Inselstreit bedroht Tropenparadies

Inselstreit bedroht Tropenparadies
(Pool)

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Weiße Sandstrände und türkisblaues Wasser: Die Insel Pag-asa im Westen der Philippinen ist ein Tropenparadies. Aber Gebietskämpfe mit China bedrohen die Idylle.

Früher ließ Ronnie Cojamco sein Boot beim Fischen frei im türkisblauen Meer um die Insel Pag-asa herumtreiben. Jetzt traut der 40-Jährige sich nicht mehr weit von der Küste weg. Denn China erhebt Anspruch auf diese Meeresregion vor der philippinischen Küste im Südchinesischen Meer. Wenn der dreifache Vater ein chinesisches Schiff sieht, kehrt er um. Aus Angst, gefangen genommen zu werden.

„Es ist besser, diesen Leuten aus dem Weg zu gehen. Wir können sehen, dass sie auf dem Subi-Riff bauen“, sagt er und zeigt auf eine wachsende Landmasse 25 Kilometer von Pag-asa entfernt. „Früher war das nur ein Felsenriff, jetzt ist es fast eine Insel.“

Über Tag sieht man dort Kräne, nachts erleuchten Flutlichter die Stelle, an der Sand aus dem Meer gesaugt und auf dem Felsen abgeladen wird. Die chinesischen Aktivitäten machen den Bewohnern Angst. Auf der 37 Hektar großen Insel leben weniger als 100 philippinische Zivilisten und eine unbekannte Zahl Soldaten. Sie sind hier, um den Anspruch Manilas auf die Insel zu verteidigen.

Ärger mit fünf Nationen

„Pag-asa“ bedeutet übersetzt „Hoffnung“. Die Insel gehört zu den Spratly-Inseln und liegt fast auf halbem Weg zwischen der philippinischen Insel Palawan und Vietnam. China beansprucht fast das gesamte Südchinesische Meer und liegt deshalb nicht nur mit den Philippinen, sondern auch mit Vietnam, Brunei und Malaysia über Kreuz. Früher waren nur philippinische Soldaten hier, aber dann lockte die Regierung Bürger mit festen Jobs zum Aufbau einer Verwaltung her. Die Gemeinde existiert seit 2002.

Cojamco lebt seit 16 Jahren hier. Er betreibt den Stromgenerator der Insel und fürchtet sich vor einer chinesischen Invasion. „Natürlich habe ich Angst, besonders, weil ich meine Familie dabei habe“, sagt er. „Aber wir sind bereit, hier zu sterben, wenn das unser Schicksal sein soll. Denn wir wissen, dass dies unser Land ist.“ Anfang Mai besuchte der philippinische Militärchef die Insel – es war der erste Besuch seit einem Jahrzehnt.

Vorbereitungen

Das Militär bereitet die Einwohner von Pag-asa auf das Schlimmste vor. Dabei lernen sie auch, wie man im Konfliktfall eine Waffe benutzt. „Das ist Teil ihrer Pflicht“, sagt Major Ferdinand Atos, der Truppenbefehlshaber auf Pag-asa. „Was auch immer passiert, sie werden an allen Vorbereitungen zur Verteidigung unseres Landes, unserer Unabhängigkeit und unserer Insel teilnehmen.“

Rovelyn Jugo ist 22 und hat einen kleinen Sohn. Sie will lieber nicht an die Bedrohung denken. „Das Leben hier ist einfach und ruhig“, sagt sie. „Alles ist umsonst, deshalb können wir sparen.“ Die Einwohner erhalten Reis, Konserven und andere Dinge zur Grundversorgung. Miete, Strom und Wasser sowie die Schulbildung sind kostenlos. Dennoch würde Jugo die Insel im Notfall verlassen. „All unsere Sachen sind in Plastikkisten verpackt, die wir leicht mitnehmen können“, sagt sie.

Ein Luxusleben ist es nicht. Strom gibt es abends nur für ein paar Stunden. Zwar gibt es Satellitenfernsehen, aber der Empfang ist schlecht. Manchmal bekomme man monatelang kein Signal, sagen Bewohner. Sie hängen ihre Mobiltelefone an die rostigen Geländer des Flughafenkontrollturms, wo der Empfang am besten ist. Für Cojamco und die anderen sind die Unannehmlichkeiten aber zweitrangig. „Die Tatsache, dass wir hier wohnen, macht Pag-asa zum philippinischen Gebiet“, sagt er. „Es würde wehtun, Pag-asa zu verlieren.“