Millionenraub in Venedig

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Von unserem Korrespondenten Wolf H. Wagner

Aus einer Ausstellung in Venedig wurden Schmuckstücke in Millionenwerten geraubt. Die Polizei geht von zwei Tätern aus, die die Alarmanlage überwinden könnten. Experten befürchten, dass nun Edelsteine aus den Schmuckstücken gebrochen werden, um sie einzeln zu verkaufen.

Ein raffinierter Coup gelang Räubern in Venedig. Kurz vor Schließung der Ausstellung „Schätze der Mogule und Maharadschas“ entwendeten sie Kleinodien im bislang geschätzten Wert von drei Millionen Euro. Den Tätern gelang es, die Alarmanlage im Dogenpalast, in dem die Ausstellung abgehalten wurde, zu manipulieren und so die Abdeckungen der Schauvitrinen anzuheben. Die Polizei sucht nach zwei Verdächtigen, die in Aufzeichnungen der Überwachungskameras zu sehen waren. Bislang fehlt jedoch sowohl von Tätern als auch von der Beute jede Spur.

Werk von Profis

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen geht die Polizei davon aus, dass es sich um eine Tat raffinierter Profis handele. Einer der Täter hätte die Schmuckstücke an sich genommen, während der andere die Besucher der Ausstellung ablenkte. Dabei hatten sich die Täter nur auf kleine Juwelen konzentriert – Ohrringe und Broschen –, ein großes Collier jedoch liegen gelassen, um den ersten Eindruck zu erwecken, dass aus der Vitrine nichts fehlte. Überwachungsvideos zeigten, dass die Täter die Beute ruhig an sich nahmen und ebenso gelassen den Dogenpalast verließen. Außerhalb des Gebäudes mischten sie sich unter die Touristenmengen, von da an verlor sich jede Spur.

Im Vorfeld hatten die Räuber die Alarmanlage des Dogenpalasts so manipuliert, dass sie erst zeitverzögert anschlug. Wie die venezianische Polizei mitteilte, gehörte das Alarmsystem nicht zur Ausstattung der Museen, sondern war von der Stiftung Al Thani, die auch die ausgestellten Juwelen zur Verfügung gestellt hatte, installiert worden. Dass der Raub am letzten Öffnungstag der Ausstellung über die Bühne ging, lässt auf eine lange und akribisch vorbereitete Tat schließen. Der Polizeipräsident von Venedig, Vito Gagliardi, hat inzwischen Amtshilfe von Experten der römischen Polizei angefordert. Staatsanwalt Raffaele Incardona eröffnete ein Strafverfahren gegen unbekannt.

Ausstellung war seit September geöffnet

Die Ausstellung war am 29. September im Dogenpalast eröffnet worden. 270 Schmuckstücke und Edelsteine aus dem Besitz des Scheichs Hamad bin Abdullah al Thani, einem Cousin des Emirs von Katar, wurden gezeigt. Dabei handelt es sich um Pretiosen, die zum Teil bereits im Besitz von Dschingis Khan und Tamerlan waren. Hinzu kamen Schmuckstücke aus Indien und dem Nahen Osten vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, die zum ersten Mal in Italien ausgestellt wurden.

Experten gehen davon aus, dass die gestohlenen Schmuckstücke wegen ihres hohen Bekanntheitsgrades nur schwer auf dem Markt zu verkaufen sind. Es sei zu befürchten, dass einzelne Steine aus den Schmuckstücken herausgebrochen und dann einzeln verkauft werden könnten. Möglicherweise könnten sich die Diebe aber auch an den Besitzer oder die Versicherungsgesellschaft wenden, um über einen Rückkauf zu verhandeln. Vom Tatort sind bereits Fotos der betroffenen Stücke nach London versandt worden, um den genauen Wert festzustellen. Die venezianische Polizei zeigte sich darüber hinaus erstaunt, dass bei der Einfuhr der 270 Schmuckstücke nur ein Zollwert von 30.000 Euro angegeben wurde. Die Ermittlungen erstrecken sich auch auf diese offensichtliche Falschdeklarierung.