US-Wahlkampf: Hart, aber platt

US-Wahlkampf: Hart, aber platt
(dpa)

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Der US-Wahlkampf gewinnt an Fahrt, Barack Obama und Mitt Romney beharken sich jetzt täglich. Die Streithähne machen so zwar News im Fernsehen - doch an Argumenten ist der Wahlkampf bettelarm.

Wahlkampf „made in USA“. Diesmal ist es ein TV-Spot aus dem Obama-Lager, der für Wirbel sorgt. Zu hören ist Mitt Romney, der nicht gerade musikalisch ein patriotisches Lied („America the Beautiful“) singt. Gleichzeitig sind Bilder palmenumsäumter Steueroasen zu sehen. Romney, der Multimillionär, habe Gelder auf den Cayman-Inseln und den Bermudas gebunkert, heißt es. „Mitt Romney ist nicht die Lösung. Er ist das Problem.“

Die zweite Breitseite, die Barack Obama gegen seinen Gegner abfeuert, richtet sich gegen Romney als früheren Chef des Finanzinvestors Bain Capital. Romney habe mitgeholfen, Jobs ins Ausland zu verlegen. „Pionier des Outsourcing“ nennt das Obama. Das hässliche Wort fehlt in keiner Wahlkampfrede.

Obamas bemerkenswerte Veränderung

Obama, der Mann, der vor vier Jahren als großer Versöhner ins Weiße Haus gewählt wurde, macht derzeit eine bemerkenswerte Veränderung durch. Damals wollte er das Hickhack der Parteien überwinden, ideologische Gräben zuschütten. Diesmal versucht es Obama mit einer anderen Strategie – wenige Monate vor dem Wahltag setzt Obama auf Angriff. „Es geht nicht um zwei Kandidaten“, heißt die neue Parole des Präsidenten. „Es geht um zwei Grundprinzipien, wie Amerika funktioniert.“

Holzschnittartig und simpel sind die Strategien der beiden Kandidaten – selbst für US-Verhältnisse, bei denen ein Argument bekanntlich in das 30-Sekunden-Raster der TV-Spots passen muss.

„Romney, Präsident der Reichen“

Nach Obamas Lesart verläuft die Konfliktlinie in etwa so: Romney wolle ein Präsident der Reichen werden. Er selbst dagegen sei der Beschützer des Mittelstandes. Die „Heuschrecken-Mentalität“ seines Gegners zu entlarven ist mittlerweile wichtiger Teil von Obamas Wahlkampfführung.

Andere Themen, andere Fragen gehen dagegen völlig unter in den Präsidentenreden. Das Blutbad in Syrien – Fehlanzeige. Die Eurokrise – dito. Umweltschutz – das Wort kommt erst gar nicht vor.

„Jobs, Jobs, Jobs“

Nicht viel anders sieht es bei Romney aus. Sein Motto: Jobs, Jobs, Jobs. Obama könne es nicht. Er selbst aber habe durch seine Erfolge in der Privatwirtschaft bewiesen, dass er der Mann der Wirtschaft sei – als ob seine persönlichen Millionenverdienste im Equity-Geschäft eine Empfehlung für Präsidenten-Qualitäten seien.

Folglich ist für Romney auch jeder Angriff auf die eigene Person nichts weiter als ein Versuch, vom alles beherrschenden Thema Arbeitslosigkeit abzulenken. „Jeden Tag erreichen sie (die Attacken) einen neuen Tiefstand“, klagt Romney, der allerdings selbst nicht zimperlich gegen Obama austeilt. „Aber was hat das mit mehr Jobs zu tun?“

Obama leicht im Vorteil

Allerdings, glaubt man neuesten Umfragen, lassen sich die Wähler davon kaum beeinflussen. Immer mehr sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus – mit derzeit leichten Vorteilen für Obama. Doch bemerkenswert dabei: Die Werte haben sich bereits seit Wochen nicht wesentlich verändert – trotz massiver „Negativ-Werbung“ der Kandidaten, anhaltend schlechter Arbeitslosenzahlen und flauer Konjunktur.

Schon malte die Internet-Plattform RealclearPolitics einen Alptraum an die Wand: Es sei nicht mehr auszuschließen, dass es im November ein Patt geben könnte. Auch im Wahlmännergremium, das nach den Wahlen letztlich den Präsidenten kürt, könnte es keine Mehrheit geben.