US-Bankenpleiten nicht ausgeschlossen

US-Bankenpleiten nicht ausgeschlossen
(dpa-Archiv)

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Das Schreckgespenst des Bankenbankrotts geht wieder um. Die US-Finanzkonzerne können sich nach Ansicht der Ratingagentur Moody's nicht mehr sicher sein, dass der Staat sie im Notfall auffängt.

Den großen US-Banken droht ihr Sicherheitsnetz flöten zu gehen: Die Ratingagentur Moody’s zweifelt daran, dass die Regierung bei einer neuerlichen Schieflage wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 rettend eingreifen würde. Das hieße: Sollte eine Bank in existenzielle Not geraten, würde sie schlimmstenfalls untergehen.

„Moody’s geht zwar davon aus, dass die Regierung weiterhin den systemisch wichtigen Finanzfirmen ein bestimmtes Niveau an Unterstützung zukommen lässt“, erklärte die Ratingagentur am Mittwoch in New York. „Doch es ist jetzt gleichzeitig wahrscheinlicher als während der Finanzkrise, dass sie erlauben würde, dass eine große Bank scheitert.“

Weniger Turbulenzen

Die Ratingagentur begründete ihre Einschätzung damit, dass die Auswirkungen einer Pleite für das Finanzsystem heute geringer ausfielen. Die US-Regierung hatte nach den Erfahrungen der Finanzkrise neue Gesetze auf den Weg gebracht, die ein ähnliches Desaster wie beim Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 verhindern sollen. Allerdings zweifeln Kritiker an der Wirksamkeit der Regelungen.

Die Einschätzung von Moody’s sorgte für Unwohlsein an der Börse und beschleunigte die massiven Kursverluste bei den US-Großbanken. Besonders schlimm traf es den Sorgenfall der Branche, die Bank of America. Ihre Papiere brachen bis zum Börsenschluss um fast 8 Prozent ein. Denn mit der Warnung ging eine Abstufung der Kreditwürdigkeit des Hauses einher.

Schwierige Refinanzierung

Statt eines guten Ratings („A2“) billigt Moody’s dem größten Finanzhaus der Vereinigten Staaten nun nur noch ein befriedigendes Rating („Baa1“) zu. Das heißt, dass es für den verlustreichen Riesen schwieriger wird, an frisches Kapital zu gelangen. Moodys senkte auch die Bonitätsnote des besser aufgestellten Rivalen Wells Fargo leicht von „A1“ auf „A2“.

Die US-Regierung hatte während der Finanzkrise massiv Geld in das Finanzsystem gepumpt, um es zu stützen. Allein die Bank of America bekam eine direkte Finanzspritze über 45 Milliarden Dollar. Sie hatte sich in der Finanzkrise mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch und des Immobilienfinanzierers Countrywide verhoben. Seitdem ist sie nie wieder richtig auf die Beine gekommen. Im ersten Halbjahr türmten sich die Verluste auf 7,4 Milliarden Dollar auf.

Massive Entlassungen

Bankchef Brian Moynihan versucht nun, die Kosten drastisch senken. So fallen in den kommenden Jahren voraussichtlich rund 30 000 Jobs weg. Moody’s honorierte ausdrücklich die Bemühungen. Die Bank of America habe „deutliche Fortschritte in ihrer Kapital- und Liquiditätsposition“ gemacht. Will sagen: Das Bankhaus ist heute flüssiger als damals. Der Finanzkoloss hatte sich unter anderem 5 Milliarden Dollar von Starinvestor Warren Buffett geliehen und Anteile an der China Construction Bank versilbert.