Das Warten hat sich gelohnt

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Fünf Jahre war das Pariser Picasso-Museum geschlossen. Die Wiedereröffnung des renovierten Kunsttempels war eine schwierige Geburt.

Lange haben die Kunstfreunde warten müssen, mehrmals wurde der Termin verschoben. Am Samstag war es endlich soweit: Der französische Präsident François Hollande hat das erweiterte und neu gestaltete Picasso-Museum in Paris eröffnet. Zuletzt konnten Besucher die Meisterwerke des spanischen Malers im Jahr 2009 bewundern.

Das Ereignis fiel auf den Geburtstag Picassos, der am 25. Oktober 1881 in Málaga geboren wurde. Das lange Warten hat sich gelohnt. Nun können doppelt so viele Werke von Pablo Picasso gezeigt werden wie früher. Das Museum besitzt mit rund 5000 Gemälden, Papierarbeiten und Skulpturen sowie dem Archiv die größte Sammlung des 1973 gestorbenen spanischen Künstlers.

In frischem Weiß erstrahlen die Säle, zu denen Besucher von nun an direkt Zugang haben. Früher ging es vom Ticketverkauf über den Hof in den Ausstellungsbereich. Statt früher 200 Werken sind von nun an 450 auf den verschiedenen Stockwerken zu entdecken.

Hôtel Salé umfassend ausgebaut

Der Um- und Ausbau von 1 600 auf 3 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche war mit vielen Problemen verbunden, denn das Hôtel Salé, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, steht unter Denkmalschutz. Das Obergeschoss wurde umfassend ausgebaut. Es zeigt Picasso als Sammler von Henri Matisse, Max Ernst und Paul Cézanne. Kopfzerbrechen bereitete vor allem der Ausbau des Untergeschosses. „Die Erde musste abgetragen und das Museum abgestützt und stabilisiert werden“, wie Picasso-Spezialistin Anne Baldassari bei der Pressevernissage erklärte.

Baldassari kennt das Museum in- und auswendig. Im Jahr 1992 kam sie an die Spitze der Verwaltung der Picasso-Archive und im Jahr 2005 an die Spitze der Einrichtung. Im Mai dieses Jahres wurde Baldassari aber wegen schlechten Arbeitsklimas von der damaligen Kulturministerin Aurélie Filippetti vorzeitig gekündigt. Die Entlassung sorgte für heftiges Rauschen im französischen Blätterwald. Man einigte sich jedoch darauf, dass die neue Hängung der Dauerausstellung noch von ihr kuratiert werden sollte.

20 Picasso-Ausstellungen weltweit

Von den 52 Millionen Euro Umbaukosten übernahm der französische Staat 19 Millionen. Der Hauptanteil wurde durch das Museum und die Ausstellungen erbracht, mit denen Baldassari um die Welt reiste. Während der mehrjährigen Schließung fanden über 20 bedeutende, von ihr organisierte Picasso-Werkschauen statt, darunter in Helsinki, St. Petersburg, Richmond und San Francisco.

Die neue Dauerausstellung illustriert die künstlerische Entwicklung Picassos. Neben bekannten Werken sind auch viele unbekannte zu entdecken. Im Erdgeschoss hat Baldassari einige Werke vereint, die den Einfluss der afrikanischen Kunst auf Picassos Bildsprache zeigen. Darunter ist auch „Trois figures sous un arbre“ – ein in warme Farben getauchtes Bild, auf dem sich die Frauengestalten und der Baum langsam in geometrische Formen auflösen.

Das Museum besitzt nur wenige Arbeiten aus dem Jahr 1909. Die größten Meisterwerke aus dieser Zeit seien eine Klarinette und Gitarre aus Karton, wie Baldassari erklärte. Beide Miniatur-Arbeiten liegen im Museum in einer Vitrine aufbewahrt. Wegen ihrer Fragilität könnten sie schon lange nicht mehr ausgeliehen werden.