Viele Opfer bei Beschuss von UN-Schule

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Bei den Kämpfen im Gazastreifen gibt es immer mehr zivile Opfer. Allein durch Israels Beschuss einer UN-Schule sterben 16 Menschen, Hunderte werden verletzt. Es ist aber noch kein Ende der blutigen Bodenoffensive in Sicht.

Eine Woche nach Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen fallen immer mehr Zivilisten den erbitterten Kämpfen zum Opfer. Am Donnerstag wurden mindestens 82 Palästinenser getötet, teilten die örtlichen Rettungsdienste mit. Bei dem folgenreichsten israelischen Angriff starben in einer UN-Schule im nördlichen Gazastreifen nach neuen palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen. Mehr als 200 Menschen seien dort in Beit Hanun durch Granatbeschuss verletzt worden. Die israelischen Behörden teilten mit, die Berichte würden untersucht. Unterdessen übernahm der rechtsorientierte Politiker Reuven Rivlin (74) das Präsidentenamt von Friedensnobelpreisträger Schimon Peres (90).

Obwohl Palästinenser weiterhin Raketen Richtung Großraum Tel Aviv schossen, hob die US-Luftfahrtbehörde FAA das Flugverbot wieder auf. Wie die FAA bekanntgab, konnte der Flughafen Ben Gurion seit 05.45 Uhr (MESZ) am Donnerstag wieder von US-Airlines angeflogen werden. Auch der britische Billigflieger Easyjet sowie die italienische Alitalia kündigten die Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach Israel an. Andere Fluglinien wie die deutsche Lufthansa wollten weiter abwarten.

Es flogen wieder Raketen

Fast zeitgleich wurden über dem Großraum Tel Aviv wieder fünf aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abgefangen. Die radikal-islamische Hamas teilte mit, sie ziele weiter auf den Flughafen bei Tel Aviv.

Der israelische Transportminister Israel Katz sprach von einer „sehr wichtigen Entscheidung“ der FAA. Man habe vorher „auf allen Ebenen“ agiert. „Wir haben erklärt, wie sicher der Himmel über Israel ist, wie sicher der Flughafen ist“, sagte Katz dem israelischen Rundfunk.

Fast 800 Tote

Die Zahl der Toten im Gazastreifen stieg seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli am Donnerstag auf 784. 5050 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben bisher mindestens 32 Soldaten und drei Zivilisten.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam handelt es sich auf palästinensischer Seite bei den meisten Toten und Verletzten um Frauen und Kinder. Durchschnittlich jede Stunde falle ein Kind den Kämpfen zum Opfer.

Netanjahu will weiter kämpfen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ließ keine Bereitschaft zu einer Einstellung der Kampfhandlungen erkennen. „Wir treiben unsere Operationen in Gaza mit voller Kraft voran, in der Luft und am Boden“, sagte er vor einer Kabinettssitzung. Der britische Außenminister Philip Hammond drängte hingegen kurz zuvor in einer Unterredung mit Netanjahu: „Es ist nötig, die Bodenoperationen in Gaza möglichst schnell zu einem Abschluss zu bringen.“

Bei der beschossenen Schule handelte es sich um eine Einrichtung des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA), in der etwa 1200 Flüchtlinge Schutz gesucht hatten. Die Israelis hätten noch zur Evakuierung des Gebäudes aufgerufen. Während die noch lief, seien dann aber bereits Granaten eingeschlagen, sagte ein UNRWA-Sprecher.

Hamas nimmt Tod von Zivilisten in Kauf

Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, immer wieder absichtlich aus dicht bewohnten Vierteln sowie aus Krankenhäusern und Schulen heraus die Armee anzugreifen und so den Tod von Zivilisten zumindest in Kauf zu nehmen.

Israelische Medien berichteten von Bemühungen um eine fünftägige humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas. In der Zeit sollten die Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe weitergehen.

Hamas will Ende der Blockade

Hamas-Exilchef Chaled Maschaal hatte am Mittwochabend die Zustimmung seiner Organisation zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig gemacht. US-Außenminister John Kerry reiste nach Vermittlungsgesprächen in Israel und den Palästinensergebieten wieder nach Kairo.

Mehr als 141 000 palästinensische Flüchtlinge haben nach UN-Angaben bisher Schutz in mehr als 80 Schulen des Palästinenserhilfswerks UNRWA gesucht. Nach Informationen des UN-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat die israelische Armee einen drei Kilometer breiten Streifen, 44 Prozent des Gazastreifens, zum Kampfgebiet erklärt, das von Zivilisten nicht betreten werden dürfe.

Verletzt Israel die Menschenrechte?

Der UN-Menschenrechtsrat will eine Untersuchung wegen möglicher Kriegsverbrechen einleiten. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, bezweifelte, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden. Jede Warnung vor einem Angriff müsse den Menschen, darunter Alten und Kranken, auch die Zeit zur Flucht geben. Sie verurteilte auch die wahllosen Angriffe militanter Palästinenser auf israelische Ortschaften. Israels Außenminister Avigdor Lieberman kommentierte das mit den Worten, der UN-Menschenrechtsrat sei „schon lange zu dem Rat für die Rechte der Terroristen geworden“.

Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) reagierte unterdessen empört auf einen anti-israelischen Vorfall bei einem Fußballspiel in Bischofshofen. Ein Testspiel des israelischen Fußballclubs Maccabi Haifa in Bischofshofen war am Vortag nach pro-palästinensischen Demonstrationen auf dem Platz abgebrochen worden.