Happy Birthday, Henri

Happy Birthday, Henri
(Christian Aschman)

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Vom Erbprinz zum Großherzog. Der Lebensweg des ersten Sohnes von Großherzog Jean und Großherzogin Joséphine-Charlotte war schon bei seiner Geburt vorgezeichnet.

Punkt 15.23 Uhr donnerte am 16. April 1955 der erste von 101 Salutschüssen über der Hauptstadt, um die Geburt eines Knaben anzukündigen. Es war ein sonniger Frühlingssamstag. Prinz Henri Albert Gabriel Félix Marie Guillaume war zwar das zweite Kind, in Übereinstimmung mit dem Erbfolgerecht im Haus Nassau jedoch der Thronfolger, seine ältere Schwester Prinzessin Marie-Astrid war von der Thronfolge ausgeschlossen. Seither wurde diese Verfügung geändert, wenn das erstgeborene Kind des heutigen Erbgroßherzogs Guillaume ein Mädchen wird, wird sie die Nachfolge antreten können.

Seine ersten Lebensjahre verbrachte der junge Erbprinz auf Schloss Betzdorf. Die öffentliche Primärschule besuchte er nicht, für seine Sekundarstudien wurde er zunächst im Diekircher „Kolléisch“ eingeschult, später besuchte er ein Lyzeum in Nice, wo er 1974 das „Baccalauréat“ machte. Bereits ein Jahr zuvor, im Alter von 18 Jahren, war er Erbgroßherzog geworden. Schritt für Schritt wuchs er in seine Verantwortung hinein, bis er mit 45 Jahren die Nachfolge seines Vaters antrat. In Großbritannien absolvierte er 1975 die Königliche Militärakademie in Sandhurst. Danach studierte er in Genf Politikwissenschaften.

Maria Teresa Mestre

Dort lernte der künftige Herrscher die Liebe seines Lebens kennen, Maria Teresa Mestre, eine Exilkubanerin mit Schweizer Pass. Drei Wochen nach dem Diplom kam die Verlobung. Trotz der Skepsis der Eltern über die Hochzeit mit einer Bürgerlichen läuteten am Valentinstag 1981, dank der Vermittlung von Großherzogin Charlotte, die Hochzeitsglocken. Am 11. November des gleichen Jahres kündigten 101 Kanonenschüsse die Geburt des ersten Sohnes, Guillaume, an. Großherzog Henri ist Vater einer Tochter und drei weiterer Söhne, der jüngste, Sébastien, feiert ebenfalls am 16. April Geburtstag. Drei Schwiegertöchter und drei Enkelkinder vervollständigen die Familie.

Ab 1980 und bis zu seiner Ernennung zum Stellvertreter seines Vaters 1998 war Erbgroßherzog Henri, wie es die Verfassung vorsieht, Mitglied des Staatsrates. 1977 wurde er Ehrenpräsident des „Board of Economic Development“. Zusammen mit dem Wirtschaftsminister ging er auf viele Werbemissionen in Fernost, den Mittleren Osten, den USA, Südamerika und natürlich auch in europäische Länder. Seine Rolle war dabei nicht unwesentlich. Einem Prinzen öffnen sich Türen, die sonst gerne verschlossen bleiben.

Zu den lustigen Erinnerungen gehört das mulmige Gefühl auf einer Japanreise, als es bei einem Besuch im Museum zu einem Erdbeben kam und alles um ihn herum wankte. Das hat er in einem Interview zu seinem 40. Geburtstag erzählt. Ebenfalls in Japan musste er stundenlang in einem stecken gebliebenen Hochgeschwindigkeitszug ausharren. Trotz seiner natürlichen Zurückhaltung kann der Großherzog Kontakte knüpfen und Brücken schlagen.

Gute politische Kenntnisse

Seine zahlreichen Besuche in den heimischen Betrieben haben ihm einen guten Einblick in das wirtschaftliche Geschehen verschafft. Genauso gut kennt er sich in der Politik aus. In seiner Zeit als Thronfolger war der Großherzog aktiv in der von der Weltgesundheitsorganisation geschaffenen Mentor-Stiftung, die sich der Drogenvorbeugung widmet. Nach wie vor ist er Präsident des „Galapagos Darwin Trust Luxembourg“.

Auch sportlich ist er aktiv. Er ist ein hervorragender Skifahrer, reitet, spielt Tennis, liebt alle Wassersportarten, geht auf die Jagd und unternimmt gelegentlich eine Motorrad-Tour. Genau wie sein Vater ist er Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, seit seiner Nominierung 1998 hat er die Olympischen Spiele kaum einmal verpasst.

Lange Zeit gestaltete Großherzog Henri sein Leben so unkompliziert wie möglich. Er ging ins Restaurant, Kino, zum Einkaufen. Mit der Amtsübernahme am 7. Oktober 2000 wurde diese Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Ein Familienmensch

Großherzog Henri ist ein Familienmensch. Seine Arbeitstage gehören seinen Terminen und Verpflichtungen, die Wochenenden und die Ferienzeit der Familie. Dazu kommen klassische Musik oder ein gutes Buch.

Im Vergleich zu seinem Vater gibt sich Großherzog Henri offen und moderner. Das hat er immer wieder betont. Zum Verhängnis wurde es ihm, als er vor dem Referendum zur europäischen Verfassung im Juli 2005 für das Ja zu Europa plädierte und dabei vergaß, dass er als Staatschef über den Parteien steht und nicht zur Wahl geht.

Nachdem er aus moralischen Gründen 2008 das Gesetz über die Sterbehilfe nicht mittragen wollte, verzichtete er auf einen Teil seiner Rechte. Bis dahin hatte er die Gesetze gutgeheißen und verkündet („il sanctionne et promulgue“), seither begnügt er sich mit ihrer Verkündung.