Schwere Panne beim Secret Service

Schwere Panne beim Secret Service

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Weiße Haus gilt als eines der am besten gesicherten Gebäude der Welt. Doch vor ein paar Tagen schaffte es ein Mann mit einem Messer unbehelligt bis weit ins Innerste. Es ist wohl der Höhepunkt einer Serie peinlicher Fehler des Secret Service.

Nach dem Eindringen eines bewaffneten Mannes ins Weiße Haus ist der Secret Service stark unter Druck geraten. Die Direktorin dieser Präsidenten-Leibgarde, Julia Pierson, entschuldigte sich am Dienstag für das Versagen ihrer Agenten am Amts- und Wohnsitz von US-Präsident Barack Obama. Wie erst jetzt mit einem Bericht der „Washington Post“ bekanntwurde, drang der Irak-Veteran am 19. September weitaus tiefer in das Gebäude ein, als der Secret Service zugegeben hatte. Zunächst hatte es geheißen, der 42-Jährige sei bereits am Eingangsbereich aufgehalten worden.

„Was passierte, ist inakzeptabel und wird nie wieder vorkommen“, sagte Pierson bei einer Anhörung im US-Kongress. Es seien schwere Fehler gemacht worden. Die Abgeordneten wurden eigens für die Sitzung aus einer Wahlkampfpause nach Washington zurückgerufen. „Das Weiße Haus soll eine der sichersten Einrichtungen Amerikas sein und eigentlich auch eine der sichersten der Welt“, sagte der republikanische Ausschussvorsitzende Darrell Issa. „Wie in aller Welt konnte das passieren?“, fragte er mit einem Kopfschütteln.

Er kam bis in den East Room

Die „Washington Post“ berichtete, der mit einem Messer bewaffnete Eindringling habe es bis in den East Room geschafft, der häufig für offizielle Empfänge oder Pressekonferenzen genutzt wird. Die „New York Times“ schrieb über den Vorfall, der Ex-Soldat habe einen Sicherheitsbeamten am Eingang überwältigt. Die Tür zum Weißen Haus sei nicht abgeschlossen gewesen. Das Blatt betonte, es sei der erste seit Jahrzehnten bekanntgewordene Fall, bei dem ein Eindringling derart weit in das Gebäude vordringen konnte.

Mehrere Sicherheitsmaßnahmen hätten versagt. Dem Eindringling sei es gelungen, den hohen Zaun vor dem Grundstück zu überwinden und ganz bis zum Eingang zu rennen. Weder seien die für den Ernstfall ausgebildeten Hunde eingesetzt worden, um den Mann aufzuhalten, noch seien die Scharfschützen auf ihrem Posten gewesen, hatte die „Washington Post“ bereits zuvor berichtet. Eine Untersuchung werde klären, wie der Schutz der Obamas verbessert werden könne, sagte Pierson.

Schockierte Kongressabgeordnete

Mehrere Kongressabgeordnete äußerten sich schockiert und sprachen von einem besorgniserregenden Vorfall. Die Frage sei, ob Obama und seine Familie im Amtssitz tatsächlich sicher seien. Es handele sich um mehr als nur eine Panne. Man müsse fragen, ob der Secret Service – die Leibgarde des Präsidenten – seiner Aufgabe gewachsen sei.

In den Vortagen waren auch Details einer anderen Sicherheitspanne im Weißen Haus bekanntgeworden, die sich 2011 ereignete. Damals hatte ein Mann nachts sieben Schüsse auf das Weiße Haus abgegeben, wie die «Washington Post» am Wochenende berichtete. Weil ein Secret-Service-Vorgesetzter den Lärm auf eine nahe gelegene Baustelle zurückführte, habe er seine Beamten angewiesen, sich zurückzuhalten. Erst vier Tage später merkten die Personenschützer, dass das Weiße Haus von Kugeln getroffen worden war – als eine Haushälterin Glasscherben auf einem Balkon fand.

Der Präsident war nicht da

Präsident Obama und seine Frau hielten sich zum Zeitpunkt der Schüsse nicht im Weißen Haus auf, aber ihre jüngere Tochter Sasha und die Mutter der First Lady. Als die Obamas von dem Vorfall erfuhren, zitierten sie laut „Washington Post“ den Secret-Service-Direktor zu einem Treffen und machten ihrem Zorn Luft.

Der Täter war nur zufällig gefasst worden, weil er einen Autounfall hatte. Da er Waffen in seinem Wagen hatte, wurde er festgenommen. Erst später wurde er mit den Schüssen in Verbindung gebracht.

Viele Negativschlagzeilen

Agenten des Secret Service hatten in den letzten Jahren vielfach für Negativschlagzeilen gesorgt. Vor einem Besuch von Obama in den Niederlanden im März waren drei Mitarbeiter nach einer durchzechten Nacht in Amsterdam vom Dienst suspendiert und nach Hause geschickt worden. Einer sei so betrunken gewesen, dass er im Flur eines Hotels ohnmächtig geworden sei.

Vor gut zwei Jahren mussten sechs Personenschützer Obamas den Dienst quittieren. Sie hatten vor einem Amerikagipfel in Kolumbien Trinkgelage veranstaltet und sich mit Prostituierten eingelassen. Die Polizei schritt ein und der peinliche Vorfall hatte diplomatische Konsequenzen.