Per USB-Stick Terror-Befehle erteilt

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(AP)

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Osama bin Laden lebte zurückgezogen in seinem Versteck in Pakistan. Trotzdem blieb er die treibende Kraft hinter den Anschlagsplänen der Al-Kaida.

Bis zu seinem Tod in der vergangenen Woche erteilte bin Laden den Ablegern der Al-Kaida vom Jemen bis London weiterhin Ratschläge, wie US-Ermittler mit Kenntnis der in Pakistan sichergestellten Dokumente des Terrorchefs am Mittwoch verlauten ließen. Beispielsweise forderte er sie auf, kleinere Städte anzugreifen und an symbolträchtigen Daten zuzuschlagen.

Bin Ladens Aufzeichnungen zeigten, dass die Geheimdienste weltweit die Rolle unterschätzt hatten, die er noch immer für die Steuerung der Organisation spielte, sagten die Ermittler am Mittwoch. Die neueren Erkenntnisse widersprächen der herkömmlichen Ansicht, dass er durch die erzwungene Isolation zu einer rein inspirativen Galionsfigur geworden sei.

Aktiv beteiligt

Seine Notizen in seinem handgeschriebenen Tagebuch und zahllose in Abbottabad sichergestellte Dateien belegten, dass bin Laden an jedem bekannten Anschlagsplan der vergangenen Jahre beteiligt war. Bislang seien bei der Untersuchung der Unterlagen keine neuen Attentatspläne zutage gekommen, hieß es. Allerdings werde es noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, um sie vollständig auszuwerten.

Die Unterlagen offenbarten jedoch, dass bin Laden um die Anti-Terrormaßnahmen der USA wusste und seine Anhänger darin unterrichtete, wie sie zu umgehen seien. So sollten sie ihre Anschläge nicht nur auf New York beschränken, sondern sie weiter streuen und auch andere Ziele wie Los Angeles ins Visier nehmen und sowohl Züge wie auch Flugzeuge angreifen, schrieb er.

Viele töten

Bin Laden überlegte auch, wie viele Amerikaner getötet werden müssten, damit sich die USA aus der arabischen Welt zurückziehen. Die kleineren und verstreuteren Anschläge der vergangenen Jahre seien nicht ausreichend gewesen, schloss er. Nur Anschläge von der Dimension des 11. Septembers 2001 mit tausenden Toten könnten einen Richtungswechsel in der US-Politik hervorrufen, teilte er seinen Gefolgsleuten mit.

Die Kommunikation mit ihnen erfolgte über auf Wechseldatenträgern gespeicherte Nachrichten. Kuriere brachten die Speichermedien zu bin Laden. Ein langsamer, aber schwer zu überwachender Kommunikationsweg. Die US-Spezialeinheit stellte bei ihrem Einsatz in Abbottabad rund 100 Datenträger und fünf Computer sicher.
Bislang haben die Ermittler keine Hinweise darauf gefunden, dass bin Laden die Angriffe der verschiedenen Al-Kaida-Arme in Pakistan, Jemen, Algerien, Irak und Somalia zeitlich koordinieren konnte.

Viele Ableger

Auch ist unklar, wie stark die einzelnen Ableger noch von bin Ladens Führung abhängig waren. Die Anhänger der Terrororganisation im Jemen konzentrierten sich beispielsweise stark auf kleinere Angriffe, die vom Terrorchef als ineffizient beurteilt worden waren. Ohnehin ist die Al-Kaida im Jemen längst bei der Propaganda, der Einwerbung von Finanzmitteln und der Durchführung von Anschlägen aktiver als die Zentralorganisation.