdem repariert, gewartet und erneuert, wenn notwendig. Es wird auch in den Umweltschutz und die Wasserqualität investiert. Dann steht auch der Bau einer neuen Schule auf dem Programm. Zudem soll die Gemeinde barrierefreier werden und die digitalen Dienstleistungen sollen erweitert werden.

In Redingen besteht ein großes Manko in Sachen Spielplätzen. Um den Kindern die Gelegenheit zu geben, sich draußen auszutoben, soll im Park hinter der „Maison Worré“ ein Spielplatz entstehen. Auch gehen die Gespräche und Vorbereitungen zum Bau einer Umgehungsstraße von Redingen weiter. In Reichelingen könnte ein Kreisverkehr mit einem Parkplatz entstehen. Ein weiteres wichtiges Thema sind sozial benachteiligte Menschen in der Gemeinde, denen vermehrt geholfen werden soll.

Viele Projekte können nur gemeinsam bewältigt werden. Wie steht Redingen einer Fusion mit einer anderen Gemeinde gegenüber?

Eine Fusion war vor etlichen Jahren ein Thema hier, ist es aber seit geraumer Zeit nicht mehr, vor allem weil sie de facto bereits existiert, durch die Schaffung des „Réidener Kanton“. Die regionale Musikschule, das Attert-Lyzeum, das Altersheim, die Badeanstalt, die Gewerbe-Industrie-Zonen, diverse Sozialeinrichtungen, Jugend- und Seniorenvereine … weit mehr als 20 Projekte waren nur durch die Zusammenarbeit der zehn Gemeinden des Kantons möglich. Der „Réidener Kanton“ ist das Beste, was uns geschehen konnte.

Letzte Frage. Zu den Errungenschaften des Gemeindesyndikats gehört auch die regionale Gewerbezone. Wie sieht die wirtschaftliche Zukunft der Gemeinde aus?

Neben dem Gewerbegebiet „Solupla“ in Redingen gibt es auch noch den „Riesenhaff“ in Rambruch. Die Aktivitätszone hier in Redingen wird aber wachsen. Sie ist bereits etwa acht Hektar groß. Das Planungsgebiet der Erweiterung erstreckt sich auf beeindruckende 9,3 Hektar. Die Entscheidungen über die Gewerbezone werden von der Leitung des „Réidener Kanton“ getroffen. Ich als Bürgermeister erstelle dann die Baugenehmigungen. Was die Ansiedelung von neuen Betrieben betrifft, so haben wir schon mehrere Anfragen auf dem Tisch liegen. Das Syndikat gibt aber Unternehmen den Vorzug, die Arbeitsstellen hier schaffen.