Kopfgeld soll Katzen stoppen

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Die Landschaft im Outback Australiens mag karg aussehen: rote Erde, hartes Spinifex-Gras und vereinzelte windige Büsche und Bäume. Doch versteckt im Gebüsch oder in der roten Erde leben zahlreiche Tiere. Neben Vögeln, Reptilien und Insekten sind das vor allem kleine Beuteltiere wie Bilbys, die als Numbats bekannten Ameisenbeutler und sogenannte Bandicoots oder auch Nasenbeutler.

„Ein Monster in unserer Umwelt“

Vor allem bei den Säugetieren hat Australien inzwischen die schlimmste Aussterberate der Welt: 29 Landsäugetiere sind in den vergangenen 200 Jahren ausgestorben und über 50 sind vom Aussterben bedroht. Einer der Verantwortlichen für dieses Massensterben ist die wilde Katze, die sich im australischen Busch bestens vermehrt hat.

„Sie sind ein Monster in unserer Umwelt – einige haben die Größe von Hunden“, sagte der australische Farmer Sib Torrisi, der westlich von Rockhampton lebt, dem lokalen Sender ABC. Vor zwei Jahrzehnten, als er seinen Bauernhof kaufte, war die Landschaft noch voller einheimischer Vögel und Echsen gewesen. Doch dann seien die Wildkatzen eingezogen. „Sie klettern auf Bäume, sie würgen das Leben aus den Tieren, indem sie sie am Hals packen“, sagte der Australier.

Wildkatzen töten täglich Millionen Tiere

Erst im Oktober veröffentlichte eine Gruppe australischer Wissenschaftler in dem akademischen Journal The Conversation schockierende Zahlen. Ihre Forschungen lassen vermuten, dass Wildkatzen über eine Million Vögel pro Tag töten. Im Jahr könnten dies bis zu 377 Millionen Vögel sein, schrieben die Forscher. 2015 schätzten Wissenschaftler, dass rund 75 Millionen einheimische Tiere täglich, also über 20 Milliarden Säugetiere, Reptilien, Vögel und Insekten jährlich, in Australien Opfer von Wildkatzen werden.

Nachdem die ersten Katzen ab 1800 mit den Briten nach Australien kamen und teils ausgewildert wurden, leben heute zwischen 2,1 und 6,3 Millionen Wildkatzen dort. Zunächst dachte man, es seien sogar um die 20 Millionen, doch diese Daten wurden im Januar korrigiert. Eine Studie, die im Fachmagazin Biological Conservation veröffentlicht wurde, sprach jedoch davon, dass sich die Wildkatzen auf 99,8 Prozent des australischen Kontinents ausgebreitet hätten.

Tierschützer kritisieren Kopfgeld

Katzen sind nicht die einzigen eingeführten Lebewesen, die Schaden an Australiens Fauna und Flora anrichten. Auch Wildschweine, Wildpferde, Kaninchen oder Füchse gehören zu den Gefahren, denen sich einheimische Tiere ausgesetzt sehen. Auch auf sie wird immer mal ein Kopfgeld gesetzt. Als die lokale Gemeinde Banana Shire nun jedoch auch ein Kopfgeld auf Wildkatzen aussetzte – 10 australische Dollar (6,50 Euro) für ausgewachsene Katzen und 5 Dollar für Kätzchen – sah sich der Bürgermeister plötzlich einer großen Welle der Entrüstung ausgesetzt.

Vor allem Tierschützer empörten sich über das Kopfgeld. „Wir hatten eine Menge lächerlicher Briefe an uns, E-Mails und beleidigende Telefonanrufe“, sagte der Bürgermeister Nev Ferrier. Manche glaubten fälschlicherweise, sie würden mit dem Kopfgeld Leute dazu auffordern, die Katzen bei lebendigem Leib zu häuten, nur weil Anwohner den Skalp der Katzen vorzeigen müssen, um das Geld zu bekommen.

Die Tierschutzgruppe PETA hängte erst vergangene Woche ein großes Plakat in der Gemeinde auf, um die Bürger davor zu „warnen“, dass auch ihre Hauskatzen getötet werden könnten, obwohl die regionale Sprecherin im Interview mit lokalen Medien eingestand, dass es ein „riesiges“ Problem sei, wie viele Tiere Wild- wie auch Hauskatzen in Australien töteten. Die Organisation lehnt die Tötung der Katzen jedoch trotzdem ab. Sie pocht darauf, Wege zu finden, wie die Tiere sterilisiert werden könnten.

Von Barbara Barkhausen