Von Kindheitsträumen am 50. Geburtstag

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Nicht nur Cactus feiert heute seinen 50. Geburtstag, auch bei Katja Michel dürften die Korken knallen. Denn die Luxemburgerin wurde am 19. Oktober 1967 geboren, also an genau jenem Tag, an dem der erste Cactus in Bereldingen eröffnet wurde. Der Clou: Katja Michel wuchs in der rue du 10 Octobre auf, lebte also über 20 Jahre lang 100 Meter von dem Supermarkt entfernt, mit dem sie am Donnerstag den runden Geburtstag teilt.

Geboren wird Katja Michel in Brüssel als erstes Kind eines Europabeamten-Paares. Die Mutter Luxemburgerin, der Vater Deutscher. Als sie vier Jahre alt ist, zieht die Familie ins Großherzogtum und kauft sich ein Haus in der rue du 10 Octobre, einer Parallelstraße der route de Luxembourg in Bereldingen.

Der Cactus mit seiner markanten gelben Wellblechfassade steht da bereits. Früh dürfen die Kinder alleine in den Supermarkt gehen, das Taschengeld wird in erster Linie für Süßigkeiten ausgegeben. Unter den Eingangtreppen des Elternhauses steht stets ein Einkaufswagen, denn natürlich geht die Familie genau wie die Nachbarn zu Fuß in den Supermarkt.

„E Rondel Lyoner“

„An den ersten Besuch im Cactus kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern, das ist einfach zu lange her“, sagt Katja Michel, „ich weiß nur, dass wir häufig da waren. Bestimmt zwei- bis dreimal pro Woche.“ „E Rondel Lyoner“ an der Fleischtheke zum Beispiel, das es immer für die Kinder gab (und auch noch im Cactus gibt), ist ihr in Erinnerung geblieben. So etwas vermisst Michel heute in anderen Supermärkten, zumal sie einen jungen Sohn hat. „Ich erinnere mich auch gerne an die familiäre Atmosphäre in ‚unserem‘ Cactus. Man kannte die Kassiererinnen und die waren zu uns Kindern immer sehr lieb.“

Auch das gibt es in dieser Form kaum noch, zu groß sind die Läden dafür geworden, meint sie. Supermärkte kennt die 50-Jährige jedenfalls viele, denn sie ist als unabhängige Unternehmensberaterin viel im Ausland unterwegs.

Kindheitstraum

In Erinnerung geblieben ist Katja Michel aber vor allem ein Kindheitstraum: „Einmal ganz alleine im Cactus zu sein, meinetwegen über Nacht eingesperrt und vergessen“, erzählt sie lachend, „das war immer unser Traum: Uns einfach nehmen zu können, was wir möchten, das stellten wir uns als Kinder wie das Paradies auf Erden vor.“ Sie selbst hätte sich zuallererst mit Chipito-Chips den Bauch vollgeschlagen und sich dann dem Dame-Blanche-Eis gewidmet.

Dazu ist es aber natürlich nie gekommen. Und Süßigkeiten haben mit 50 auch einen anderen Stellenwert, heute Abend steht somit am runden Geburtstag wohl eher Schampus auf dem Programm … P.M.