Impfstoffe und Therapien gegen Ebola

Impfstoffe und Therapien gegen Ebola
(Wolfram Kastl)

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Die Ebolawelle in Westafrika ebbt ab - doch das Virus überlebt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem neuen Ausbruch kommt. Inzwischen werden aber Impfstoffe gesucht.

Wann kommt der rettende Pieks gegen Ebola? Helfer, Ärzte und Betroffene hoffen darauf, dass ein Impfstoff gegen die gefährliche Erkrankung bald gefunden ist. Auch an der Entwicklung von Medikamenten wird mit Hochdruck gearbeitet. Rund 11 000 Todesfälle sind für die Epidemie in Westafrika bisher erfasst, die tatsächlichen Zahlen liegen wohl weit höher. Für den nächsten Ausbruch will die internationale Gemeinschaft, die 2014 viel zu langsam das Ausmaß der Tragödie erfasste, medizinisch und strukturell besser gewappnet sein.

Wie weit ist die Suche nach Impfstoffkandidaten?

Derzeit laufen Studien in den betroffenen afrikanischen Staaten, aber auch etwa in Deutschland, der Schweiz und den USA, um verschiedene Wirkstoffe zu testen. Darunter sind zwei große Phase III-Studien zur Wirksamkeit von Impfstoffen, in die Zehntausende Menschen in Liberia und Sierra Leone einbezogen werden. Regierungsinstitutionen arbeiten dabei eng mit Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) sowie Pharmaunternehmen zusammen. Mehrere weitere Studien sind in Phase I, das heißt, an einigen wenigen Probanden wird getestet, ob die Substanz gut verträglich ist. Mehr als zehn Wirkstoffe werden zudem im Labor oder an Tieren erprobt. „Praktisch jedes Impfstoffprojekt wird im Rahmen einer Public-Private-Partnership vorangetrieben“, so Birgit Fischer vom Verband forschender Arzneimittelhersteller. Bei Design und Zulassung der Studien seien vielfach beschleunigte Verfahren eingesetzt worden.

Welche Impfstoffe sind erfolgsversprechend und wie funktionieren sie?

Erfolg versprechen derzeit vor allem ChAd2-ZEBOV (GlaxoSmithKline) und rVSV-ZEBOV (NewLink Genetics), das ursprünglich von der kanadischen Gesundheitsbehörde entwickelt wurde. Ersterer ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, bei dem ein Schimpansen-Adenovirus abgeschwächt und mit Antigenen des Ebola-Virus ausgestattet wurde. Der zweite Kandidat ist ein abgeschwächtes, dem Tollwuterreger verwandtes Virus, das mit speziellen Oberflächen-Proteinen von Ebola versehen wurde. Beide Mittel sollen bei den Geimpften eine vorbeugende Immunantwort auslösen. Infizieren sie sich später mit dem Ebola-Virus, kann der Körper es wesentlich besser abwehren.

Was ist an Medikamenten für die Therapie in Arbeit?

Die umfangreichste Studie läuft zur Zeit in Guinea mit dem Grippe-Medikament Favipiravir. Es wirkt nach bisherigen Erkenntnissen von MSF jedoch nur eingeschränkt: Je höher die Viruslast bei den Patienten ist, desto geringer sind die Heilungschancen. Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen profitieren demnach kaum. Größere Hoffnungen setzen die Mediziner auf ZMapp, einen Mix aus drei Antikörpern. „Hier gibt es extrem gute Ergebnisse“, sagt Julien Potet, MSF-Experte für Impfstoffe. Eine umfangreiche Studie war bisher allerdings nicht möglich, weil die Produktion von ZMapp langwierig ist und es zu wenige Dosen gab. Auch die Injektion des Antikörper-reichen Blutserums Ebola-Überlebender wird derzeit als Behandlungsmöglichkeit für Erkrankte erprobt. Hier ist die Wirksamkeit aber ebenfalls noch nicht belegt.

Welche Probleme treten auf?

Das Abklingen der Epidemie macht den Experten in diesem Fall paradoxerweise die Arbeit schwer: Es gibt nicht mehr genug Probanden für die Tests. Eine Studie mit dem Breitband-Virostatikum Brincidofovir musste deshalb bereits abgebrochen werden. Was die weitere Forschung betrifft, herrscht zudem derzeit Unklarheit darüber, wer die Blutproben Erkrankter künftig nutzen darf. Teilweise sind die Proben in Labore außerhalb der betroffenen Länder gebracht worden. „Wir müssen aber erreichen, dass sie allen offen stehen, auch afrikanischen Forschern“, betont Philipp Frisch von der MSF-Medikamentenkampagne ACCESS.

Gibt es einen Zeithorizont?

Bis zum Herbst hoffen die Mediziner auf erste belastbare Ergebnisse einzelner Studien. „Nach dem Sommer werden wir zumindest ein gutes Verständnis davon haben, welche Behandlungsoptionen wir für den nächsten Ebola-Ausbruch in unserem Werkzeugkasten bereit halten müssen“, sagt Potet.

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