Der Wahlbezirk Norden: LSAP und „déi gréng“ am Scheideweg

Der Wahlbezirk Norden: LSAP und „déi gréng“ am Scheideweg

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Insgesamt acht Parteien gehen im Norden um die neun Sitze ins Rennen. Reichlich Spannung ist vorprogrammiert, denn sowohl bei der LSAP als auch bei „déi gréng“ steht viel auf dem Spiel. Zumal Erstere vor fünf Jahren einen Sitz dazu gewann. Dies auf Kosten der ADR.

„LSAP rettet das 13. Mandat im Norden“, lautete denn auch eine der Schlagzeilen auf der „Une“ des Tageblatt vom 21. Oktober 2013. In der Tat änderte sich die Sitzverteilung nach dem letzten Urnengang zugunsten der Sozialisten, die einen zweiten Sitz erhielten. Claude Haagen, damals Bezirkspräsident und heute Parteipräsident, sprach am Wahlabend selbst von einer „Mission accomplie“. Zu Recht, denn 2009 hatten der LSAP 1.200 Stimmen gefehlt für den zweiten Sitz. Und in diesem Jahr? Abwarten. Mit Romain Schneider bietet die LSAP einen erfahrenen Spitzenkandidaten auf. Der Minister für Soziales, Sport und Kooperation hatte 2013 insgesamt 12.389 Stimmen bekommen und ist das, was man gemeinhin als „valeur sûre“ bezeichnet.

Dann ist da der bereits angesprochene Claude Haagen, der „député-maire“ aus Diekirch. Für einen Großteil des Teams (fünf Kandidaten) sind die Parlamentswahlen aber Neuland. Nicht mehr dabei ist der Wiltzer Bürgermeister Frank Arndt, der an und für sich das dritte Zugpferd war. Arndt war mit knapp über 6.000 Stimmen Drittgewählter bei der LSAP.
Abwarten, das ist auch die Devise bei „déi gréng“: Nach dem Tod von Camille Gira stehen die Grünen am Scheideweg. Gira bekam 7.548 Stimmen und war damit klar Erstgewählter bei „déi gréng“.

Auf seinem Nachfolger Claude Turmes, der am 20. Juni Staatssekretär im Umweltministerium wurde, lastet jede Menge Erwartungsdruck. Kann er ein ähnliches Ergebnis erzielen wie Gira? „Superturmes“ oder einfach nur „Tuerm“, wie er auch noch genannt wird, muss schon über sich hinauswachsen. Zumal der Sohn eines Restaurant-Besitzers aus Diekirch längst nicht die Popularität Giras besitzt nach 19 Jahren Europapolitik, während denen er demnach fernab der Heimat war. Die Grünen treten bekanntlich landesweit mit Doppelspitzen an, wobei Turmes’ Pendant im Norden mit Stéphanie Empain ein politischer Rookie ist. Kurz: Der Sitz der Grünen im Norden ist in Gefahr.

Was macht die CSV?

Wenig Gedanken muss sich da die DP machen. Landwirtschafts- und Weinbauminister Fernand Etgen sowie Wohnungsbauminister Marc Hansen sind die beiden „Têtes de listes“. Sie werden wohl dafür sorgen, dass die DP weiterhin bei zwei Sitzen bleibt. Hinzu kommen André Bauler, der nach seinem Ausscheiden als Staatssekretär genauso wie Edy Mertens in der Chamber saß. Gespannt darf man auf das Abschneiden der früheren Weltklasse-Judoka Marie Muller sein, die nach einem ersten Anlauf bei den Gemeindewahlen in Ettelbrück nun ihr Glück bei den Landeswahlen versucht.

Die CSV wird versuchen, in einer ihrer traditionellen Hochburgen die Stimmverluste von 2013 wieder wettzumachen. Beim letzten Urnengang kamen die Christlich-Sozialen auf 33,69 Prozentpunkte der Stimmen, was einem Total von 107.163 entsprach. Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor waren es noch 114.658 Stimmen gewesen. Spitzenkandidatin Martine Hansen und ihrer Mannschaft um die erfahrenen Kandidaten wie dem „député-maire“ von Esch/Sauer Marco Schank (2013 CSV-Erstgewählter mit 17.174 Stimmen), Emile Eicher, dem „député-maire“ der Fusionsgemeinde Clerf, Aly Kaes, dem „député-maire“ von Tandel sowie dem Ettelbrücker Bürgermeister Jean-Paul Schaaf, ist dieses Unterfangen durchaus zuzutrauen. Bei den Gemeindewahlen im Herbst letzten Jahres gehörten „déi Schwaarz“ jedenfalls zu den Gewinnern. Mal sehen, ob sich dieser Trend nun weiter bemerkbar macht und die CSV gar auf fünf Sitze im Norden kommt.

ADR will Sitz zurückerobern

Richtig Federn gelassen hatte 2013 die ADR. 6,36 Prozentpunkte der Stimmen bedeutete für die „Alternativ Demokratesch Reformpartei“ den Verlust ihres Nord-Sitzes zugunsten der LSAP. Unter Spitzenkandidat Michel Lemaire, der im Tageblatt-Interview nicht über den Wahlausgang spekulieren wollte, und dem alten Haudegen Jeff Engelen, Gemeinderat in Wintger, soll dieser unbedingt zurückerobert werden. Und das erscheint wahrscheinlich. Aus dem Stand heraus war die „Piratepartei“ vor fünf Jahren auf 3,37 Prozentpunkte gekommen. Das war nicht nur ein bemerkenswertes Ergebnis für Parteipräsident Sven Clement und sein Team, sondern auch das beste in allen vier Bezirken. Ob das 2018 auch gelingen wird?

„déi Lénk“ kam beim letzten Urnengang auf insgesamt 2,56 Prozentpunkte der Stimmen. „Nur 2,56 Prozentpunkte“ hieß es in der Wahl-Analyse in der Tageblatt-Ausgabe vom Montag, dem 21. Oktober 2013. „déi Lénk“, wo unter anderem OGBL-Gewerkschaftssekretär Hubert Hollerich antritt, wird alles daransetzen, damit es diesmal besser läuft.