Parlament beschließt Förderung des Luxemburgischen

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Wenn Simone Asselborn-Bintz (LSAP) Verse von Dicks rezitiert, Josée Lorsché („déi gréng“) an „d’Maus Ketti“ erinnert, Marc Baum („déi Lénk“) Putty Stein zitiert und Fernand Kartheiser „d’accord“ ist – dann verabschiedet die Chamber ein Gesetz zur Stärkung des Luxemburgischen.

„Der nächste Redner ist Marc Bam“, sagte Chamberpräsident Mars di Bartolomeo (LSAP). „Also wenn schon, dann Marc Boam, die Escher Variante“, so der Abgeordnete von „déi Lénk“. Es war nur eines von vielen Wortspielen am Mittwoch in der Chamber. Denn das Parlament stimmte über den viel diskutierten Förderplan der Luxemburger Sprache von Bildungsminister Claude Meisch (DP) ab – und die Abgeordneten nutzten die Gelegenheit, um sich gegenseitig mit Zitaten und Sprüchen zu überbieten.

Und während in den sozialen Medien oder Kommentarfunktionen der Medienseiten die Diskussionen um die Sprache gerne entgleisen, war die Debatte im Parlament äußerst gesittet. Fast zu gesittet: Denn letztlich stimmten alle Abgeordneten, 60 von 60, für den Gesetzentwurf. In Zukunft wird es einen Kommissar für die luxemburgische Sprache geben, ein Zentrum der luxemburgischen Sprache, einen nationalen Tag der luxemburgischen Sprache und einen 20-Jahres-Plan für die luxemburgische Sprache.

Einig waren sich die Abgeordneten darin, dass das Luxemburgische ein zentraler Bestandteil der nationalen Kultur-Identität sei. SMS, Mails, soziale Medien – schleichend habe sie sich im 21. Jahrhundert durch die digitale Revolution als Schriftsprache etabliert. Sie sei ein Baustein dieser Gemeinschaft, so André Bauler (DP). Und wer Gemeinschaft fördern wolle, müsse die Sprache fördern.

„Wildwuchs“ bei der Sprache

Die Politik habe das Feld jedoch zu lange brachliegen lassen. Bauler sprach von „Wildwuchs“. Die Sprache müsse jedoch gepflegt werden. Sie müsse für alle erlernbar sein und nicht über das Private vererbt werden. Nur so könne sie Integrations- statt Exklusionsinstrument sein.

Josée Lorsché erinnerte daran, dass der Eiffelturm Luxemburgs die Mehrsprachigkeit sei. Wenn Touristen nach Luxemburg reisen würden, sei es das Erste, was sie wahrnehmen, was sie bewundern. Dennoch würde die Stärkung des Luxemburgischen die Mehrsprachigkeit nicht unterwandern. Im Gegenteil: Eine Förderung der lange vernachlässigten Eigensprache würde auch die Mehrsprachigkeit stärken. Lorsché plädierte dabei, wie andere Redner auch, für die stärkere Erforschung der Luxemburger Literaturgeschichte und Geschichte.

Dass es dennoch in der Chamber nicht nur harmonische Heimattöne gab, dafür sorgte ausgerechnet einer, der sich seit jeher als selbst ernannter Verteidiger der luxemburgischen Sprache sieht: Fernand Kartheiser (ADR). „Wir sehen uns bestätigt“, so Kartheiser. Vor Jahren sei die ADR ausgelacht worden für den Vorschlag, Luxemburgisch als Amtssprache in der Europäischen Union einzuführen. Jetzt stehe die ganze Chamber hinter dieser Idee. Er unterstellte den anderen Parteien Hypokrisie.

Ein wenig konkreter Text

Es sei heuchlerisch, dass die Regierung inklusive der CSV so kurz vor den Wahlen einen solchen Entwurf verabschiede: „Es ist ein Angstgesetz“, so Kartheiser, „ein Angstgesetz vor dem Wähler und ein Angstgesetz vor der ADR.“ Doch der Wähler würde das Spiel durchschauen. Denn: „Wir sind das Original.“ Kartheiser kritisierte auch den Inhalt des Textes. Denn letztlich fördere man mit dem Gesetz keine Sprache, sondern lediglich Bürokratie. „Ein weiteres Zentrum wird die Sprache nicht retten.“ Dennoch sprach sich die ADR für das Gesetz aus, da sie „d’accord“ sei, dass endlich etwas passiere.

Auch Martine Hansen (CSV) klistierte den wenig konkreten Charakter des Textes. „Es heißt zwar Gesetzentwurf, doch es ist fraglich, ob es einer ist.“ Aufgabe und Funktion des Zentrums seien nicht wirklich definiert und der 20-Jahres-Plan äußerst vage. Kurz: ein Plan ohne Inhalt, ein Zentrum ohne Mission.

Mephisto
30. Juni 2018 - 10.57

Hansen biedert sich doch nur jären oon bei de Lekt do uawen om Duaref ....

Jeannot Conrardy
30. Juni 2018 - 9.08

"Auch Martine Hansen (CSV) klistierte den wenig konkreten Charakter des Textes." liesen ech am Artikel. Datt d'Oppositioun elo schonn zum Lavement gräift, hat ech net erwaart.

Jean Bodry
28. Juni 2018 - 19.29

Am Laf vun de Zäit vum Dicks bis Haut. Huet Lëtzebuerger Sprooch sech zu enger moderner Sprooch entwéckelt. Mat de Lëtzebuerger Sprooch vun Haut, kënnten eis National Dichter vun deemools net méi vill u fänken.

tarzan
28. Juni 2018 - 13.00

Wenn Simone Asselborn-Bintz (LSAP) Verse von Dicks rezitiert, Josée Lorsché (“déi gréng”) an “d’Maus Ketti” erinnert, Marc Baum (“déi Lénk”) Putty Stein zitiert... dann stehen wahlen an.