„Kein Spaß“: Parlament diskutiert Petition gegen Treibjagd in Luxemburg

„Kein Spaß“: Parlament diskutiert Petition gegen Treibjagd in Luxemburg

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Die Treibjagd war am Freitag (5.7.) Thema im Parlament. Eine Petition (Akz. 1156), in der sich die Initiatoren für ein Verbot dieser Form der Jagd aussprechen, hatte mehr als 6.500 Unterschriften gesammelt und damit das Quorum von 4.500 gültigen Unterschriften weit übertroffen. Die Petitionssteller hatten argumentiert, dass die Treibjagd Tierquälerei ist und dass sie gegen die Prinzipien des Tierschutzes verstößt – und damit viele Menschen als Unterstützer auf ihre Seite gezogen.

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Lesen Sie zum Thema auch den Kommentar yon Yes Greis: Die Jagd gehört abgeschafft – und zwar in jeder Form

Mit der erfolgreichen Petition hatten sie eine Debatte in der Chamber erzwungen. Ihnen wurde Zeit eingeräumt, ihr Anliegen vor Abgeordneten und den zuständigen Regierungsmitgliedern vorzutragen. Eine solche Petition bedeutet keine Verpflichtung für den Gesetzgeber. Sie kann aber dazu dienen, ein Thema in den Fokus zu rücken oder politischen Druck zu machen.

Im November 2018 war es während einer Treibjagd zu einem Vorfall gekommen, bei dem eine Gruppe Wildschweine auf eine Autobahn liefen. Glücklicherweise kam es nicht zu einem Autounfall, erklärt Mike Clemens, der Initiator der Petition. Es sei nicht der einzige Vorfall dieser Art gewesen, bei dem Tiere panisch vor einer Treibjagd weg- und auf eine Straße liefen. „Was passiert, wenn ein Auto mit 130 km/h ein 90 kg schweres Wildschwein erfasst, kann sich hier jeder selbst ausmalen“, so Clemens weiter über die Beweggründe seiner Petition. Im Parlament unterstützt wurde Clemens von Sabrina Martin und dem Piraten-Politiker und Tierschützer Daniel Frères.

Zwei Wochen später, so Clemens, sei es bei einer Jagd zu einem weiten Vorfall gekommen, bei dem ein Treiber angeschossen wurde. Auch dieser Vorfall sei glimpflich ausgegangen. „Bei einer Bewegungsjagd hat der Jäger oft nur den Bruchteil einer Sekunde, um sein Ziel anzuvisieren. Entsprechend klein ist die Trefferquote. Deshalb kommt es oft vor, dass sich angeschossene Tiere unter enormen Qualen noch Stunden oder Tage durch den Wald schleppen, bis sie schließlich eines grausamen Todes sterben.“ Trotz einer obligatorischen Jagdausbildung geschehen oft Unfälle, bei denen Menschen verletzt werden oder Sterben könnten, so Clemens. Auch Passanten seien in Gefahr. Die Bewegungsjagd sei eine Gefahr für Mensch und Tier und habe in der modernen Gesellschaft nichts verloren.

Umweltschutzvereine für die Jagd

Clemens spricht von „Bewegungsjagd“ anstatt von „Treibjagd“. Eine Bewegungsjagd ist ein Oberbegriff für Jagdtechniken, bei denen das Wild aufgescheucht und in Richtung der Schützen getrieben wird. Treibjagd und Drückjagd unterscheiden sich in der Heftigkeit, mit der dies passiert. Eine klare Abgrenzung gibt es nicht.

Die Umweltschutzorganisation Méco hatte sich in den Tagen davor gegen die Treibjagd und für die Drückjagd ausgesprochen. Der Verein „natur&ëmwelt“ hatte sich für die Treibjagd ausgesprochen.

„Es gibt Jäger, die behaupten, die Treibjagd sei die einzige Möglichkeit, die Abschusszahlen der Umweltverwaltung zu erreichen“, sagt Clemens. Das Soll ist beachtlich: In den Jahren 2018 bis 2021 sollen die Jäger 17.545 Wildschweine und 20.106 Rehe töten. Das sind im Schnitt 16 Wildschweine und mehr als 18 Rehe am Tag, rechnet Clemens vor.

Clemens erinnert in seinen Ausführungen daran, dass sich die Grünen und allen voran François Bausch, als sie noch nicht in der Regierung waren, für ein Verbot der Treibjagd ausgesprochen haben. „Jetzt, nach sechs Jahren in der Regierung, interessiert es sicherlich nicht nur mich, sondern alle ihre Wähler, warum dieses Ziel noch immer nicht umgesetzt wurde“, fragt Clemens in Richtung der grünen Umweltministerin Carole Dieschbourg.

Das Umweltministerium unter grüner Führung setze sich nicht, wie angenommen, für das Wohl der Tiere ein, findet Clemens. Das macht er daran fest, dass die Abschussquoten in den letzten Jahren stark erhöht worden sind.

Unnötige Fuchsjagd?

Die intensive Jagd sei kontraproduktiv, so Clemens. Sie sorge dafür, dass sich Krankheiten schneller ausbreiten. Stabile Familienverhältnisse werden zerstört, was zur Folge hat, dass die Geburtenraten steigen und die Tiere weiter wandern als unter anderen Verhältnissen.
Clemens unterstreicht seine Argumente mit den Erfahrungen, die man mit dem Fuchsjagdverbot gemacht hat.

Die Jäger hätten dem Fuchs das Image verpasst, er verbreite Krankheiten, um ihren „Vernichtungsfeldzug“ zu rechtfertigen. 2014, als der Fuchs intensiv bejagt wurde, waren 39,7 Prozent der Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert. 2017, nachdem das Verbot bereits einige Jahre in Kraft war, lag die Quote bei 24,6 Prozent. Daraus folgert Clemens, dass die Fuchsjagd unnötig war. „Die Natur hilft sich immer noch am besten selber.“

Gleiches gelte für die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Ein mit dem ASP-Virus infiziertes Schwein sterbe innerhalb kurzer Zeit und könne sich nicht über eine große Strecke bewegen.

Risikofaktoren seien hingegen Lebensmittel, die nicht ausreichend erhitztes Schweinefleisch enthalten, unbehandelte Jagdtrophäen, Autos, Kleidung und Waffen, die mit infizierten Schweinen in Kontakt kommen, und der illegale Import von ASP-infizierten Wildschweinen durch Jäger.

Es besteht der Verdacht, dass die Afrikanische Schweinepest es durch solche illegale Importe von Wildschweinen aus Osteuropa nach Belgien geschafft hat. Clemens vermutet, dass Jäger mit solchen Methoden ihre Jagdreviere auffrischen wollen. Das Problem sei also vermutlich durch die Jäger selber verursacht worden, sagt Clemens.

„Barbarische und veraltete Praxis“

Luxemburg müsse sich in seiner Jagdpolitik am Schweizer Kanton Genf orientieren, so der Petitionsinitiator. Dort waren viele Tiere stark bedroht oder ausgerottet. Damit die Jäger ihrem Hobby nachgehen konnten, wurden Tiere vor der Jagd ausgesetzt. In einem Referendum sprachen sich die Bürger für ein Jagdverbot aus. Wildschweinbestände werden von professionellen Jägern „reguliert“. „Noch nie war die Biodiversität so groß und die Bestände regulieren sich von selbst.“ Auch der Schaden, den Bauern durch Wildtiere erleiden, ist dort heute nicht höher als in Kantonen, in denen die Jagd erlaubt ist.

Er fordert die Regierung auf, die barbarische und veraltete Praxis der Treibjagd zu verbieten und sich, falls eine nachhaltige Regulierung notwendig wird, am Genfer Modell zu orientieren.
Clemens spricht sich für das gezielte Jagen mit Nachtsichtgeräten und Schalldämpfern aus. Die Jäger fordern seit langem, dass der Staat ihnen solche Geräte zur Verfügung stellt. Er glaubt außerdem, dass es sinnvoller sei, nachts zu jagen. Dies vermeide unter anderem, dass Spaziergänger in die Schusslinie geraten.

Francois Benoy („déi gréng“) verteidigt seine Partei. Diese stünde der Treibjagd klar kritisch gegenüber. Allerdings gebe es eine Überbevölkerung bei den Wildschweinen. Die Natur sei durch den Menschen dereguliert. In der Natur gebe es weder natürliche Feinde noch Nahrungsengpässe. „Die natürliche Selektion ist nicht mehr das, was sie früher war“, so Benoy. Gleichzeitig müsste die Jagd aber so tierfreundlich wie möglich sein. Bei der Treibjagd müsse nachgebessert werden. „Eine Treibjagd darf keine Spaßveranstaltung sein. Sie ist eine sehr ernste Sache“, so der Abgeordnete.

Die Jagd müsse modernisiert werden, sagt Umweltministerin Carole Dieschbourg, sodass sie dem Allgemeininteresse dient. An sich existiere seit 2011 ein modernes Jagdgesetz in Luxemburg. Die Jäger müssten eine „solide“ Ausbildung absolvieren, um in Luxemburg jagen zu dürfen.

Mit dem neuen Waffengesetz, so Dieschbourg, sei es nun möglich, Kontrollen durchzuführen, ob jemand an einer Jagd teilnimmt, der getrunken hat. Bislang seien solche Kontrollen nicht möglich gewesen. In den vergangenen Jahren sei kontrolliert worden, ob und wie viel im Wald gekirrt und gefüttert wird. Die Überpopulation, die es laut Dieschbourg im Wald gibt, sei auch durch das an sich illegale Füttern der Tiere entstanden.
Wie das „Mouvement écologique“ spricht sich Dieschbourg für eine Drückjagd aus, die in ihren Augen wesentlich weniger Stress für die Tiere bedeutet. Die Politik sei in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Akzeptanz der Jagd gewahrt bleibt.

 

 

 

Leila
7. Juli 2019 - 17.18

Fannen ech och...de Jeeer...

luc jung
7. Juli 2019 - 11.26

Tjo, ech sinn och Jeer. Ech inviteieren iech herzlech fir mat mir no mengem Congé 1o Kilometer ze dreschen mat 5 Minutten um Kilometer. Desweideren sinn net all Jeer Affekoten, Riichter oder Banquier.

Jacques Zeyen
7. Juli 2019 - 9.42

Es gibt also einen Unterschied ob eine Sau vor ein Auto "getrieben" oder "gedrückt" wurde. Mir dünkt ich bin aus Schilda.

Dingo
6. Juli 2019 - 22.28

Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete, er kennt weder Gründe noch Gegengründe (Anselm Feuerbach)

marc
6. Juli 2019 - 20.05

Wéi domm!

Mephisto
6. Juli 2019 - 15.31

Wann di do Sport machen wöllten da könnte se jo Golf spillen goen , da wiren se och an der frescher Loft. Mee do géif dat Gefill vun Iwerléenheet fehlen Här iwer Liewen an Dout ze sinn. Dat gett de Kick, zesummen mat deem wat Dir sot wat se um Hochsitz bei sech hunn.

Zahlen
6. Juli 2019 - 13.06

Also, ech gesinn net an, firwat de Staat muss Affekoten, Riichter a Bankieren (genannt Jeeër) ustellen fir Wëld ze schéisse wat zevill ass wa méiglech och nach knëppelvoll. Stellt einfach Leit an déi dat maachen, 8 Stonnen den Dag an net nëmmen 1 Nomëtten am Mount. Déi meeschte vun de Jeeër hunn och däitlech iwwer 100 Kilo, et wär besser déi géife Sport maachen amplaz um Hochsitz ze lungere mat enger Fläsch Schnaps. Jonk motivéiert Staatsjeeër géifen de Schwäin et unhänken.