Inflation sinkt auf Rekordtief

Inflation sinkt auf Rekordtief

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Gute Nachrichten für Verbraucher: In den 18 Euro-Ländern steigen die Preise so gering wie seit 2009 nicht mehr. Vor allem Energie ist günstiger zu haben. Der Europäischen Zentralbank bereitet dies allerdings Kopfzerbrechen.

Sinkende Energiepreise haben die Inflation in den 18 Euro-Ländern auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren gedrückt. Im Juli lag die jährliche Teuerungsrate bei 0,4 Prozent, wie das Europäische Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg in einer ersten Schätzung mitteilte. Eine niedrigere Rate gab es zuletzt im Oktober 2009 mit minus 0,1 Prozent. Im Vormonat Juni hatte die Rate noch 0,5 Prozent betragen.

Die Inflation entfernt sich somit weiter vom Zielwert der Europäischen Zentralbank und setzt die EZB unter Druck. Die Notenbank sieht Preisstabilität bei knapp unter 2,0 Prozent gewahrt.

Energiepreise sinken

Grund für den Rückgang im Juli waren vor allem die gesunkenen Preise für Energie (minus 1,0 Prozent). Aber auch Lebensmittel und Alkohol wurden günstiger (minus 0,3 Prozent). Dagegen kurbelten Dienstleistungen den Preisanstieg an (plus 1,3 Prozent) an.

In den 18 Ländern mit Gemeinschaftswährung sinkt die Teuerungsrate dabei schneller als erwartet. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem unveränderten Wert von 0,5 Prozent gerechnet.

Die sogenannte Kernrate verharrte im Juli bei 0,8 Prozent. Bei der Kernrate werden stark schwankende Komponenten wie Energie und Lebensmittel ausklammert. Sie gilt als aussagekräftig für den langfristigen Trend und wird von der EZB genau beobachtet.

Paket gegen die Mini-Inflation

Die Notenbank hatte Anfang Juni mit einem Paket auf die Mini-Inflation reagiert: Die Währungshüter senkten den extrem niedrigen Leitzins nochmals auf jetzt 0,15 Prozent. Außerdem müssen Banken Strafzinsen auf Geld zahlen, das sie bei der EZB parken. Das soll die Institute dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu vergeben und so die Konjunktur anzukurbeln. Das würde in der Regel auch den Preisauftrieb stärken.

Einige Stimmen zweifeln, ob die Maßnahmen der EZB ausreichen. Kritiker fürchten eine Deflation, also einen Preisverfall auf breiter Front mit der Folge, dass Käufe verschoben werden und die Wirtschaft quasi einfriert. Weitere Maßnahmen der Notenbank könnten großangelegte Käufe privater und öffentlicher Schuldtitel sein – dies ist aber umstritten.

Analysten der Commerzbank erwarten, dass wegen der allmählichen Erholung der Konjunktur die Inflationsrate ihren Tiefpunkt erreicht hat und im Jahresverlauf in Richtung ein Prozent steigen wird. Im Jahresdurchschnitt 2015 rechnet die Commerzbank mit einer Inflationsrate von 1,2 Prozent – nach 0,7 Prozent in diesem Jahr.