Toshiba schickt Akw-Tochter in Insolvenz

Toshiba schickt Akw-Tochter in Insolvenz
(AFP/ho)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der angeschlagene japanische Industriekonzern Toshiba schickt seine kriselnde Kraftwerks-Tochter Westinghouse in die Insolvenz und will damit seine eigene Zukunft sichern.

Zudem hat Toshiba nach eigenen Angaben vom Donnerstag erste Angebote für den Verkauf der Mehrheit ab seiner profitablen Chip-Sparte erhalten. Die Offerten seien so hoch, dass eine Überschuldung des Konzerns wohl vermieden werden könne, sagte Konzernchef Satoshi Tsunakawa.

Noch vor wenigen Wochen war am Finanzmarkt die Überlebensfähigkeit der Firmengruppe mit ihren fast 190.000 Mitarbeitern in Frage gestellt worden, die neben Computerchips und Atomkraftwerken auch Laptops, Industrieanlagen, Aufzüge und Waschmaschinen produziert.

12.000 Mitarbeiter

Noch reißt die Westinghouse-Insolvenz aber tiefe Löcher in die Bilanz des Konzerns. Der US-Atomkraftwerksbauer beantragte am Mittwoch Gläubigerschutz, wie aus einer Mitteilung an die Aufsichtsbehörden hervorging. Toshiba stimmte für das in wenigen Tagen auslaufende Geschäftsjahr auf einen Verlust von einer Billion Yen (8,3 Milliarden Euro) ein, fast dreimal so viel wie bislang angenommen. Im Dezember lagen die Belastungen im Zusammenhang mit den Westinghouse-Problemen bei umgerechnet neun Milliarden Euro und damit ein Drittel höher als zuletzt gedacht.

Die Insolvenz dürfte schwierige Verhandlungen zwischen dem japanischen Konzern, seiner US-Tochter und den Gläubigern auslösen und könnte auch die Regierungen in Tokio und Washington alarmieren. Japan befürchtet, dass ein Westinghouse-Kollaps bei US-Präsident Donald Trump auf Kritik stößt, weil Arbeitsplätze in den USA verloren gehen könnten. Westinghouse beschäftigt weltweit 12.000 Mitarbeiter. Zudem müssten möglicherweise die US-Steuerzahler für zwei Projekte in Georgia und South Carolina aufkommen. Ein japanischer Regierungssprecher sagte, die beiden Regierungen hätten bereits Gespräche aufgenommen.

Drastischer Kosten-Anstieg

Die Probleme bei Westinghouse waren aufgetreten, nachdem Toshiba 2015 ein US-Unternehmen zum Bau von Kernkraftwerken gekauft hatte. Bei zwei AKWs, die schon im Bau waren, stiegen die Kosten drastisch an. Toshiba schrieb Milliarden ab. Um an Geld zu kommen, hat Toshiba deshalb seine Chipsparte zum Verkauf gestellt. Für diese seien die ersten Angebote eingegangen, sagte Konzernchef Tsunakawa. Der weltweit zweitgrößte Hersteller von NAND-Speicherchips werde wohl mit mindestens 16,5 Milliarden Euro bewertet.

Am Donnerstag sollen die Aktionäre dem Verkauf zustimmen. Einem Insider zufolge haben etwa zehn mögliche Käufer ihr Interesse angemeldet, darunter Western Digital, Micron, der südkoreanische Chiphersteller SK Hynix und Finanzinvestoren wie Bain Capital. Staatlich unterstützte japanische Fonds dürften in einer zweiten Bieterrunde als Teil eines Konsortiums einsteigen, hieß es. Eine mit der Sache vertraute Person sagte, es sei damit zu rechnen, dass der Apple-Zulieferer Foxconn die höchste Offerte abgibt. Andere Insider gehen aber davon aus, dass die Regierung in Japan dem Verkauf der Sparte an Foxconn wegen der engen Beziehungen des Unternehmens mit China einen Riegel vorschiebt.