Ältere und Menschen mit besonderen Bedürfnissen haben eine neue Anlaufstelle in Esch

Ältere und Menschen mit besonderen Bedürfnissen haben eine neue Anlaufstelle in Esch
 Foto: Melody Hansen

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Seit kurzem schmückt ein blau-weißes Logo mit der Aufschrift „Escher BIBSS“ das Schaufenster zwischen der „Optique Jan Nilles“ und der „Brasserie Rex“ auf dem Brill-Platz. Hinter der einprägsamen Abkürzung steckt das „Bureau d’information besoins spécifiques et seniors“, das vom Seniorendienst der Stadt ins Leben gerufen wurde. Was als Facebook-Seite anfing, gibt es nun auch im richtigen Leben.

Veranstaltungen von und für Senioren oder Menschen mit spezifischen Bedürfnissen in und rund um Esch, lustige Videos, in denen der Sohn mit der Mutter tanzt, oder Artikel über Eltern mit Depressionen: All das und noch viel mehr teilt das „Escher BIBSS“ seit einem Jahr auf seiner Facebook-Seite. Zu der digitalen Austauschplattform gesellt sich nun auch eine im echten Leben, mitten in Esch. Die automatische Tür des Informationsbüros auf dem Brill-Platz öffnet sich seit einigen Tagen automatisch, wenn jemand davor steht und klingelt.

Gute Zugänglichkeit

Einige Passanten sind bereits hereingekommen und haben sich umgesehen. Viele wollten herausfinden, was das BIBSS überhaupt ist. „Ich sehe es als Dienst der Gemeinde, der wie eine Art Gewerkschaft für Senioren und Menschen mit spezifischen Bedürfnissen fungiert“, erklärt André Zwally, verantwortlicher Schöffe der Stadt Esch für das Dritte Alter. Es soll eine Anlaufstelle sein, die Menschen für jedes aufkommende Problem nutzen sollen. Die Stadt Esch habe einige Dienste, die sich der Sorgen der Bürger annehmen. Dabei passiere es schnell mal, dass der Seniorenbereich vergessen werde, weil hier eine gewisse Inaktivität herrsche. Zwally sieht es als Verantwortung der Gemeinde, jenen, die nicht im aktiven Leben stehen, aus der Isolation zu helfen.

Der leichte Zugang zum „Escher BIBSS“ ist eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zur „Maison sociale“, die sich direkt gegenüber befindet. Durch das große Schaufenster ist von außen zu sehen, ob jemand am Empfang sitzt. Es gibt keine Treppen und im hellen Raum sind eine ganze Reihe Informationsbroschüren auf Augenhöhe ausgehangen. „Das ist eines unserer größten Bedenken in der ’Maison sociale‘, wo die Kunden erst Treppen bewältigen und dann eine schwere Metalltür öffnen müssen. Um diese zu öffnen, müssen sie zudem wieder zwei Stufen hinabsteigen, was besonders für Senioren gefährlich ist“, sagt Romaine Werner, Leiterin des „Escher BIBSS“. Sie freut sich, endlich die neuen Räumlichkeiten im Herzen der Stadt nutzen zu können.

Das Informationsbüro wurde im Rahmen des Seniorenkommunalplans der Stadt ins Leben gerufen. Die Idee entstand vor zwei Jahren. Jeder, der hereinkommt, kann sich frei informieren. Es steht eine Wand mit zahlreichen verschiedenen Broschüren zur Verfügung. Daneben wurde eine Ecke mit einem Computer eingerichtet. „Hier können wir Menschen unterstützen, wenn sie zum Beispiel einen Antrag stellen wollen oder andere Angelegenheiten über den Computer regeln müssen“, sagt Romaine Werner. Ziel sei es, den Menschen zu zeigen, wie es geht, damit sie sich dann selbst helfen können.
Für persönliche Gespräche steht ein kleiner Tisch bereit, an dem großen Tisch können Kurse, Versammlungen oder kleine Informationssitzungen abgehalten werden. Für das kommende Jahr strebt Werner eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen an, die den Raum des BIBSS nutzen können, um sich vorzustellen. Am 11. Dezember ist in diesem Sinne bereits der Besuch des „Infozenter Demenz“ geplant. Sie kommen, um Fragen zu beantworten bezüglich der Themen Krankheit, Pflegeversicherung und Wohnen im Alter. Die derzeit wichtigsten Themen in dem Bereich, wie Romaine Werner sagt, die auch in Zukunft noch häufiger Platz im „Escher BIBSS“ finden sollen.

Gebärdensprachkurse seit April

Der Bereich der „Besoins spécifiques“ sei das neue Informationsbüro noch nicht ganz so weit. „Wir fangen gerade erst mit der Umsetzungsphase an und sind dabei, die Themen auszuweiten“, sagt sie. Werner wünscht sich, dass sich die Beteiligung der Menschen auch in dem Bereich so entwickelt wie bei den Senioren, die immer wieder selbst mit Ideen an das BIBSS herantreten, die das Büro dann umsetzen kann.

So geschehen mit den Gebärdensprachkursen, die seit April vom BIBSS angeboten werden. „Durch das ,Gebärdensprachenkafé‘ im ’Escher Kafé‘ wurden wir darauf angesprochen und haben kurzerhand einen ersten Kurs organisiert“, sagt die Verantwortliche. Seit letzter Woche finden die Kurse in den neuen Räumlichkeiten auf dem Brill-Platz statt. Dort hat sich ganz von alleine eine besondere Intergenerationalität entwickelt: „Es kommen Großeltern mit ihren Kindern, Töchter mit ihren Vätern oder Geschwister. Das ist ganz toll“, sagt Werner.

Insgesamt musste Romaine Werner selten selbst kreativ werden, wenn es darum ging, sich Veranstaltungen auszudenken. „Ich werde fast immer von Menschen angesprochen“, sagt sie. So zum Beispiel von Frau Theisen, einer Escher Seniorin, die Mindfulness-Kurse anbieten wollte, oder von der Escher Bibliothek, die am Montag das Pilotprojekt „E Buch op Rieder“ in Zusammenarbeit mit dem BIBSS gestartet hat.

Ein Begegnungsraum

André Zwally sagt, die Gemeinde habe festgestellt, dass zuvor in Esch in verschiedenen Bereichen die nötigen Einrichtungen für Veranstaltungen und Kurse gefehlt haben. „Nicht alle kommen gerne in die Gemeinde, um einen Infoabend oder Kurse zu besuchen“, sagt der Schöffe. Deshalb werde neben dem „Escher BIBSS“ Ende des Jahres die „Maison Beaujean“ in der Alzette-Straße eröffnet. Hier sollen verschiedene Dienste wie das City Tourist Office, der „Service des manifestations“ und der „Service des relations internationales“ unterkommen. Vor allem aber soll Platz für größere Veranstaltungen sein.

Die Stadt Esch platziert einige ihrer Dienste in Zukunft gezielt außerhalb des Rathauses, um so näher am Bürger zu sein. In der „Maison Beaujean“ ist deswegen ein Begegnungsraum geplant, in dem kostenlos Kaffee angeboten wird. Der Isolation entgegenzuwirken ist dem Schöffen besonders wichtig. Deshalb werde derzeit daran gearbeitet, dass Konferenzen, Infoveranstaltungen und ähnliches künftig auf „Esch TV“ übertragen wird. „Damit Menschen eingeschlossen werden, die vielleicht nicht mehr so leicht aus dem Haus können“, sagt Zwally. Zudem denke die Gemeinde über einen Rufbus nach, der sie zu Hause abholt und unkompliziert zum Beispiel zu solch einer Veranstaltung fährt.

Eingeweiht wird das Informationsbüro offiziell am 15. November. Bis dahin kehrt allerdings schon eine Menge Leben in die neuen vier Wände ein. Was alles auf dem Programm steht, finden Sie auf der Facebook-Seite „Escher BIBSS„.