„Unserer Meinung nach ist es zu früh“

„Unserer Meinung nach ist es zu früh“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

BISSEN – Der schwierige Wechsel der Gemeinde Bissen zum Proporzsystem.

Aus einem Gespräch mit Bürgermeister Jos Schummer ging unter anderem hervor, dass der Wechsel vom Majorz- zum Proporzwahlsystem in dieser Gemeinde mit sehr viel Schwierigkeiten verbunden ist. „Es ist nicht einfach, in einer Gemeinde mit heute 3.050 Einwohnern drei oder mehr Listen mit jeweils elf Kandidaten auf die Beine zu stellen“, sagte Schummer. Zur Erklärung: In Kommunen, deren Bevölkerungszahl zwischen 3.000 und 5.999 liegt, setzt sich das Schöffen- und Gemeindekollegium aus elf Mitgliedern zusammen.

Im Moment gibt es offiziell nur seine Liste (CSV), doch eine zweite („Är Leit“) steht in den Startlöchern. Der Spitzenkandidat ist hier David Viaggi, der jetzige Erste Schöffe. „Es wäre schade, wenn es nur zwei Listen geben würde, denn damit ist einer Liste bereits jetzt eine Mehrheit gesichert. So verliert die Gemeinde unweigerlich gute Leute, die in den vergangenen Jahren bereits auf Schöffen- oder Ratsposten saßen. Wir Kandidaten von ‚Är Leit‘ sind der Meinung, dass es noch zu früh ist, unserer Gemeinde den Abdruck einer Partei aufzuzwingen. Leider gibt das Gesetz vor, dass eine Gemeinde ab 3.000 Einwohner vom Majorz- zum Proporzwahlsystem wechseln muss. Wir wollen auf jeden Fall nach freiem Gewissen handeln, ohne von einer zentralen Parteileitung gesteuert zu werden“, so David Viaggi.

Männerrunde für Frauenrechte

„Är Leit“, das sind, wie bereits erwähnt, der aktuelle Erste Schöffe sowie vier weitere Gemeinderatsmitglieder, die ihr Wissen und Können seit langem in den Dienst der Gemeinde gestellt haben und dies auch weiterhin in diesem Sinne zum Wohle der Allgemeinheit machen wollen. „Sechs neue, interessierte und motivierte Bürger werden unsere Gruppe verstärken. Auch wenn wir eine reine Männerrunde sind, werden wir uns natürlich auch für die Rechte der Frauen einsetzen.“

Laut unseren Informationen wurde noch versucht, das eine oder andere Mitglied des jetzigen Schöffen- und Gemeinderates, das nun auf der zweiten Liste steht, umzustimmen, damit diese Kandidaten auf die erste, bis dahin einzige Liste kämen. Doch das war mit einer CSV-Mitgliedschaft verbunden, was diese Leute ablehnten.

„In sechs Jahren vielleicht …“

Bei allen Schwierigkeiten, den Wechsel zum Proporzsystem zu schaffen, biete sich aber nun auch die Möglichkeit, mit Traditionen, die nicht mehr zeitgemäß sind, zu brechen. „Wir müssen die Kommunikation zwischen Gemeinderat und Bevölkerung verbessern bzw. wiederherstellen, damit es keine Entscheidungen mehr über die Köpfe unserer Bürger hinweg gibt. Wir möchten zum Beispiel einen ‚Stammtisch‘ mit der Jugend ins Leben rufen, um auf ihre Bedürfnisse besser eingehen zu können. Eine Art City Breakfast könnte zudem organisiert werden, bei dem man sich in regelmäßigen Abständen mit den Bürgern in gemütlicher Runde zu anstehenden Themen unterhalten kann“, schlug David Viaggi vor.

Was den Wechsel zum Proporzsystem anbelangt, so ist man in den Reihen der Bissener Bevölkerung geteilter Meinung. Wir trafen nur wenige, die sich für diesen Schritt begeistern können, die meisten gaben zu verstehen, dass die 3.000er-Marke zu niedrig angesetzt sei. „Uns bringt der kurzfristige Wechsel nicht viel, um nicht zu sagen gar nichts, außer viel polemischem Geplänkel unterm Kirchturm“, meinte ein langjähriger Einwohner dieser Gemeinde. „In sechs Jahren hätte man über den Wechsel reden können. Dann wird unsere Bevölkerungszahl voraussichtlich bei 4.000 liegen. Und wir hätten Zeit, uns auf einen solchen Wechsel vorzubereiten.“

Halten wir abschließend noch fest, dass sich die „Piraten“ für die Wählerliste der Gemeinde Bissen interessiert haben. Ob vielleicht doch noch eine weitere Kandidatenliste zustande kommt? Es bleiben rund sechs Wochen bis zum letzten Einreichtermin, der laut Gesetz 30 Tage vor dem Wahltag liegt. Spätestens am 9. September wissen wir also mehr.