Misshandelt, fortgejagt, getötet

Misshandelt, fortgejagt, getötet
Jahr für Jahr werden Tausende Galgos von Tierschützern gerettet.

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Jedes Jahr werden in Spanien rund 50.000 Galgos, die zu alt für die Jagd sind, auf häufig qualvolle Weise getötet.

Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze

Wenn im Februar die Jagdsaison in Spanien zu Ende geht, dann haben die Tierschützer besonders viel zu tun. Denn Februar beginnt das Leiden für Tausende spanische Windhunde, die Galgos, die von ihren Besitzern fortgejagt oder sogar getötet werden. Jedes Jahr erleiden rund 50.000 dieser langbeinigen und sehr schnellen Jagdhunde dieses Schicksal, schätzen Experten. Tierschutzorganisationen in ganz Europa protestieren gegen diese Misshandlungen. Sie fordern, die Jagd mit Galgos in Spanien zu verbieten.

„Spanien ist das einzige EU-Land, in dem die Jagd mit Galgos noch erlaubt ist“, kritisiert David Rubio, der Sprecher der nationalen Plattform „No a la Caza con Galgos – Nein zur Jagd mit Galgos“ (NAC). „In anderen europäischen Staaten ist dies schon vor Jahrzehnten verboten worden.“ Die spanischen Tierheime seien überfüllt – mit Galgos, aber auch mit anderen Hunderassen. Weit mehr als 100.000 Vierbeiner würden jedes Jahr in Spanien ausgesetzt. Bei der Rettung spanischer Galgos helfen viele internationale Organisationen mit: „Viele Hunde, die in Spanien kein neues Zuhause finden, müssen ins Ausland vermittelt werden“, erzählt Tierschützer Rubio. In der Tat werden Tausende Galgos jedes Jahr von ausländischen Tierfreunden nach Deutschland, Österreich, in die Schweiz, Luxemburg oder auch in andere Länder geholt. Oft sind es Urlauber, die im Flugzeug oder Auto auf der Heimfahrt einen Galgo mitbringen.

Doch nicht alle Galgos, die bei der Jagd ausgedient haben, können von Tierschützern gerettet werden. Nicht wenige werden von den Jägern getötet, berichtet die Plattform NAC. Mit einem Schuss. Oder zuweilen auf brutalere Weise: Etwa indem sie lebend in Brunnen geworfen werden, wo sie qualvoll verenden. Oder indem sie an Bäumen aufgehängt werden. Wie viele Jagdhunde auf diese barbarische Weise umkommen, weiß niemand genau. Die meisten Fälle werden nicht bekannt. Spaniens Umweltpolizei Seprona registriert zwar jedes Jahr Hunderte Fälle von Galgo-Misshandlungen aller Art – doch die Dunkelziffer dürfte hoch sein.

Der Beweis dafür, dass sich viele Jäger ihrer Galgos auf üble Weise entledigten, liege auf der Hand, meinte Rafa Hernández auf einer Galgo-Demonstration gestern in der spanischen Hauptstadt Madrid: „Es ist unmöglich, bei einem Jäger einen Galgo in fortgeschrittenem Alter zu finden.“ Wenn die Hunde vier oder fünf Jahre alt seien, würden sie für die Jagd als nutzlos angesehen – ihr Schicksal sei damit besiegelt. Unter normalen Umständen können diese stolzen Tiere bis zu 15 Jahre alt werden.

In über 30 spanischen und auch in mehreren europäischen Städten gingen die Galgo-Freunde an diesem Sonntag auf die Straße. Ihr Protestmotto: „Nein zur Jagd mit Galgos und anderen Hunderassen.“ „Der Galgo ist die am meisten misshandelte Hunderasse in Spanien“, sagt Martina Szyszka, Sprecherin der Tierschutzorganisation SOS Galgo. Und sie beklagt: „Die wenigsten Misshandlungsfälle werden aufgeklärt.“ Der Tierschutz habe im Spanien der Stierkämpfe leider bis heute keinen großen Stellenwert. In der Tat werden in Spaniens Bürgerlichem Gesetzbuch Tiere bisher immer noch als „Sachen“ und nicht als Lebewesen definiert.

Die Galgos werden in Spanien vor allem zur Hasenjagd eingesetzt. Dabei werden diese Windhunde, die bis zu 70 Stundenkilometer schnell sind, im offenen Gelände auf Hasen angesetzt. Eine Hetzjagd, bei der die Beute meist vom Galgo geschnappt und erlegt wird – also ohne dass ein Schuss fällt. Nicht selten wird diese Hasenjagd auch in Form von Wettbewerben praktiziert, bei denen der schnellste oder eleganteste spanische Windhund prämiert wird.

Doch der Protest wird zunehmend lauter: In einer Petition namens „Galgo-Massaker“ an das Europäische Parlament fordern Tierschützer die EU-Politiker auf: „Beenden Sie die Jagd mit Galgos in Spanien.“ Die internationale Petition auf der Webplattform Change.org wurde bereits von mehr als 127.000 Menschen unterschrieben.