Sieben Verdächtige freigelassen – vier noch in Gewahrsam

Sieben Verdächtige freigelassen – vier noch in Gewahrsam
(Reuters/Darren Staples)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem Anschlag in London hat die Polizei weitere "bedeutende" Festnahmen verkündet. Vier Verdächtige befanden sich nach Razzien an 21 verschiedenen Orten am Freitagabend noch in Gewahrsam, wie die Polizei mitteilte. Sieben weitere wurden freigelassen.

Unterdessen wurde ein Foto des Angreifers veröffentlicht. Der 52-Jährige Brite war nach dem Attentat am Mittwoch erschossen worden. Laut Polizei gab es Razzien an 21 verschiedenen Orten, die meisten davon im Raum London, in Birmingham und Manchester. Die Polizei erklärte, es bestehe aktuell keine Bedrohung mehr. Die Polizei versuche aber herauszufinden, ob der Täter ganz allein handelte oder ob andere ihn ermutigten, unterstützten oder anleiteten, sagte Scotland Yards Anti-Terror-Beauftragter Mark Rowley.

Der Attentäter

Bei den „bedeutenden“ Festnahmen in der Nacht zum Freitag wurden Rowley zufolge zwei Männer im Alter von 27 und 35 Jahren in Birmingham und Manchester festgenommen. Außerdem wurde eine 32-jährige Frau am Freitagmorgen in Manchester festgesetzt. Insgesamt gab es seit dem Anschlag elf Festnahmen wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Terroranschlags. Sechs Verdächtige wurden inzwischen ohne Auflagen wieder freigelassen, während eine weitere Verdächtige gegen Kaution freikam.

Radikalisiert seit 2009?

Die Polizei veröffentlichte ein Foto des Angreifers, bei dem es sich um den 52-jährigen Khalid Masood handelte. Er trat außerdem unter dem Namen Adrian Elms auf. Rowley gab den Geburtsnamen mit Adrian Russell Ajao an und bat die Öffentlichkeit um Informationen zu dem gebürtigen Briten. Masood wurde in der südostenglischen Grafschaft Kent geboren, wuchs dort in Rye auf und lebte zuletzt in der Region West Midlands. Dort liegt auch die Stadt Birmingham, die als Hochburg der britischen Islamistenszene gilt. Das bei dem Anschlag verwendete Fahrzeug wurde laut BBC ebenfalls in Birmingham angemietet. Der Täter soll nach Zeugenaussagen bis zum vergangenen Juni mit Frau und Kindern in der Großstadt gelebt haben. Zeugen beschreiben ihn als „sehr religiös“. Britische Medien berichteten, Masood sei zum Islam konvertiert und habe 2004 eine Muslimin geheiratet. Später habe er in Saudi-Arabien gearbeitet, wo er sich vor seiner Rückkehr nach Großbritannien im Jahr 2009 radikalisiert habe. Die Boulevardzeitung „Sun“ schrieb, Masood sei vor der Tat in der südlichen Küstenstadt Brighton in einem Hotel abgestiegen.Die Polizei durchsuchte das Hotel, nachdem sie im Tatfahrzeug eine entsprechende Rechnung fand.

Zwischen 1983 und 2003 geriet Masood mehrfach mit der Justiz aneinander. Er wurde wiederholt wegen Körperverletzung, Waffenbesitzes und Störung der öffentlichen Ordnung verurteilt und inhaftiert. Er galt aber nicht als Gefährder, und es liefen zuletzt keine Ermittlungen gegen ihn. Premierministerin Theresa May zufolge geriet Masood jedoch vor einigen Jahren bei Ermittlungen zu „gewalttätigem Extremismus“ als „Randfigur“ ins Visier des Geheimdienstes MI5.

Prinz Charles besucht Opfer

Der Täter hatte am Mittwochnachmittag auf der Westminster-Brücke mit seinem Auto Fußgänger angefahren und dabei eine 43-jährige Britin und einen 54-jährigen Touristen aus den USA getötet. Anschließend erstach er einen 48-jährigen Polizisten vor dem Parlament, bevor ihn die Polizei erschoss. Ein bei dem Anschlag schwer verletzter 75-Jähriger starb am Donnerstagabend im Krankenhaus. Laut Rowley gab es mindestens 50 Verletzte. Von ihnen wurden 31 im Krankenhaus behandelt, darunter zahlreiche ausländische Touristen.

Der britische Thronfolger Prinz Charles besuchte am Freitag Opfer des Anschlags im Krankenhaus. Am Freitag hielten christliche, jüdische und muslimische Geistliche eine gemeinsame Gedenkveranstaltung in der Nähe des Anschlagsortes ab. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich. Es war der erste Anschlag auf britischem Boden, den der IS für sich in Anspruch nahm.