Schuss vor den Bug

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Japan versucht seit langem, mit immer neuen Schachzügen das Walfangverbot zu unterlaufen. Jetzt sind diese Bemühungen drastisch gestutzt worden. Tierschützer wollen Tokio aber noch nicht trauen.

Dass sich die Internationale Walfangkommission (IWC) so klar gegen Japan stellt, hatten selbst Optimisten unter den Tierschützern nicht erwartet. Nach tagelangem Feilschen bei der IWC-Vollversammlung im slowenischen Portoroz fiel die Entscheidung am Donnerstag dann mit 35 Ja- zu 20 Neinstimmen doch recht deutlich aus. Damit muss Japan in Zukunft seine unter das Motto „Wissenschaft“ gestellten Fangpläne, zunächst den IWC-Experten zur Prüfung vorlegen.

Schon vor sechs Monaten hatte der Internationale Gerichtshof (IGH) den sogenannten Wissenschaftswalfang des asiatischen Landes für illegal erklärt. Zu viele getötete Tiere, zu wenig Forschungsgewinn, lautete die Begründung. Und noch einen trickreichen Antrag Tokios ließ die IWC am letzten Tag ihrer diesjährigen Vollversammlung mit 39 Nein- gegen 19 Ja-Stimmen abblitzen. Japan wollte als neue Kategorie den Küstenwalfang einführen, wo dem Land niemand reinzureden hätte.

Grenzen sollen aufgeweicht werden

Ähnlich wie bei der angeblich wissenschaftlich begründeten Jagd auf die Meeressäuger vermuten Kritiker auch beim Küstenwalfang den Versuch, die Grenzen zwischen dem gestatteten Walfang von Urweinwohnern und dem seit fast 30 Jahren verbotenen kommerziellen Fang aufzuweichen. Auf der anderen Seite argumentiert Japan, seine Bevölkerung esse seit Jahrhunderten Walfleisch und könne auf diese traditionelle Ernährung nicht einfach so verzichten.

„Japan hat eine Schlappe nach der anderen einstecken müssen“, freut sich die Biologin Sandra Altherr von Pro Wildlife. Andere Organisationen wie der Internatonale Tierschutz-Fonds und auch der deutsche Delegationsleiter Walter Dübner begrüßten, dass die Beschlüsse von Portoroz die Zahl der abgeschlachteten Wale deutlich verkleinerten. Da die Vereinbarungen der IWC-Konferenz aber nicht rechtlich bindend sind, fürchten viele Japan-Kritiker, dass sich das Land nicht an diese Vorgaben halten werde. Jetzt sei «politischer Druck auf allerhöchster Ebene» nötig, verlangte der Meeresbiologe von Greenpeace, Thilo Maack.

Es gibt andere Versorgungswege

Trotz aller Rückschläge: Japan hat noch andere Wege, sich mit Walfleisch zu versorgen. Die EU, die USA und sechs weitere Länder überreichten am vergangenen Montag in Reykjavik zeitgleich mit dem Beginn der IWC-Tagung einen scharfen diplomatischen Protest gegen den ausufernden Walfang Islands. Ein nicht unbedeutender Teil dieser Beute lande in Japan, behaupten die Kritiker.

Auch Grönland liefert möglicherweise nach Tokio. In Portoroz erhielten die Inuit erstmals eine Fangquote für „Ureinwohnerwalfang“ und wurden damit Teil des internationalen IWC-Vertragswerks. Allerdings seien die genehmigten Abschusszahlen um ein Drittel höher als der Eigenbedarf, kritisierten Tier- und Umweltschützer. Das übrige Walfleisch lande im kommerziellen Handel.

Japan kündigte am Freitag an, trotz der Resolution weiterhin seine Walfänger auf das Meer hinauszuschicken.