Hollandes 60. Geburtstag „mit Familie“

Hollandes 60. Geburtstag „mit Familie“
(Reuters)

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Für einen Single ist im "Kreis der Familie" vieldeutig. Frankreichs Präsident Hollande will seinen 60. Geburtstag nicht groß feiern. Gerüchte um eine Hochzeit am selben Tag sind dementiert.

Sie ist ihm wieder voraus, wenn auch diesmal nicht mit stärkerer Wirtschaft oder weniger Schulden. Für Frankreichs Präsident François Hollande steht der 60. Geburtstag an diesem Dienstag noch an. Auch der Staatschef möchte kein großes Tamtam. „Im Kreis der Familie“ solle gefeiert werden, heißt es im Élysée.

Seit seiner Trennung von Valérie Trierweiler zu Jahresbeginn steht hinter dem Thema Familie und Hollande allerdings ein Fragezeichen. Bis heute gibt es keine Bestätigung für eine Beziehung zur französischen Schauspielerin Julie Gayet (42). Das Klatschmagazin „Closer“ hatte Bilder eines Menschen von Hollandes Statur gedruckt, der sich per Roller zum Appartement von Gayet bringen ließ.

Das einzige Ereignis

Angesprochen auf Gerüchte über einen Hochzeitstermin ausgerechnet an seinem Geburtstag antwortete Hollande jüngst: „Das einzige Ereignis, das ich kenne am 12. August, ist mein Geburtstag“. Auch da sehe er „keine Notwendigkeit für Geschenke“.

Hollande hat sich für knapp zwei Wochen auf den Landsitz „La Lanterne“ zurückgezogen, keine zwei Kilometer entfernt von Schloss Versailles. Pool, Tennisplatz, ein kleiner Park liegen um die drei Gebäude. Eine der Sichtachsen von Versailles verläuft direkt durch den Garten.

Eine Trauung wäre ein Novum für Hollandes Patchwork-Verhältnisse. Weder mit Trierweiler (49) noch mit seiner langzeitigen Gefährtin Ségolène Royal (60) war er verheiratet. Royal ist die Mutter der vier gemeinsamen Kinder. Mit der Sozialistin, 2007 erfolglose Kandidatin bei der Präsidentschaftswahl, gab es in der Machtzentrale Élysée eine Familienzusammenführung: Sie sitzt seit der Regierungsumbildung im Frühjahr als Umweltministerin im Kabinett.

Schwieriger Neustart

Sommerferien sind seit Hollandes erster präsidialer Auszeit vor zwei Jahren ein heikles Thema. Die schlechten Sympathiewerte des Staatschefs nahmen während der Auszeit 2012, damals noch mit Trierweiler für zwei Wochen in der Festung von Brégançon, ihren Anfang. Mit 61 Prozent Zustimmung lag Hollande vor den Sommerferien noch bestens. Zur „rentrée“, dem großen Start des Landes nach dem Urlaub im September, gab es nur noch 46 Prozent positives Feedback. Seitdem befinden sich die Werte Hollandes im freien Fall. Inzwischen traut ihm gerade noch jeder vierter Franzose zu, die Probleme des Landes zu lösen.

Probleme gibt es reichlich in Frankreich. Premierminister Manuel Valls sieht mit Blick auf die schlechten Wirtschaftsdaten bereits einen „schwierigen Neustart“ nach den Ferien. Ein Zeichen ist die laut Valls «untragbare» Zahl von fast 3,4 Millionen Arbeitslosen. Informationen von „Le Canard enchaîné“, wonach Finanzminister Michel Sapin ein Wachstum von mehr als 0,5 Prozent als „schon gut“ bezeichnet haben soll, wurden dementiert. Haushalt und Sparziele basieren bisher auf Prognosen von einem Prozent in diesem Jahr.

Reformen versäumen

Für die Zeitung „Le Monde“ haben Rechte wie Linke Reformen in besseren Zeiten versäumt: „In unserem Land herrscht die festgefahrene Vorstellung, dass wir es wegen der wundersamen französischen Ausnahme nicht nötig haben, uns der Globalisierung anzupassen.“

Die Opposition nutzt die Schwächen der Sozialisten unterschiedlich. Während die rechtsextreme Front National um Parteichefin Marine Le Pen bei der Europawahl triumphierte und in Umfragen weiter vorn liegt, dreht sich die zerstrittene konservative UMP um sich selbst. Hollandes Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy spielt weiter auf Zeit bei UMP-Vorsitz und Präsidentschaftskandidatur. „Ich habe meine Entscheidung noch nicht getroffen“, wiederholte er jüngst im Magazin „Valeurs actuelles“. Gegen den Affären-erprobten Sarkozy läuft aktuell ein Anklageverfahren auch wegen des Verdachts der Korruption.

Die Regierung kann sich derweil mit Notfallplänen für die Sommerzeit befassen. Nicht mehr als zweieinhalb Stunden Rückkehrzeit sollen zwischen Urlaubsort und Paris liegen. „Das ist einfach“, lässt „Le Canard enchaîné“ einen karikierten Minister auf Hollandes Weg zur angeblichen Liebesaffäre anspielen. Der Staatschef schaffe es „mit den Roller in zehn Minuten zum Élysée“.