Naturwunder wird online erlebbar

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Die jährliche Krabbenwanderung auf der australischen Weihnachtsinsel gilt als Naturwunder. Jetzt ist auch Google auf die roten Riesenkrabben aufmerksam geworden. Per virtueller Realität kann nun jeder über die Insel touren, die als Australiens Galapagos gilt.

Für viele Menschen ist das Tierschauspiel auf der australischen Weihnachtsinsel ein Schauspiel, das sie unbedingt erleben wollen. Jedes Jahr ziehen auf der Insel 50 Millionen rote Krabben zum Laichen ans Meer. Sie blockieren Straßen, überschwemmen Golfplätze und bringen das Alltagsleben zum Stillstand. Tausende Touristen strömen dann auf die entlegene Insel, die 2.600 Kilometer nordwestlich von Perth mitten im Indischen Ozean liegt, um die Krustentiere zu sehen.

Mit Spezialkameras eingefangen

Doch die Reise zu der entlegenen Insel ist teuer und aufwändig. Von Australien gehen pro Woche nur zwei Flüge nach Christmas Island. Im vergangenen Dezember hat Google das Spektakel nun jedoch mit seinen Spezialkameras eingefangen und jetzt online gestellt. Seit dieser Woche kann jeder dank Street View vom Sofa aus eine Tour in der virtuellen Realität über die Insel machen.

Mithilfe der Google-Technologie können Besucher etliche Regionen der Insel inspizieren – sich beispielsweise den idyllischen Dolly Beach anschauen oder die roten Krabben auf der Ethel Beach Boat Ramp oder an der Flying Fish Cove beobachten. Alasdair Grigg von Parks Australia filmte die Insel und ihre Krabben im Dezember für das amerikanische Technologieunternehmen.

Krabben haben Vorfahrt

Die jährliche Migration ist der wichtigste Termin im Kalender der tierischen und menschlichen Bewohner der Weihnachtsinsel. Nicht nur, weil dann Besucher aus aller Welt auf die beschauliche Insel strömen, sondern weil die Krabben, die grundsätzlich Vorfahrt auf den Straßen haben, das Alltagsleben dann noch mehr als sonst bestimmen. Parks Australia errichtet schon Wochen vor der Migration Barrieren und Brücken für die etwa zehn Zentimeter großen Tiere. Diese sollen ihnen helfen, die Insel zu überqueren und die Küste sicher zu erreichen.

Sobald die offizielle Migration, die unter anderem mit der Regenzeit und den Mondphasen zusammenhängt und in diesem Jahr irgendwann ab November stattfindet, startet, herrscht Chaos auf der Insel. Denn die rund 50 Millionen Krabben schlagen eine möglichst direkte Route ein, um von ihren Nestern im Regenwald hinunter zur Küste zu gelangen.

Wie ein roter Teppich

Während ihres Marsches zum Meer überqueren sie Straßen, den Golfplatz der Insel oder das lokale Schulgelände. Dort muss der Schulbus extra abseits halten, um keines der Tiere zu zerquetschen und in der Schule müssen ebenfalls Vorrichtungen installiert werden, um zu verhindern, dass die Krabben direkt durch die Klassenzimmer ziehen.

Manche Straßen sind während der Migration komplett gesperrt und der lokale Radiosender bringt regelmäßige Krabben-Verkehrsinformationen, damit die Bürger der Weihnachtsinsel wissen, wo sich größere Ansammlungen der Tiere befinden, die den Boden kurzzeitig wie ein roter Teppich bedecken.


Die Krabben der australischen Weihnachtsinsel

Allesfresser: Die Krustentiere leben von heruntergefallenen Blättern, Früchten, Blumen und Samen, verspeisen aber auch andere tote Krabben, Vögel oder Essensreste menschlicher Nahrung, wenn sie auf sie stoßen.

Einsiedler: Abgesehen von der Massen-Migration sind die Krabben wenig gesellig. Sie leben in separaten Nestern im Boden und lassen sich dabei auch nur ungern stören.

Effiziente Fortpflanzung: Paarungs- und Brutzeit sowie Laichen finden innerhalb weniger Tage statt, wobei ein Weibchen bis zu 100.000 Eier legen kann, bevor es sich wieder in seine Einöde im Nest zurückzieht. Die kleinen Krabben schlüpfen im Meer und beginnen mit nur fünf Millimetern Größe wieder ihren Marsch in Richtung Inland. Glücksfälle: Meistens sterben unzählige der Jungtiere, doch in manchen Jahren ist die Migration extrem erfolgreich. Diese Glücksfälle, die ein- bis zweimal alle zehn Jahre vorkommen, reichen aus, die Krabbenpopulation aufrechtzuerhalten.