Warum der IS Geiseln enthauptet

Warum der IS Geiseln enthauptet
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Wieder einmal präsentiert sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einem martialischen Enthauptungsvideo. Dahinter steckt eine eiskalte Taktik.

Sie hätten ihre zweite japanische Geisel getötet, rühmen sich die Terroristen. Nach drei getöteten US-Bürgern, zwei Briten und Dutzenden arabisch-stämmigen Opfern ist klar: Die Enthauptungsvideos sind zum blutigen Markenzeichen des IS geworden.

Die Miliz verfolgt nach Einschätzung verschiedener Experten zwei Ziele, die sich an unterschiedliche Adressaten richten. Die Videos mit den westlichen Geiseln deuten die eigentliche Enthauptung nur an – der IS erzeugt so beim Betrachter Angst vor dem Unsichtbaren, dem Unabwendbaren. Zugleich hat der IS mittlerweile Dutzende sehr drastische Videos mit den Enthauptungen arabisch-stämmiger Gefangener veröffentlicht. Diese sind klare militärische Drohgebärden.

Junge Generation begeistern

Mit beiden Arten von Videos wirbt der IS zudem um Anhänger. Während die Terrororganisation Al-Kaida in den letzten Jahren von derartigen Videos Abstand nahm – sie könnten muslimische Unterstützer abschrecken -, begeistert der IS eine junge Generation von Islamisten für rohe Gewalt. Das zeigt außerhalb des Iraks und Syriens Wirkung: Anhänger in Algerien enthaupteten im September einen französischen Touristen. Und auch Islamisten im ägyptischen Nordsinai haben bereits mehrfach Soldaten und Beduinen geköpft.

Nach Angaben der US-Zeitung „New York Times“ entführte der IS seit Ende 2012 mindestens 23 Europäer und US-Amerikaner. Während die meisten Europäer freigekauft wurden, zeigte der IS den Tod von drei US-Bürgern und zwei Briten seit August in mehreren Enthauptungsvideos. Am Leben sind laut „New York Times“ nur noch eine US-amerikanische Entwicklungshelferin und der britische Journalist John Cantlie, der seit September IS-Propagandavideos drehen muss.

Hunderte Geiselnahmen

In die Tausende gehen jedoch Entführungen von Syrern und Irakern. Während manche verschleppt werden, um von den Familien Lösegelder zu erpressen, verschwinden andere, um jede Art von staatlichem Fundament im Hoheitsgebiet des IS zu erschüttern. Medien berichten von Hunderten Ärzten, Polizisten, Anwälten und Journalisten, die in den vergangenen Jahren im Irak und in Syrien verschwanden. Auch knapp 40 indischstämmige Gastarbeiter gelten seit mehr als sieben Monaten als verschollen.

Die jüngste Geisel ist der an Heiligabend gefangen genommene Jordanier Muas al-Kasasba. Er ist der erste Pilot der Anti-IS-Allianz, der in die Hände der Dschihadisten fiel.