Erdogan kritisiert US-Waffenabwurf

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Der türkische Präsident Erdogan bezeichnete den US-Waffenabwurf über der belagerten Stadt Kobane als Fehler. Die Waffen seien in die falschen Hände garaten so der Staatschef.

Neuer Zwist zwischen der Türkei und den USA über das richtige Vorgehen gegen die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS): Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete am Mittwoch in Ankara den US-Waffenabwurf für Kurdenkämpfer in der vom IS belagerten nordsyrischen Stadt Kobane als „falsch“.

Erdogan sagte vor Journalisten, einige der am Montag von den USA abgeworfenen Kisten mit Waffen und Munition aus irakischen Beständen seien der syrischen Kurdenpartei PYD und auch IS-Kämpfern in die Hände gefallen. „Jede Hilfe für die PYD nutzt letztlich der PKK“, sagte Erdogan. „Und als Türkei müssen wir das bekämpfen.“ Ankara betrachtet die PYD als „terroristische“ Organisation, die kurdische Arbeiterpartei PKK ist in der Türkei verboten. „Ich verstehe nicht, warum Kobane in den Augen der USA solch eine strategische Bedeutung hat. Es gibt dort nicht mehr einen Zivilisten“, sagte Erdogan.

Hilfe für die Belagerten

Die USA wollen nach eigenen Angaben mit den Waffenabwürfen jenen Kurden helfen, die die Stadt gegen vorrückende IS-Kämpfer verteidigen. Kobane gehört zu den größten Städten in den syrischen Kurdengebieten und wird unter anderem vom bewaffneten Arm der PYD, den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), verteidigt. Berichten zufolge gelangte mindestens eine der von US-Flugzeugen abgeworfenen 27 Kisten mit Waffen und Munition in die Hände von IS-Kämpfern. Ein im Internet veröffentlichtes IS-Video zeigte einen maskierten Dschihadisten mit einem entsprechenden Paket.

Dem Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, zufolge ist die US-Armee zuversichtlich, „dass die große Mehrheit der Pakete in die richtigen Hände gelangt ist“. Nachdem Ankara am Montag grünes Licht für die Einreise von Peschmerga-Soldaten aus Irak gegeben hatte, wollte das kurdische Regionalparlament im Irak am Mittwoch über eine Entsendung der Kämpfer entscheiden. Anders als zu den großen türkischen und syrischen Kurdenorganisationen unterhält Ankara gute Beziehungen zu Massud Barsani, dem Präsidenten des irakischen Kurdengebiets.

Heftige Kämpfe in der Stadt

In der Nacht zum Mittwoch gab es erneut heftige Gefechte in Kobane. IS-Kämpfer hätten vergeblich versucht, aus mehreren Richtungen ins Stadtzentrum vorzurücken, sagte der Kurden-Vertreter Idriss Nassen. Auch US-Ministeriumssprecher Kirby sagte, der IS sei in den vergangenen Tagen in Kobane nicht weiter vorgerückt. US-Angaben zufolge wurden bei mehr als 140 Luftangriffen binnen weniger Tage hunderte IS-Kämpfer rund um Kobane getötet. Indes informierte die syrische Regierung darüber, dass zwei von drei syrischen Luftwaffenjets, die IS-Kämpfer erobert hatten, nahe Aleppo abgeschossen worden seien.

Die Vereinten Nationen werfen dem IS einen „versuchten Völkermord“ an der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak vor. Der UN-Menschenrechtsvertreter Ivan Simonovic sagte am Dienstag (Ortszeit) in New York nach seiner Rückkehr aus Gebieten im Nordirak, es gebe Beweise dafür, dass die IS-Kämpfer versucht hätten, die Jesiden „auszulöschen“, indem sie zum Übertritt zum Islam gezwungen oder umgebracht worden seien. Das Vorgehen des IS sei gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.