Mit hoher Geschwindigkeit nach Istanbul

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Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat am Freitag die erste Hochgeschwindigkeits-Bahntrasse zur Metropole Istanbul eröffnet. Bei der Jungfernfahrt gab es aber eine Panne.

Auf der Jungfernfahrt auf der ersten Hochgeschwindigkeits-Bahntrasse zur Metropole Istanbul hat es in der Türkei eine technische Panne gegeben. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan und weitere Ehrengäste saßen eine halbe Stunde lang mitten auf der Strecke fest, berichteten am Freitagabend übereinstimmend mehrere Medien. Es habe ein technisches Problem an einem Oberleitungskabel gegeben, weshalb der Zug in der Nähe von Izmir zum Halten kam. Erst nach einer halben Stunde konnten Ingenieure das Problem beheben – und der Zug weiter Richtung Istanbul fahren.

Der türkische Regierungschef Erdogan war vorher mit dem Zug in Ankara losgefahren, um die prestigeträchtige, aber auch pannengeplagte Strecke einzuweihen. „Wir haben hart gearbeitet“, sagte Erdogan bei einem Zwischenstopp in der Stadt Eskisehir. „Trotz aller Versuche, das Projekt zu sabotieren, zu blockieren und zu bremsen, haben wir die Strecke fertiggestellt und eröffnen sie heute.“ Der reguläre Zugverkehr auf der Trasse soll ab Samstag rollen.

Andere Städte wurden schon verbunden

In der Türkei fahren bereits seit Längerem Hochgeschwindigkeitszüge zwischen der Hauptstadt Ankara und den südlich gelegenen Städten Eskisehir und Konya. Die Millionenmetropole Istanbul war bisher jedoch nicht an dieses Netz angeschlossen. Mit der neuen Trasse, auf der Züge bis zu 250 Stundenkilometer schnell fahren, verkürzt sich die Fahrzeit für die 511 Kilometer lange Strecke zwischen Ankara und Istanbul von mehr als sechs auf dreieinhalb Stunden.

Die Hochgeschwindigkeitsstrecke endet allerdings nicht im Stadtzentrum von Istanbul, sondern im Vorort Pendik auf der asiatischen Seite des Bosporus. Von Pendik aus dauert es je nach Verkehr noch bis zu zwei Stunden, um in die Innenstadt zu gelangen. Eine Verlängerung der schnellen Zugstrecke ins Zentrum ist für die nächsten Jahre geplant. Die Eröffnung der neuen Trasse hatte sich mehrmals verschoben und wurde von Sicherheitsbedenken begleitet. Zugunglücke sind in der Türkei relativ häufig. Im Jahr 2004 starben Dutzende Menschen, als auf einer damals gerade in Betrieb genommenen Hochgeschwindigkeitsstrecke im Nordwesten des Landes ein Zug entgleiste. Auf der neuen Trasse nach Istanbul kollidierte kürzlich bei einer Testfahrt ein Zug mit einem Baustellenfahrzeug.

Erdogan, der bei der Präsidentenwahl am 10. August kandidiert, gibt sich als glühender Kämpfer für die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur in seinem Land. Im vergangenen Jahr eröffnete er den ersten U-Bahn-Tunnel unter dem Bosporus, der nun den asiatischen und den europäischen Teil Istanbuls verbindet. Er will zudem eine dritte Brücke über den Bosporus und einen riesigen dritten Flughafen für die Metropole durchsetzen. Erdogans Regierung preist die Eröffnung der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke als große nationale Leistung. Allerdings stammen die dort fahrenden Züge vom spanischen Unternehmen CAF; europäische Firmen waren an der Schienenkonstruktion beteiligt. Von den umgerechnet rund 3,3 Milliarden Euro Projektkosten wurde rund ein Drittel mit EU-Darlehen und -Fördermitteln gedeckt.