So schlachten USA-Gegner Ferguson aus

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Gegner der USA lassen ihrer Schadenfreude über die Krawalle in Ferguson freien Lauf. An vorderster Front spotten Russland und China über den "Maidan in den USA".

Als Supermacht mit stolzer demokratischer Tradition machen die USA mit ihrer Kritik den Regierungen anderer Staaten oft das Leben schwer. Entsprechend gern besteigen die Gerügten jetzt die Retourkutsche und höhnen über die ausufernden Proteste in Ferguson, Missouri. In dem Vorort von St. Louis wird dagegen demonstriert, dass der Polizist Darren Wilson straffrei bleibt, obwohl er im August den 18-jährigen unbewaffneten Schwarzen Michael Brown erschoss.

Die Ereignisse in Ferguson drückten Rassismus und kaputte gesellschaftliche Verhältnisse aus, schreiben voller Schadenfreude die staatlichen Medien in Russland, China und anderen Staaten. Besonders Russland, dessen Aktionen in der Ukraine von US-Präsident Barack Obama jeweils scharf kritisiert werden, hält nicht mit Häme zurück.

„Der Maidan ist in die USA gekommen“

Der russische Menschenrechtsbeauftragte Konstantin Dolgov diagnostizierte am Fernsehen laut AP „ernste Probleme für die amerikanische Gesellschaft und ihre Stabilität“. Er hoffe, die US-Behörden hörten jetzt damit auf, „die Rolle eines aggressiven Mentors zu spielen und andere Länder über Menschenrechtsstandards zu belehren“.

Medienkommentare in Moskau gingen weiter. „Eine zerbrechliche Welt, die auf mindestens eine Art Gerechtigkeit vertraute, ist zusammengebrochen“, sagte Alexander Khristenko auf Russia 24 laut „Washington Post“. Der Forscher Wladimir Wassiliew von der russischen Akademie der Wissenschaften bezog sich auf den Protestplatz in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und sagte: „Der Maidan ist in die USA gekommen.“ Die russische Website Lenta.ru nannte die Proteste in Ferguson sogar eine „Farben-Revolution“ in Anspielung auf die Umsturzversuche in früheren Sowjetrepubliken.

„Das ist also US-Demokratie“

Auch die kommunistische Führung Chinas nahm Ferguson zur Kenntnis. Normalerweise werden interne Vorgänge anderer Staaten nicht kommentiert, weil China sich verbittet, dass man Ereignisse in seinem Land kritisiert. So sagte die außenpolitische Sprecherin Hua Chunying: „Es gibt keine Perfektion in Bezug auf Menschenrechte, unabhängig vom Land, um das es geht.“

Auf dem Sozialnetzwerk Weibo schrieben User laut „Wall Street Journal“, Ferguson illustriere die tiefen Probleme in den USA. Ironisch schrieb ein Weibo-Nutzer, die Ereignisse „lassen die Amerikaner verstehen, was die amerikanische Demokratie ist, was die amerikanische Gleichheit ist, was amerikanische Freiheit ist“.

Es twittert gegen Amerika

In Kurznachrichten meldeten sich Vertreter einiger weiterer Staaten zu Wort. So schrieb Frankreichs Kulturministerin Christiane Taubira auf Twitter: „Rassische Profilierung, sozialer Ausschluss, Segregation, kulturelle Marginalisierung … Waffen … Angst … fataler Cocktail!“

Doch am kreativsten waren auf Twitter die Russen. Ein Tweet mit dem Titel „Chernorossiya“ (schwarzes Russland) verlangte ein Referendum in Ferguson, ähnlich wie die Unabhängigkeitsabstimmungen in der Krim und Ostukraine:

Und eine Frau photoshoppte ein Bild aus Ferguson mit dem Aufruf: „Putin, bring die Truppen!“: