Viel Ungeklärtes in Reutlingen

Viel Ungeklärtes in Reutlingen
(Oliver Berg)

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Zwei Tage nach dem Amoklauf von München hat ein Mann im rund 200 Kilometer entfernten Reutlingen mit einer Machete eine Frau getötet und zwei weitere Menschen verletzt.

Der 21-jährige Tatverdächtige sei festgenommen worden, teilte die Polizei der baden-württembergischen Stadt am Sonntagabend mit. Der Asylbewerber aus Syrien habe offenbar als Einzeltäter agiert, Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund gebe es nicht. Zeugen berichteten nach Angaben der Polizei, dass der Mann am Nachmittag in der Nähe des zentralen Omnibusbahnhofs mit einer Frau in Streit geraten sei und diese mit einer Machete angegriffen habe.

Die Frau sei tödlich verletzt worden. Berichte darüber, dass sie schwanger gewesen sei, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Der Täter habe nach dem tödlichen Angriff auf die Frau zudem eine weitere Frau und einen Mann verletzt, teilte die Polizei weiter mit. Zu Art und Schwere der Verletzungen wurden zunächst keine Angaben gemacht. Die Verletzten seien zur Versorgung in Krankenhäuser gebracht worden. Zu möglichen Beziehungen zwischen Täter und Opfern lagen zunächst keine Angaben vor.

Unbekanntes Motiv

Auch zum Motiv des Täters konnte die Polizei zunächst nichts sagen. Es lägen jedoch „keine Anhaltspunkte für einen terroristischen Anschlag“ vor. Der Festgenommene sei wegen Gewaltdelikten polizeibekannt. „Anzeigen wegen Körperverletzungen“ hätten gegen ihn vorgelegen, sagte ein Sprecher. Wie lange der Mann bereits in Reutlingen lebt, war unklar. Nach Erkenntnissen der Polizei handelte es sich um einen Einzeltäter. „Eine Gefahr für die Bevölkerung in und um Reutlingen besteht nach derzeitigem Stand mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht“, erklärten die Beamten bereits früh.

Die Polizei bestätigte Berichte, dass der Tatverdächtige „auf der Flucht von einem BMW angefahren“ worden sei. „Wir können noch nicht sagen, ob bewusst oder nicht.“ Auch der Fahrer des Wagens sei verletzt worden und werde versorgt. Unklar war, ob er beim Zusammenstoß oder durch den Täter verletzt wurde. Auf im Internet verbreiteten Bildern war zu sehen, wie Polizisten einen im Gesicht blutenden Mann zu Boden drückten, bei dem es sich um den Täter handeln soll. Auch die mögliche Tatwaffe war abgebildet.

Kurz nach München

Die Polizei sperrte den Tatort ab. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge sowie Rettungswagen waren zu sehen. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl erklärte, der Täter habe „Gott sei Dank gleich festgenommen werden“ können. Er selbst stehe „mit den Ermittlungsbehörden in Reutlingen in ständigem Kontakt“. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der getöteten Frau und bei den Verletzten“, erklärte Strobl.

In München hatte am Freitag ein 18-jähriger Schüler beim Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen und dann sich selbst erschossen. Nach Erkenntnissen der Polizei handelte es sich um den Amoklauf eines Einzeltäters mit psychischen Problemen. Der Deutsch-Iraner nutzte für seine Tat eine umgebaute Theaterwaffe. Wenige Tage zuvor hatte bei Würzburg ein 17-jähriger Flüchtling aus vermutlich islamistischen Motiven Reisende mit Axt und Messer angegriffen. In einem Regionalzug und später auf der Flucht verletzte er fünf Menschen schwer. Polizisten erschossen den aus Afghanistan stammenden Jugendlichen.