Wer sabotierte Doel 4?

Wer sabotierte Doel 4?
(AFP)

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Zwei Jahre nach dem Sabotageakt im Atomreaktor Doel-4 hat die belgische Justiz noch immer keinen Tatverdächtigen.

Am 5. August 2014 erfolgte in Reaktor 4 des Kernkraftwerks Doel eine Notabschaltung. Die Ursache: Eine Dampfturbine im nicht-nuklearen Teil war heiß gelaufen. Jemand hatte wissentlich Öl aus dem Turbinengehäuse auslaufen lassen. Die Turbine benötigt das Öl, um reibungslos laufen zu können. 65.000 Liter flossen ab.

Nach der Tat war in belgischen Medien gleich von Sabotage die Rede. Eine Einschätzung, die im Juni dieses Jahres vom belgischen Innenminister Jan Jambon bestätigt wird. Das Ölleck sei durch eine bewusst herbeigeführte Manipulation entstanden, sagte er in Beantwortung einer parlamentarischen Frage vom 22. Juni. Doch zwei Jahre später wissen die Justizbehörden noch immer nicht, wen sie für diese Tat zur Verantwortung ziehen können. „Die Ermittlungen zur Sabotage von Doel 4 treten auf der Stelle“, titelte am Donnerstag „Le Soir“.

Maschinenraum für Unbefugte geschlossen

Die ausbleibenden Fortschritte der Ermittler sind umso erstaunlicher, als die Tat in einem geschlossenen Bereich stattfand, im Maschinenraum, der nicht allgemein zugänglich sei, so „Le Soir“. Nur Zugangsberechtigte dürfen rein. Das sind jedoch immerhin 900 Mitarbeiter des Kraftwerks und 670 Angestellte von Zulieferbetrieben. Doch nicht alle hielten sich am 5. August 2014 um 11 Uhr, also zur Tatzeit, im Maschinenraum auf.

Die Liste der möglichen Tatverdächtigen sei demnach begrenzt. Zu einer Festnahme einer oder mehrerer Personen habe das jedoch nicht geführt. Gewusst sei lediglich, dass mehrere Personen sich einem Test mit dem Lügendetektor unterziehen mussten.

300 zusätzliche Videokameras

Nach dem Sabotageakt hat die belgische Nuklearaufsichtsbehörde AFCN zusätzliche Maßnahmen angeordnet. So sollen rund 300 Videokameras zusätzlich installiert worden sein. Auch wurde mehreren Mitarbeiter des AKW und der Zulieferbetriebe die Zugangsberechtigung zur Anlage entzogen.

Das Kernkraftwerk Doel rund 25 Kilometer von Antwerpen entfernt hat, zählt vier Druckwasserreaktoren. Doel ist eines von zwei Nuklearwerken, die das Land mit Strom versorgen. Sowohl Doel als auch Tihange gerieten wegen ihrer Störanfälligkeit mehrmals in den Schlagzeilen. Kritik an der belgischen Nuklearpolitik kommt vor allem aus Deutschland und Luxemburg.