72 Stunden schweigen die Waffen

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(AFP)

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Aufatmen im blutigen Gaza-Konflikt: Endlich haben beide Seiten einer humanitären Feuerpause von 72 Stunden zugestimmt. Doch selbst die Vermittler sind skeptisch, ob sie halten wird.

Nach Zustimmung Israels und der militanten Palästinenser hat am Freitagmorgen eine dreitägige Waffenruhe im Gaza-Konflikt begonnen. Neben der von den Vereinten Nationen (UN) und den USA ausgehandelten humanitären Feuerpause hatten die Konfliktparteien auch sofortigen Verhandlungen in Ägypten über eine dauerhafte Waffenruhe zugestimmt. Delegationen beider Seiten sollten am Freitag nach Kairo reisen, hieß es.

Kurz vor der Feuerpause, die um 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft trat, schossen militante Palästinenser im Gazastreifen noch Raketen auf israelische Ortschaften ab. Mehrere Versuche einer Waffenruhe in dem seit dreieinhalb Wochen dauernden blutigen Konflikt sind bereits gescheitert.

Viele Tote

Bei israelischen Angriffen in den Orten Chan Junis und Bani Suhaila kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in der Nacht mehr als ein Dutzend Palästinenser ums Leben.

Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist inzwischen mit rund 1460 höher als bei der letzten Bodenoffensive Israels 2009. Etwa 8400 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, am Freitag mit.

Humanitäre Feuerpause

Nach palästinensischen Angaben sind es die höchsten Verluste auf der eigenen Seite seit der israelischen Eroberung des Gazastreifens im Sechstagekrieg von 1967. Nach israelischen Informationen handelt es sich bei mehreren hundert der palästinensischen Todesopfer um militante Kämpfer. Auf der israelischen Seite wurden im Gaza-Krieg 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt.

Israel bestätigte am Freitagmorgen offiziell, es habe einer 72-stündigen humanitären Feuerpause zugestimmt. Die israelische Armee soll in der Zeit weiter Tunnel der im Gazastreifen herrschenden Hamas zerstören. Insgesamt seien etwa 80 Prozent der von Israel entdeckten „Terror-Tunnel“ zerstört worden, berichtete der israelische Rundfunk. Weiteres Ziel der israelischen Offensive war es, den dauernden Raketenbeschuss von Israels Ortschaften zu unterbinden.

Reperaturen und Beerdigungen

Die Waffenruhe solle den Menschen nun „eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt“ bringen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister John Kerry hieß. „Während dieser Zeit sollen Zivilisten sofort benötigte humanitäre Hilfe und die Möglichkeit bekommen, lebensnotwendige Aufgaben zu erledigen. Dazu zählt die Beerdigung der Toten, die Versorgung der Verletzten und die Beschaffung von Lebensmitteln.“ Überfällige Reparaturen am Wasser- und Stromnetz sollen auch möglich sein. Der Zeitraum der Feuerpause könne verlängert werden.

Israelis und Palästinenser sicherten dem UN-Sondervermittler Robert Serry demnach zu, sich an die „bedingungslose humanitäre Waffenruhe“ halten zu wollen. Die beiden in dem Konflikt vermittelnden Länder Katar und Türkei begrüßten die Vereinbarung und die geplanten Gespräche.

Katastrophale Lage

Kerry und das Weiße Haus riefen zu engagierten Verhandlungen auf. „Dies ist nicht die Zeit zum Gratulieren“, sagte der US-Außenminister in Neu Delhi. Dies sei eine Atempause, nicht das Ende des Konflikts. Kerry fügte hinzu, beide Seiten blieben während der Waffenruhe in ihren Stellungen.

Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA berichtet über eine katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet. Rund 230.000 Palästinenser hätten Schutz in UN-Einrichtungen gesucht. UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. „Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen.“