/ Tropensturm und schlechte Stimmung
Die Wolken hängen dunkel und tief über Tampa. Eigentlich nennt sich Florida „Sunshine State“ und die Organisatoren des Republikaner-Parteitags verteilen auch am Montag unbeirrt Sonnenbrillen und Sonnencreme an die Journalisten. Doch die Stimmung hat sich verdüstert. Mitt Romney, der Mann, der US-Präsident Barack Obama bei der Wahl Anfang November aus dem Weißen Haus jagen will, hat Probleme – und die nicht nur wegen des Wetters.
Irgendwas ist da in der Parteitags-Planung total schief gelaufen. Zwar gilt Florida als wichtiger Swing-State, also als einer der rund ein Dutzend Bundesstaaten, deren Abstimmung in gut zwei Monaten entscheidend sein wird, ob Obama weiter im Weißen Haus bleibt oder ob Romney dort einzieht. Die Versuchung, das Spektakel in Florida abzuhalten, war also groß. Doch dass Florida im Sommer höchst anfällig für schwere Stürme ist, war kein Geheimnis. Die Republikaner sind ein großes Risiko eingangen – jetzt verhagelt Tropensturm „Isaac“ die Veranstaltung.
Krönungsmesse und Popkonzert
Parteitage in den USA sind ein buntes Happening, eine Art Mischung zwischen Krönungsmesse und Popkonzert – zu viele Debatten passen ebenso wenig dazu wie dunkle Wolken und nasse Füße. Die verderben einfach die Stimmung.
Dabei könnte es geradezu rosig aussehen für Romney: Flaue Konjunktur, hohe Arbeitslosigkeit, eine weit verbreitete schlechte Stimmung unter der Amerikanern – eigentlich müssten Romneys Chancen, Obama abzulösen, überwältigend sein. Doch seit Wochen zerbrechen sich die Republikanerstrategen den Kopf, warum es dem Wirtschaftsexperten Romney immer noch nicht gelungen ist, seinen Gegner in Umfragen deutlich abzuschütteln. Die Antwort der Experten: Romney hat ein Image-Problem.
„Menschenfischer“ Obama
Kühl bis kalt, hölzern bis kontaktscheu: So kommt der frühere Investor und Multimillionär Romney bei vielen Amerikanern an – ganz im Gegensatz zum „Menschenfischer“ Obama. Romney, so die eigenen Strategen hinter vorgehaltener Hand, gelinge es noch immer nicht, die Herzen zu öffnen, echte Begeisterung zu entfachen.
In einer „aufwendigen Choreographie“, so die „Washington Post“, versuchten die Berater, Romney auf dem Parteitag ein neues Image zu verpassen. Neben den erfolgreichen Geschäftsmann müsse das Bild des „liebevollen Ehemannes und Vaters“ gestellt werden, meinen Berater. Der kühle Kopfmensch, der Erfolgsmensch Romney müsse „vermenschlicht“ werden. Kein Zufall, dass die geplante Rede von Ehefrau Ann mittlerweile als Schlüsselrede gehandelt wird.
Romneys Mormonen-Glaube soll helfen
Kein Zufall auch, dass ausgerechnet jetzt amerikanische Medien auffällig gehäuft „Human-Touch-Storys“ über die Familie Romney veröffentlichen. So etwa über die Erkrankung seiner Frau an Multiple Sklerose oder über seinen schweren Autounfall in den 60er Jahren als junger Mormonen-Missionar in Frankreich. Wie es heißt, raten die Berater Romney jetzt sogar, seinen Mormonen-Glauben zu Thema zu machen – zuvor galt das als großer Risikofaktor.
Doch das Vertrackte: „Isaac“ droht, den geplanten Imagewechsel zu mehr Menschlichkeit Romneys erheblich durcheinanderzuwirbeln. „Isaac“ lässt zwar Tampa links liegen, bewegt sich aber stattdessen in Richtung Louisiana, Mississippi und Alabama. Über dem Golf könnte der Sturm weiter Kraft tanken – und dann ausgerechnet auf den Tag sieben Jahre nach Hurrikan „Katrina“ auf Land treffen.
Nach „Katrina“ kommt „Isaac“
„Katrina“ ist in schlechter Erinnerung bei Republikanern. Tod und Verwüstung brachte der Sturm damals über New Orleans – der damalige Präsident George W. Bush reagierte zu spät und überflog dann das Katastrophengebiet im Hubschrauber. Eine Geste, die die Amerikaner als hartherzig und wenig mitfühlend verstanden.
Wenn diesmal „Isaac“ zuschlagen sollte, und der Parteitag dennoch mit bunten Luftballons und Popmusik Romneys Krönungsmesse feiert – es wäre ein „medialer Alptraum“, wie ein MSNBC-Kommentator meinte. Unvereinbar mit Romeys Wunsch nach Imagewechsel und „Vermenschlichung“.
2008, als Hurrikan „Gustav“ ebenfalls an der US-Golfküste zuschlug, fuhren die Republikaner ihren Parteitag in St. Paul in Minnesota auf Sparflamme, sagten ebenfalls den ersten Tag ab. Zehn Wochen später verlor der Republikaner John McCain die Präsidentenwahl. Ein schlechtes Omen also für Romney?
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