Dementis und unbeantwortete Fragen

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Moskau dementiert, zwei ukrainische Militärmaschinen am Mittwoch abgeschossen zu haben. Dementi auch bezüglich angeblicher Aussagen eines Rebellen-Chefs, die Separisten verfügten über ein Buk-System.

Nach dem Abschuss zweier ukrainischer Kampfjets hat Russland Vorwürfe aus Kiew zurückgewiesen. Es sei unwahr, dass von russischem Gebiet auf die ukrainischen Suchoi SU-25 geschossen worden sei, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau am Donnerstag.

Der Sprecher des ukrainischen Sicherheitsrates in Kiew, Andrej Lysenko, schwächte unterdessen seine Vorwürfe vom Vortag ab: „Eine direkte Beteiligung Russlands am Absturz der Flugzeuge ist nur eine der Arbeitshypothesen.“ Die Jets waren am Mittwoch in der Ostukraine bei Sneschnoje kurz vor der russischen Grenze abgestürzt. Separatisten bekannten sich zu dem Abschuss.

„Separatisten haben keine Buk-Raketen

Am Donnerstagnachmittag wurden auch einem Separatistenführer zugeschriebene Aussagen, die Rebellen verfügten über weitreichende Boden-Luft-Raketen als falsch zurückgewiesen. Dass die Seperatisten über ein Flugabwehrsystem Buk-M1-2 verfügten, hatte die Nachrichtenagentur Reuters dem Kommandeur des ukrainischen Volkswehrbataillons Wostok, Alexander Chodakowski, zugeschrieben.

Der Videoaufzeichnung des Interviews zufolge hat Chodakowski jedoch keineswegs gesagt, dass die Volkswehr über derlei Boden-Luft-Raketen verfügen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Ria-Novosti, der die Reuters-Aufzeichnung vorliegt.

Auf die Frage des Korrespondenten, ob man annehmen könne, dass die Rebellen auf ein Militärflugzeug geschossen, jedoch die Passagiermaschine getroffen hätten, antwortet der Wostok-Kommandeur, „wenn diese Buk gehabt hätten, könnte man das annehmen“. Und weiter: „Es gibt eine Version, dass das Flugzeug von der ukrainischen Luftwaffe abgeschossen wurde. Ich denke, der Charakter der Schäden kann darüber Aufschluss geben.“

Chadokowski bestätigte hingegen, dass die Rebellen über Fla-Raketen verfügen. Die hätten jedoch nur beschränkte Schusshöhe. Die malaysische Passagiermaschine wurde in einer Flughöhe von 10.000 Metern getroffen.

Fragen bleiben bisher unbeantwortet

In Kiew lässt man unterdes nicht locker. Laut Regierungschef Arsenij Jazenjuk sei die malaysische Boeing mit einer Buk-Rakete abgeschossen worden. Die Ermittlungen zum Absturz der Maschine haben noch nicht begonnen. Auf welche Informationen sich der Kiewer Premier beruft, sagte er nicht.

Ohne Antwort bleiben bisher auch etliche Fragen, die der russische Generalstab am Dienstag den ukrainischen Behörden und auch Washington gestellt hat. Wissen will Moskau u.a., warum Flug MH17 den internationalen Korridor verließ? Ob es sich dabei um einen Navigationsfehler handelte oder wurde ein Anweisung der ukrainischen Flugkontrolleure befolgt?

Andere Fragen betreffen die Flugabwehrsysteme. Warum ukrainische Luftverteidigungssysteme in einem von den Milizen kontrollierten Gebiet stationiert waren, obwohl die Milizen nicht über Flugzeuge verfügen? Warum stationierte Kiew Buk-Systeme am Rande der von Milizen kontrollierten Zone, und das unmittelbar vor der Katastrophe? Warum benutzte eine ukrainische Militärmaschine eine Route, die zivilen Flügen vorbehalten ist?

Informationen wünscht man sich schließlich über den Verbleib eines Buk-Raketenträgers, auf dem einige Raketen fehlen? Von wo kam das Fahrzeug, wo verschwand es? Auf einem auf Videoplattformen veröffentlichen Video ist ein Buk-System zu sehen, das angeblich von der Ukraine nach Russland transportiert wird. Im Hintergrund ist ein Ortsschild zu erkennen. Das zeigt jedoch eine Ortschaft an, die nicht in der Ostukraine an der russischen Grenze sondern in der Westukraine liegt.

Flugzeug war auf Kurs

Die mutmaßlich abgeschossene malaysische Boeing ist laut ukrainischer Regierung vor ihrem Absturz genau im vorgegebenen Korridor über der Ostukraine geflogen. Das sagte Vizeregierungschef Wladimir Groisman am Donnerstagabend in Kiew.

Er berief sich auf angebliche erste Ermittlungsergebnisse internationaler Experten, die Daten der Bodenüberwachung ausgewertet hätten. „Die internationale Expertengruppe hatte an der Arbeit der ukrainischen Fluglotsen nichts auszusetzen“, sagte er. Russisches Militär hatte erklärt, die Maschine sei kurz vor dem Unglück 14 Kilometer vom Kurs abgewichen.