Fußball-WM bedroht obdachlose Tiere

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Russland will bei der Fußball-WM keine streunenden Tiere auf den Straßen haben. Letztlich werden die Tiere wohl getötet.

Russland will bei der Fußball-WM keine streunenden Tiere auf den Straßen haben. Nun wird zwischen Regierung und Regionen über die wirkungsvollsten Methoden diskutiert, die Hunde und Katzen loszuwerden. Aber letztlich werden die Tiere getötet.

Von unserem Korrespondenten Axel Eichholz

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist zumindest für viele Tiere kein freudiges Ereignis. Der für Sport zuständige russische Vizeregierungschef Witali Mutko hat die Behörden jener Regionen, wo im Sommer Spiele der WM ausgetragen werden sollen, angewiesen, bestehende Gesetze und Vorschriften so zu ändern, dass eine „humane“ Regulierung der Zahl obdachloser Tiere gesichert wird. Rund eine Million Tierschützer hatten sich in einer Petition an Präsident Wladimir Putin über Beamte beschwert, die Aufträge für die „Vernichtung und Entsorgung“ streunender Hunde und Katzen ausschreiben.

Abfangen und entsorgen

Als humane Methoden gelten Sterilisierung der Tiere und deren anschließende Wiederentlassung in die Umwelt. In fast allen lokalen Gesetzen kommen diese Begriffe aber nicht einmal vor. Vielmehr ist darin von „Abfangen und Entsorgung“ die Rede. Im Klartext: Entweder werden die Tiere erschossen oder vergiftet. Mutko wäre sicher schon zufrieden, wenn man in den Gesetzen das Gift, die Kugeln und die „Entsorgung“ nicht erwähnen würde. Man braucht die internationalen Partner nicht mit der Nase darauf zu stoßen.

Problem löst sich von selbst

Es geht wenigstens um die Wahrung des Anstandes. In Samara an der Wolga will man Kastration und Impfungen als annehmbare Methoden verwenden. Die Euthanasie in Tierheimen wird aber auch nicht ausgeschlossen, wenn die Tiere dabei nicht leiden müssen. Man könne doch Hunde nicht bis ans Lebensende in Heimen halten. Das könne niemand bezahlen, heißt es. In Samara haben sich die zuständigen Behörden an die Stadt mit der Bitte gewandt, neue Heime zu bauen. Sonst würden sich die Tiere derart vermehren, dass man die WM-Spiele werde absagen müssen. Das ist sicher eine Übertreibung, weil aus mehreren Städten ein Rückgang der obdachlosen Tiere gemeldet wird, so aus Rostow am Don, wo Anfang 2017 noch 4.500 streunende Hunde gezählt wurden. Im Herbst sei diese Zahl um 1.000 zurückgegangen, in der Fan-Zone um den Theaterplatz, heißt es. Man darf dreimal raten, wie es dazu kam.

In der Provinz ein Batzen Geld

Klagen über den Geldmangel können kaum überzeugen. In Sotschi am Schwarzen Meer will man für die Beseitigung obdachloser Tiere aus der Stadt vor der Fußball-WM gerade mal drei Millionen Rubel (43.000 Euro) ausgeben. In Samara wurden 8,9 Millionen Rubel veranschlagt. Es sind keine Summen, die einen vom Stuhl reißen. Dieser Meinung ist man auch im russischen Landwirtschaftsministerium und im Umweltministerium. Leider seien in Russland regionale Behörden für das Problem obdachloser Tiere zuständig. Das erklärt alles. Was für die Moskauer Machtzentrale nur ein Klacks ist, erscheint in der Provinz als eine ansehnliche Summe. Hunde und Katzen können dieses Problem auch nicht klären, denn sie können nicht sprechen, von Fremdsprachen ganz zu schweigen