Staubig, aber nicht angestaubt – Die Queens of the Stone Age erobern die Rockhal

Staubig, aber nicht angestaubt – Die Queens of the Stone Age erobern die Rockhal

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Josh Homme ist bekannt dafür, auf seine reißerisch-charmante Art das Publikum zu beleidigen. Vor einer Dekade hatte er sich im Atelier an einem Zuschauer, der mit der Performance der Band nicht zufrieden war und dies auch lautstark äußerte, vergriffen. Am Freitag forderte er die Menge in der Rockhal auf, sich die „privilegierten Banker auf den Balkonen oben“ anzuschauen – und machte sich so über die luxemburgische Klassengesellschaft lustig. Ein wenig bedauern konnte man die dort geparkte Gruppe schon – während unten zum Teil die Post abging, wirkten die passiven Privilegierten etwa so steif wie die Pastis-trinkenden Zuschauer bei einem Pétanque-Spiel in einem überhitzten Dorf in Südfrankreich. Klar ist Hommes Provokation nicht unbedingt wirksam – aber rauer und lustiger als die austauschbaren „We love you“-Rufe vieler Mainstream-Bands ist sie allemal. Und intelligenter und engagierter als das Bashing der Gallagher-Brüder sind solche Kommentare auch.

Abseits eines witzelnden Josh Homme bot das Konzert am vergangenen Freitag aber vor allem eine Beweisführung in 18 Songs, die belegte, wieso 1) Rockmusik nicht am Aussterben ist und 2) die Queens of the Stone Age nach wie vor die lässigste Band des zeitgenössischen Stoner-Rock sind.

Comic-Figur

Dies liegt natürlich einerseits am unverschämt lockeren Josh Homme, der wie eine Comic-Figur stets das gleiche karierte Flanellhemd zu tragen scheint und sowohl auf der Gitarre als auch stimmlich eine beeindruckende Show gibt. Herausstechen tun aber auch Gitarrist Troy Van Leeuwen und Schlagzeuger Jon Theodore, der früher schon bei The Mars Volta irrwitzig trommelte und nun die zugänglicheren Kompositionen der Queens mit Schlagzeugsoli würzt. Vor allem beim abschließenden „Song for the Dead“ überzeugt die rhythmische Begleitung durch das sowohl komplexe als auch mitreißende Schlagzeug – auf Platte von Dave Grohl eingespielt, stellt dieser Song die beste musikalische Leistung des Foo-Fighter-Sängers dar.

Neben diesem fulminanten Schluss konnte sich die Setlist durchaus sehen bzw. hören lassen – und ließ eigentlich wenige Wünsche offen, auch wenn sich die hartgesottenen QOTSA-Fans natürlich stets mehr Songs von den ersten beiden Alben wünschen. Klassiker wie „I Think I Lost My Headache“ oder „Feel Good Hit of the Summer“ werden nur noch wenig gespielt, dafür gab Homme aber „Mexicola“ vom Debüt zum Besten – und das nur, kommentierte er, weil jemand im Publikum den Songnamen auf ein weißes Blatt geschrieben hatte. „So leicht geht das hier – ihr bestellt, wir liefern“, kommentiert Josh Homme, bevor er den Klassiker einstimmt.

Ausgezeichnetes Best-of-Set

Und wenn die Show auch etwas gemächlich mit „Keep Your Eyes Peeled“ – nicht unbedingt ein energischer Beginn – in Fahrt kam, so steigerte sich das zweistündige Konzert schnell zu einem ausgezeichneten Best-of-Set, das einerseits belegte, dass auch das letzte Album „Villains“ mit Tracks wie den tanzbaren „Feet Don’t Fail Me“ und „The Way You Used To“, dem progressiven „The Evil Has Landed“ oder der schönen Ballade „Villains of Circumstance“ durchaus überzeugt, andererseits eine diachronische Zeitreise durch das Repertoire der Band bot, die zeigte, wie viele Meilensteine die Band bereits geschrieben hat.

Dies belegt die Band mit Tracks wie „Little Sister“, „Go With the Flow“, „No One Knows“ oder „Make it Wit Chu“ – allesamt Songs, die eigentlich das Tanzbein anregen müssten. Weswegen Josh die Menge auch mehrmals dazu einlud, die Handys doch bitte wegzupacken und die Show zu genießen. Vielseits wurde diesem Aufruf nachgegangen. Denn wer während eines QOTSA-Konzerts überhaupt auf die Idee kommt, die Show zu filmen, anstatt dem Hedonismus eines Freitagabends zu frönen, hat definitiv nichts auf einem Rockkonzert verloren.