Spirale der Gewalt dreht sich weiter

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(AP)

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Ein Ende des Blutvergießens ist auch am Dienstagmorgen im Nahen Osten nicht in Sicht. Israelische Kampfflugzeuge fliegen weiter Angriffe, militante Palästinenser feuern Raketen ab. Die Diplomatie will noch Schlimmeres verhindern.

Im Nahen Osten dreht sich die Spirale der Gewalt weiter: Auch am siebten Tag nach der blutigen Eskalation des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern ist keine rasche Einigung auf eine Waffenruhe in Sicht. Während Israel auch in der Nacht zum Dienstag den Gazastreifen weiter massiv bombardiert hat, flogen nur noch wenige Raketen Richtung Israel. Nach Angaben der Streitkräfte wurden in der Nacht etwa 100 Ziele angegriffen.

Militante Palästinenser schossen zugleich fünf Raketen Richtung Israel ab, von denen zwei von der Raketenabwehr zerstört worden seien, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza-Stadt auf 110 seit vergangenen Mittwoch. In Israel starben bisher drei Zivilisten. Fast 1000 Menschen vor allem im Gazastreifen wurden verletzt.

Diplomatische Lösung

Die diplomatischen Bemühungen um eine Beendigung des Blutvergießens laufen unterdessen auf Hochtouren. Russland kritisierte indirekt die USA, eine Reaktion des Weltsicherheitsrats zu dem Konflikt zu verhindern.

Russland hat angesichts des blutigen Konflikts um den Gaza-Streifen ein baldiges Krisentreffen des sogenannten Nahost-Quartetts vorgeschlagen. Die UN-Vetomacht sei bereit, die Veranstaltung auszurichten, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag bei einem Treffen mit seiner US-Amtskollegin Hillary Clinton beim Asean-Gipfel in Kambodscha. Ein Waffenstillstand zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sei derzeit das Allerwichtigste, sagte Lawrow. Russland erkennt die Hamas als Gesprächspartner an. Die israelischen Luftschläge auf den Gazastreifen hatte Moskau als „unverhältnismäßig“ kritisiert.

Die Regierung in Washington verlegte drei Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer, um notfalls US-Bürger aus dem Krisengebiet in Sicherheit bringen zu können. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, meldete der US-Sender CNN.

Gegenseitiger Beschuss

Nach palästinensischen Angaben griffen israelische Kampfflugzeuge in der Nacht zum Dienstag unter anderem das Gebäude einer Bank in Gaza-Stadt an, über die die in dem Palästinensergebiet herrschende radikalislamische Hamas ihre Gehaltszahlungen abwickelt. Mehrere Verletzte seien anschließend in Krankenhäuser gebracht worden, meldete die Nachrichtenagentur Maan. Auch ein Regierungsgebäude und das Haus eines Milizenführers seien angegriffen worden, hieß es. Angriffe wurden auch aus Chan Junis im Süden und Beit Hanun sowie Beit Lahia im Norden des Gazastreifens gemeldet.

Nach Berichten der israelischen Nachrichtenwebsite Ynet wurden allein am Montag insgesamt 135 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert, von denen 67 auf israelischem Gebiet eingeschlagen seien. 42 weitere seien abgefangen und in der Luft zerstört worden. In der Nacht zum Dienstag schlug Ynet zufolge ein Geschoss in der Ortschaft Ofakim ein. In mehreren israelischen Ortschaften wurde Luftalarm gegeben.

Bemühungen um Waffenruhe

US-Präsident Barack Obama sprach am Montag am Telefon erneut mit dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sowie mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu über die Eskalation der Gewalt. Dabei habe er betont, dass der Raketenbeschuss Israels beendet werden müsse, teilte das Weiße Haus mit.

Zuvor war UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Kairo eingetroffen, wo die Konfliktparteien unter ägyptischer Vermittlung über die Bedingungen für eine Einstellung der gegenseitigen Angriffe verhandeln. Nach einem Treffen mit Ban zeigte sich der ägyptische Außenminister Mohamed Amr zuversichtlich, in den „kommenden Tagen“ Resultate vorweisen zu können.

Luxemburgs Außenminister forderte am Montag in einem Radio-Gespräch die EU auf, Israel vor einer Bodenoffensive im Gazastreifen abzuhalten.

UN-Sicherheitsrat uneins

Netanjahu versammelte am Montagabend seine engsten Minister um sich, um über den Fortgang der Militäroperation im Gazastreifen und eine mögliche Bodenoffensive zu beraten. Nach Angaben des israelischen Rundfunks sind bereits etwa 40 000 Reservisten einberufen worden.

In New York kam der UN-Sicherheitsrat erneut zu Beratungen zusammen. Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin warf Washington anschließend indirekt vor, eine Reaktion auf die Krise zum Schutze Israels zu blockieren. „Ein Mitglied des Sicherheitsrats – ich bin mir sicher, Sie können erraten, um welches es sich handelt – hat sehr offen angedeutet, dass es nicht bereit ist, irgendeine Reaktion des Sicherheitsrats mitzutragen“, sagte Tschurkin. Auf die Frage, ob es sich dabei um die USA handele, sagte er: „Ich möchte Ihre Frage lieber nicht direkt beantworten. Aber ihre Vermutung basiert auf Expertenwissen über die Vorgänge im Sicherheitsrat in Hinblick auf dieses Thema.“