Neue Lebensform gefunden

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Der Lebensraum der winzigen Mikroben könnte ungemütlicher kaum sein. In dem Quellwasser im kalifornischen The Cedars gibt es weder Kohlenstoff, noch Stickstoff oder Phosphor – Stoffe, die die meisten bisher bekannten Lebewesen zum Überleben brauchen. Hinzu kommt, dass das Wasser extrem alkalisch ist – ein weiterer, unter normaler Umstand äußerst lebensfeindlicher Faktor.

Dennoch konnten die Forscher in der Quelle die genetischen Daten von insgesamt 27 verschiedenen Mikroben nachweisen.

Keine Atmung

Die kleinste Mikrobe, der die Forscher den Namen OD1 gaben, war nur knapp ein Zehntel so groß wie ein Darmbakterium und verfügte über lediglich 400 Gene. Noch nie wurde ein Lebewesen gefunden, dessen Überleben nicht von anderen Organismen abhängt, das weniger genetische Informationen gehabt hätte.

Das erstaunlichste aber ist, dass die Forscher kein Gen finden konnten, das für die Atmung oder die Energiegewinnung verantwortlich wäre. Auch bei gut zwei Dritteln der anderen Mikroben konnten die Forscher diese bislang als lebensnotwendig erachteten Gene nicht ausfindig machen.

Japanische Forscher überrascht

Wie diese Mikroben ohne eigene Energieproduktion überleben, ist den Wissenschaftlern noch ein Rätsel. „Wir sind total baff, dass wir Lebewesen gefunden haben, die offenbar durch uns bislang völlig unbekannte Mechanismen überleben“, erklärte Forschungsleiterin Shino Suzuki von der Japan Agency for Marine Earth Science and Technology (Jamstec) in japanischen Medien, nachdem sie ihre Ergebnisse am Freitag bekannt gegeben hatte. „Jetzt wollen wir herausfinden, woher sie ihre Energie bekommen“, so Suzuki weiter.

Eine erste Vermutung haben die Forscher bereits. Möglicherweise erhalten diese Mikroorganismen ihre Energie direkt in Form vom Elektronen von den Felsen, an denen sie haften. Noch ist diese These nicht bewiesen, aber Suzuki ist sicher, dass diese Lebewesen „vollkommen aus der Norm fallen“.

Hinweis auf Lebensursprung erhofft

Möglicherweise können diese Mikroben auch Aufschluss darüber geben, wie das Leben auf der Erde entstanden ist. In der Anfangszeit der Erde herrschten so ziemlich überall ähnlich lebensfeindliche Umstände wie in der kalifornischen Quelle, die aus Gestein, das ursprünglich aus dem Erdmantel stammt, entspringt. Ferner hoffen die Forscher auch auf neue Erkenntnisse über mögliche Lebensformen im Weltall, etwa auf dem Mars.

Nach gegenwärtigem Wissensstand wird angenommen, dass das Gestein des Erdmantels vor etwa vier Milliarden Jahren durch eine chemische Reaktion mit Wasser zur Entstehung von Wasserstoff und anderen Elementen geführt hat, welche als Nahrungsgrundlage für spätere Mikroben gelten. Doch da das Umfeld extrem alkalisch war und der zur Atmung nötige Sauerstoff äußerst knapp war, ist die Frage, wie genau das Leben auf der Erde entstanden ist, noch immer ungelöst.

Susanne Steffen, Tokio