Australien will weiße Farmer aus Südafrika

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

In Südafrika ist der Beruf des Bauern einer der gefährlichsten. Medienberichte über die Gewalt gegen Farmer häufen sich. Der australische Einwanderungsminister Dutton will nun weißen Landwirten einen Zufluchtsort anbieten. Sie brauchten Hilfe eines „zivilisierten Landes“.

Australiens Innenminister Peter Dutton will südafrikanischen Farmern helfen. Laut lokalen Medienberichten hat der Minister die Einwanderungsbehörde des Landes angewiesen, ein spezielles Flüchtlingskontingent für weiße südafrikanische Bauern bereitzustellen. Das Kontingent könnte vergleichbar mit den 12.000 zusätzlichen syrischen und irakischen Flüchtlingen sein, die Australien zwischen 2015 und 2017 akzeptiert hat.

In Südafrika werden Farmer häufig Opfer von Mord und Gewalt. Außerdem gibt es Bestrebungen, das Land, das derzeit auch über 25 Jahre nach der Apartheid noch zu über 70 Prozent in der Hand weißer Südafrikaner ist, ohne Entschädigung umzuverteilen. Weiße südafrikanische Bauern würden deswegen „besondere Aufmerksamkeit verdienen“ und „Hilfe von einem zivilisierten Land“ benötigen, wie Dutton gegenüber dem australischen Medienunternehmen News Corp sagte.

Südafrika reagiert verstimmt

In einem Radiointerview am Donnerstag erklärte der Minister: „Wenn Menschen verfolgt werden, unabhängig davon, ob es wegen ihrer Religion oder Hautfarbe ist, so müssen wir Hilfe leisten, wo wir können.“ Außerdem gebe es bereits eine große Anzahl südafrikanischer Auswanderer in Australien. „Sie arbeiten hart, sie integrieren sich gut in die australische Gesellschaft, sie tragen dazu bei, dass wir ein besseres Land werden und sie sind die Art von Einwanderern, die wir in unser Land bringen wollen“, sagte der Australier.

Die südafrikanische Regierung reagierte verstimmt auf die Aussagen und warf dem australischen Minister vor, die Bedrohung gegenüber den Farmern zu erfinden, wie Reuters berichtete. „Es gibt keinen Grund für irgendeine Regierung in der Welt, zu vermuten, dass ein Teil Südafrikaner von ihrer eigenen demokratisch gewählten Regierung bedroht seien.“

Gewalt gegen Farmer nimmt zu

In einer Debatte im südafrikanischen Parlament 2017 wurden die Anschläge jedoch als „nicht normale Kriminalität“, „durch Hass angeheizte Verbrechen“ und „extrem gewalttätig und oft von brutaler Folter auf die barbarischste Art begleitet“ beschrieben. Laut einer Polizeistatistik wurden 2016/2017 insgesamt 74 Farmer in Südafrika ermordet. 2015/2016 waren 58 Mordfälle verzeichnet worden. Auch die Angriffe auf landwirtschaftliche Betriebe stiegen in den gleichen Jahren von 519 auf 638 an. Nicht bekannt gegeben worden ist, wie viele der Opfer weiße oder schwarze Hautfarbe hatten und ob die Überfälle rassistisch motiviert waren.

Der in Australien ansässige Reisbauer Graeme Kruger, der 1997 von Südafrika nach Neuseeland und 2012 nach Australien emigrierte, sagte dem australischen Medienunternehmen News Corp bereits im vergangenen Jahr, dass immer mehr weiße Farmer das Land verlassen würden. Er selbst sei niemals ein Anhänger des Apartheid-Regimes gewesen. Aber was jetzt gerade passiere, sei nicht richtig. „Ob es nun das alte Apartheid-Regime oder schwarze Gewalt gegen Schwarze oder Fremdenfeindlichkeit ist, politische Führer müssen sehr vorsichtig mit ihren Positionen sein und sollten gegen niemanden zur Gewalt anstacheln.“

Australien steht selbst in der Kritik

Australien ist selbst wiederholt von der UNO wegen seiner Behandlung von Asylsuchenden kritisiert worden. Erst im vergangenen Jahr erhielten Asylsuchende, die zwischen 2012 und 2016 in einem Lager auf der Insel Manus festgehalten wurden, in einer Sammelklage Schadensersatz in Millionenhöhe für die dort erlittenen physischen wie psychischen Leiden zugesprochen. Inzwischen sind etliche Bootsflüchtlinge aus den Flüchtlingslagern in die USA umgesiedelt worden. Diese noch mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama geschlossene Vereinbarung wird nun trotz schwerer Kritik des derzeitigen Präsidenten Donald Trump umgesetzt.