Legalisierung von Cannabis belastet Umwelt

Legalisierung von Cannabis belastet Umwelt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine Reihe von amerikanischen Bundesstaaten hat den Konsum von Cannabis legalisiert. Das freut die Bauern, belastet aber die Umwelt. Denn oft werden nun solche Flächen für die Hanfpflanzen genutzt, die bisher mit Wald bedeckt waren.

Von John Dyer

Das „grüne Dreieck“ liegt in Humboldt County, einer waldbestandenen Region im Norden von Kalifornien. Seinen Namen hat das „Emerald Triangle“ von der smaragdgrünen Farbe, an der die Marihuana-Anbauflächen auf Satellitenfotos bei Google Earth zu erkennen sind. Das Gebiet diente Wissenschaftlern als Grundlage für die Erforschung der Auswirkung des Marihuana-Anbaus auf die natürliche Umwelt.

Schlimmer als das Holzfällen

Das Ergebnis sei erschreckend, befindet Jake Brenner, Geograf am Ithaca College im Bundesstaat New York. In einer in Frontiers in Ecology and the Environment veröffentlichten Studie gehen Brenner und seine Kollegen davon aus, dass der ungeregelte Anbau der Hanfpflanze zu erheblichen Umweltbelastungen führen wird. Denn durch den Anbau würden die Lebensräume von Wildtieren zerstört, Wasserläufe verändert, Bodenerosion und Erdrutsche verursacht, die schlimmer seien als das Holzfällen.

Cannabis anzubauen bedeute 1,5-mal so viel Verlust von Baumbestand und 2,5-mal so viel sogenannte Wald-Fragmentierung mit Zerstörung von naturbelassenem Lebensraum für Wildtiere wie das Baumfällen auf derselben Fläche. Denn das Marihuana werde nicht auf flachen gerodeten Flächen angebaut wie andere Nutzpflanzen. „Die Schwerpunkte der Anpflanzungen liegen auf steilen Hängen, weit weg von Straßen und nahe den Quellen von Flüssen, die weiter unten reichen Fischbestand aufweisen“, schreibt Brenner.

Pflanzer fürchten Bundesgesetze

Als Grund dafür sehen die Wissenschaftler das Fehlen von vernünftigen Vorschriften für den Anbau von Cannabis. Die Behörden könnten das Problem beseitigen, wenn sie Vorschriften wie für die normale Landwirtschaft auch für Marihuana-Pflanzungen erlassen würden. Auch wenn eine Reihe von Bundesstaaten den Gebrauch und den Anbau von Cannabis über die medizinische Anwendung hinaus inzwischen legalisiert haben – in Kalifornien ist das ab dem 1. Januar 2018 der Fall – bleibt das Marihuana laut Bundesgesetz eine illegale Droge. Viele Pflanzer ziehen es deshalb vor, ihre Kulturen vorsichtshalber in abgelegenen, eigentlich wilden Gebieten anzulegen. „Cannabis braucht nicht mehr Wasser als andere Ernten, es braucht auch nicht mehr Land als andere Pflanzen. Aber so wie es derzeit versteckt angebaut wird, hat es diese Wirkung in hochsensiblen Bereichen“, sagt Brenner.

Cannabis bringt mehr als Holz

Im Humboldt County wird viel Holz geschlagen. Das ist ein Geschäft von derzeit 71 Millionen Dollar im Jahr (60,5 Millionen Euro). Die Cannabis-Produktion dort hat ein geschätztes Volumen von 300 Millionen Dollar. In den gesamten USA hat der legale Anbau von Cannabis ein Geschäftsvolumen von 7,6 Milliarden Dollar jährlich. Das könnte in den kommenden Jahren nach Meinung der Wissenschaftler am Ithaca College auf 21 Milliarden Dollar anwachsen.

Brenner sagte, er sei eigentlich kein Freund von zu viel Regulierung. Aber Regulierung in diesem Bereich könnte zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in Gebieten führen, die Investitionen und Arbeitsplätze brauchen. „Ich mochte Humboldt County wachsen sehen, und wenn Cannabis der Weg dazu ist, dann habe ich kein Problem damit. Solange es nicht zu derselben Umweltzerstörung führt wie manche anderen landwirtschaftlichen Praktiken.“

Zu oft scheue man in der Politik aber vor einer offenen Debatte über das Thema Cannabis zurück. Das „Reefer Madness“-Tabu gebe es auch heute noch. „Reefer Madness“ war ein Anti-Cannabis-Film aus dem Jahr 1936, der die Geschichte von Jugendlichen erzählt, die durch Marihuana-Konsum zu Vergewaltigern, Selbstmördern und Wahnsinnigen wurden. Reefer ist ein anderes Wort für „Joint“.