Pub öffnet in Geisterstadt

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Betoota ist ein Ort im Outback Australiens. 170 Kilometer sind es von hier bis zum nächsten Nachbarort. Betoota selbst hat schon seit Jahren keine Einwohner mehr. Der letzte verstarb 2004. Trotzdem soll das örtliche Pub nun wieder aufmachen.

Wer – egal wo auf der Welt – ein Geschäft eröffnen will, der braucht den richtigen Standort: Chance auf viel Laufkundschaft, gute Erreichbarkeit, wenig Konkurrenz … Im Fall des Pubs, das der Australier Robert Haken im australischen Outbackort Betoota wiedereröffnen will, scheint auf den ersten Blick nur der letzte Punkt zu passen. Denn Konkurrenz hat das Pub in Betoota auf keinen Fall.

Das liegt ganz einfach daran, dass Betoota seit 14 Jahren eine Geisterstadt ist. Damals starb sein letzter Bewohner, ein polnischer Einwanderer, der bis vor 20 Jahren auch besagtes Betoota Hotel betrieben hatte. Doch seit dem Tod des Polen ist Betoota immer mehr verfallen. Mitten im Outback, zwischen Windorah und Birdsville gelegen, sind es von hier über 1.500 Kilometer bis nach Brisbane. Der nächstgelegene Ort Birdsville, selbst im tiefsten Outback, ist 170 Kilometer entfernt. Seit Betoota keine Einwohner mehr hat, zieht es nur zweimal im Jahr Besucher an: einmal Ende August für das Betoota-Pferderennen sowie für ein Motorradrennen zu Beginn der Osterferien.

„Das arme alte Pub“

Haken war zuerst in den 60er Jahren durch Betoota gekommen. Damals tourte er mit einem alten Bus durch Australien. Er wollte zu dem berühmten Pferderennen in Birdsville und machte eine Pause im Betoota Pub. In den Folgejahren zog es ihn immer wieder zurück. Einmal holte er ein Auto in der Nähe ab, 2015, als das Pub schon lange verlassen war, zeigte er es einer Urlaubergruppe auf dem Weg nach Birdsville. Auf dem Weg zurück stoppte er erneut und sah, wie jemand das alte Gebäude, das einst Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts gebaut worden war, mit Graffiti beschmiert hatte.

Das sei der Auslöser für ihn gewesen, erinnerte sich der Australier. „Ich dachte, das arme alte Pub.“ Es sei so ein wundervolles altes Gebäude voller historischer Erinnerungen. Ab diesem Moment ließ die Kneipe Haken nicht mehr los. Er versuchte, das Gebäude zu kaufen, doch Jahre vergingen, bis die Besitzer ihm vor Weihnachten schließlich den Zuschlag gaben.

Buschfunk meldete die Nachricht in Windeseile

Jetzt renoviert der Australier, der auch eine Farm und eine Autowerkstatt besitzt, das Pub mithilfe von Freunden und sämtlichen Einheimischen der Umgebung. „Der Buschfunk ging schnell los“, sagte Haken. Die Leute seien neugierig, aber auch skeptisch gewesen. Manche hätten es am Anfang für einen Witz gehalten.

Der historische Charakter des Pubs soll bei der Renovierung erhalten bleiben, Elektrizität über einen alten Generator produziert werden, Regenwasser in einem Tank gesammelt werden. Ziel ist es, das Pub bis Ende August zu eröffnen, auch wenn dann noch nicht alles vollkommen fertig sein wird.

Eröffnung zur Pferderennen-Saison

Denn im australischen Winter beginnt die Saison der Pferderennen im Outback. Ende August findet das Betoota-Rennen statt, wenig später ein großes Pferderennen in Birdsville. Auch wenn die kommerzielle Küche bis dahin nicht fertig eingerichtet sein wird, will Haken Essen für die hungrigen Besucher anbieten.

Denn selbst in der Geisterstadt Betoota zog bisher jedes Jahr im August für das jährliche Rennen kurzzeitig wieder Leben ein. Diese Begeisterung für Pferderennen will sich Haken zunutze machen. „Bis die Leute in Betoota sind, sind sie müde und durstig und brauchen eine Pause, bevor sie weiterfahren.“ Auch für Veranstaltungen wie Hochzeiten will er das Pub zur Verfügung stellen.

Wenn alles fertig ist, will der Australier neben Essen und Getränken auch Lebensmittel verkaufen sowie eine kleine Autowerkstatt und Tankstelle mit anschließen. Insgesamt plant der Geschäftsmann, es den Geschäften in Birdsville gleichzutun, die nur während der Trockenzeit im Winter öffnen und im Sommer, wenn die meisten Leute dem brütend heißen Outback den Rücken kehren, dichtmachen.


Ort ohne Einwohner

Betoota wurde einst 1885 gegründet. In den Anfängen war der Ort eine Zollstation für das Vieh, das in Richtung Süden zum Markt getrieben wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts wohnten hier die Arbeiter, die den ersten über 1.800 Kilometer langen Kaninchenzaun durch das Outback bauten. Dieser sollte eingeschleppte Tiere wie die Kaninchen, die sich im Osten Australiens ausgebreitet hatten, davon abhalten, nach Westaustralien zu gelangen.