/ Tillersons deutscher Gast
Knapp zwei Wochen nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump ist der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel zu politischen Gesprächen in Washington eingetroffen. „Ich wünsche mir einen direkten und persönlichen Austausch und bringe das Angebot von Freundschaft und Vertrauen mit nach Washington“, sagte Gabriel am Donnerstag vor einem Treffen mit Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Rex Tillerson. „Wir wollen unseren amerikanischen Partnern unsere Sicht der Dinge, unsere Interessen und Werte erläutern und suchen einen guten, offenen und freundschaftlichen Dialog“, betonte Gabriel.
Tillerson, der früher Manager eines Öl-Konzerns war, war erst am Mittwochabend als US-Außenminister vereidigt worden. Gabriel ist sein zweiter ausländischer Gast im neuen Amt. Als ersten Besucher wollte Tillerson König Abdullah von Jordanien empfangen.
„Hi, ich bin der Neue“
Am Donnerstagmorgen (Ortszeit) stellte sich Tillerson seinen Bediensteten im Außenministerium vor. „Hi, ich bin der Neue“, sagte der 64-Jährige unter dem Gelächter der Ministeriumsmitarbeiter. Sicherheit werde oberste Priorität haben, kündigte der Texaner an. Wenige Tage vor seinem Amtsantritt hatten mehr als 900 US-Diplomaten einen Beschwerdebrief an das Ministerium gerichtet und sich gegen die Migrationspolitik von Präsident Donald Trump gewandt.
Gabriels Gespräch mit Pence sollte zwar im Weißen Haus stattfinden, eine Begegnung mit Trump war aber nicht vorgesehen. Am Freitag will der Vizekanzler nach New York weiterfliegen, um dort UN-Generalsekretär Antonio Guterres zu treffen.
Gabriel ist selbst erst seit Freitag im Amt. Die USA-Reise ist nach Paris sein zweiter Antrittsbesuch. Eine Brüssel-Reise sagte er am Dienstag wegen einer fiebrigen Infektion kurzfristig ab. Auch an der Kabinettssitzung am Mittwoch nahm er nicht teil.
Drängende Themen auf der internationalen Agenda
Gabriel hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, wie wichtig ihm ein möglichst früher Besuch in Washington ist. „Die Welt wartet nicht auf uns. Wir haben drängende Themen auf der internationalen Agenda, über die sich Deutschland und Amerika, genauso wie Europa und Amerika eng abstimmen sollten“, sagte er am Mittwochabend. „Und wir haben Fragen an die neue US-Administration, über ihren außenpolitischen Kurs, ihr Verhältnis zum Bündnis und zur Ordnung der Welt.“
Die Bundesregierung ist äußerst beunruhigt über den Start von Donald Trump in seine Amtszeit. Gabriel hatte dem US-Präsidenten nach dessen Antrittsrede „hoch nationalistische Töne“ vorgeworfen. Von Außenminister Tillerson und Verteidigungsminister James Mattis erhofft sich die Bundesregierung einen mäßigenden Einfluss auf den Präsidenten und ein klares Bekenntnis zur Nato.
Tillerson ist aber umstritten. Er war mehr als 40 Jahre lang Manager des Ölkonzerns ExxonMobil, zuletzt als Vorstandschef. Kritiker sehen darin eine mögliche Befangenheit. Noch am ersten Tag seiner Amtszeit unternahm der Kongress erste Schritte, um Lockerungen für die Ölindustrie zu erreichen. Seine Geschäfte haben Tillerson auch große Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin gebracht.
Notizblock